lich, ihm allein nur sichtbar, die blauäugigte Göt- tin hinter ihm, mit schrecklichem Blick -- bei seinem gelben Haar ihn fassend -- und hielt mit weisem Rath den jungen Held zurück, -- daß er am silbernen Griff sein Schwerdt wieder in die Scheide drückte.
So ist die himmlische Pallas mitten im Krie- ge selbst noch Friedensstifterin. -- Die wilde Bel- lona hingegen, welche mit fliegendem Haar, die Geißel in der einen, die Waffen in der andern Hand, den Wagen des Kriegesgottes lenkt, ist eine untergeordnete Göttergestalt. In ihr ist nicht die erhabene Friedensstifterin, die Erfinderin der Künste noch mitten im wüthenden Treffen sicht- bar; sondern nur die rasende Wuth; die Grau- samkeit; die Mordlust; und die Zerstörung für sich allein.
Daß in Minervens hoher Götterbildung, so wie beim Apollo, das ganz Entgegengesetzte sich zusammenfindet, macht eben diese Dichtung schön, welche hier gleichsam zu einer höhern Sprache wird, die eine ganze Anzahl harmonisch ineinan- der tönender Begriffe, die sonst zerstreut und ein- zeln sind, in einem Ausdruck zusammenfaßt.
So ist Minerva die verwundende und die hei- lende; die zerstörende und die bildende; eben die Göttin, welche am Waffengetümmel und an der tobenden Feldschlacht sich ergötzt, lehrt auch die
lich, ihm allein nur ſichtbar, die blauaͤugigte Goͤt- tin hinter ihm, mit ſchrecklichem Blick — bei ſeinem gelben Haar ihn faſſend — und hielt mit weiſem Rath den jungen Held zuruͤck, — daß er am ſilbernen Griff ſein Schwerdt wieder in die Scheide druͤckte.
So iſt die himmliſche Pallas mitten im Krie- ge ſelbſt noch Friedensſtifterin. — Die wilde Bel- lona hingegen, welche mit fliegendem Haar, die Geißel in der einen, die Waffen in der andern Hand, den Wagen des Kriegesgottes lenkt, iſt eine untergeordnete Goͤttergeſtalt. In ihr iſt nicht die erhabene Friedensſtifterin, die Erfinderin der Kuͤnſte noch mitten im wuͤthenden Treffen ſicht- bar; ſondern nur die raſende Wuth; die Grau- ſamkeit; die Mordluſt; und die Zerſtoͤrung fuͤr ſich allein.
Daß in Minervens hoher Goͤtterbildung, ſo wie beim Apollo, das ganz Entgegengeſetzte ſich zuſammenfindet, macht eben dieſe Dichtung ſchoͤn, welche hier gleichſam zu einer hoͤhern Sprache wird, die eine ganze Anzahl harmoniſch ineinan- der toͤnender Begriffe, die ſonſt zerſtreut und ein- zeln ſind, in einem Ausdruck zuſammenfaßt.
So iſt Minerva die verwundende und die hei- lende; die zerſtoͤrende und die bildende; eben die Goͤttin, welche am Waffengetuͤmmel und an der tobenden Feldſchlacht ſich ergoͤtzt, lehrt auch die
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lich, ihm allein nur ſichtbar, die blauaͤugigte Goͤt-
tin hinter ihm, mit ſchrecklichem Blick — bei
ſeinem gelben Haar ihn faſſend — und hielt mit
weiſem Rath den jungen Held zuruͤck, — daß er
am ſilbernen Griff ſein Schwerdt wieder in die
Scheide druͤckte.
So iſt die himmliſche Pallas mitten im Krie-
ge ſelbſt noch Friedensſtifterin. — Die wilde Bel-
lona hingegen, welche mit fliegendem Haar, die
Geißel in der einen, die Waffen in der andern
Hand, den Wagen des Kriegesgottes lenkt, iſt
eine untergeordnete Goͤttergeſtalt. In ihr iſt nicht
die erhabene Friedensſtifterin, die Erfinderin der
Kuͤnſte noch mitten im wuͤthenden Treffen ſicht-
bar; ſondern nur die raſende Wuth; die Grau-
ſamkeit; die Mordluſt; und die Zerſtoͤrung fuͤr
ſich allein.
Daß in Minervens hoher Goͤtterbildung, ſo
wie beim Apollo, das ganz Entgegengeſetzte ſich
zuſammenfindet, macht eben dieſe Dichtung ſchoͤn,
welche hier gleichſam zu einer hoͤhern Sprache
wird, die eine ganze Anzahl harmoniſch ineinan-
der toͤnender Begriffe, die ſonſt zerſtreut und ein-
zeln ſind, in einem Ausdruck zuſammenfaßt.
So iſt Minerva die verwundende und die hei-
lende; die zerſtoͤrende und die bildende; eben die
Goͤttin, welche am Waffengetuͤmmel und an der
tobenden Feldſchlacht ſich ergoͤtzt, lehrt auch die
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/157>, abgerufen am 24.11.2024.
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