Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.
Die Erklärung von Vorstellung ist die Reinholdsche Erklärung der bloßen Vorstellung (Elementarphylosophie §.V.).
Die Erklaͤrung von Vorstellung ist die Reinholdsche Erklaͤrung der bloßen Vorstellung (Elementarphylosophie §.V.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0009" n="9"/><lb/> Arten des Bewußtseyns, denen allen das allgemeine Praͤdikat <hi rendition="#b">Bewußtseyn</hi> zukoͤmmt. Sie sind zwar <hi rendition="#b">unzertrennlich,</hi> aber doch <hi rendition="#b">verschieden</hi> von einander. Das <hi rendition="#b">Bewußtseyn</hi> ist die allgemeinste Form, und ist in Ansehung der Seele der <hi rendition="#b">Ausdehnung</hi> in Ansehung des Koͤrpers aͤhnlich. Ausdehnung uͤberhaupt (unbestimmt) kann zwar nicht <hi rendition="#b">getrennt</hi> von einer besondern Art der Ausdehnung (einer besondern Figur) aber doch <hi rendition="#b">verschieden</hi> von derselben im Gemuͤthe statt finden. So kann auch Bewußtseyn uͤberhaupt abstrahirt von der besondern Art des Bewußtseyns nicht durch innere Merkmale <choice><corr>gedacht; durch</corr><sic>gedacht. Durch</sic></choice> Hinzukommen der besondern spezifischen Bestimmung hingegen, nicht nur als diese besondre Art des Bewußtseyns, sondern als Bewußtseyn uͤberhaupt erkannt werden. Daher kann Bewußtseyn uͤberhaupt ohne Zirkel nicht definirt werden, weil es als das allgemeinste Merkmal in allen Definitionen vorkommen muß. Das wirkliche Beziehen oder Bezogenwerden einer Vorstellung auf ihr Objekt und Subjekt macht also nicht das <hi rendition="#b">Bewußtseyn uͤberhaupt,</hi> sondern eine <hi rendition="#b">besondere Art</hi> desselben aus. Die Erklaͤrung des Verfassers (welche die Reinholdsche Erklaͤrung ist) ist also zu Folge des Sprachgebrauchs zu enge. </p> <p>Die Erklaͤrung von Vorstellung ist die Reinholdsche Erklaͤrung der <hi rendition="#b">bloßen Vorstellung</hi> (Elementarphylosophie §.V.). </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0009]
Arten des Bewußtseyns, denen allen das allgemeine Praͤdikat Bewußtseyn zukoͤmmt. Sie sind zwar unzertrennlich, aber doch verschieden von einander. Das Bewußtseyn ist die allgemeinste Form, und ist in Ansehung der Seele der Ausdehnung in Ansehung des Koͤrpers aͤhnlich. Ausdehnung uͤberhaupt (unbestimmt) kann zwar nicht getrennt von einer besondern Art der Ausdehnung (einer besondern Figur) aber doch verschieden von derselben im Gemuͤthe statt finden. So kann auch Bewußtseyn uͤberhaupt abstrahirt von der besondern Art des Bewußtseyns nicht durch innere Merkmale gedacht; durch Hinzukommen der besondern spezifischen Bestimmung hingegen, nicht nur als diese besondre Art des Bewußtseyns, sondern als Bewußtseyn uͤberhaupt erkannt werden. Daher kann Bewußtseyn uͤberhaupt ohne Zirkel nicht definirt werden, weil es als das allgemeinste Merkmal in allen Definitionen vorkommen muß. Das wirkliche Beziehen oder Bezogenwerden einer Vorstellung auf ihr Objekt und Subjekt macht also nicht das Bewußtseyn uͤberhaupt, sondern eine besondere Art desselben aus. Die Erklaͤrung des Verfassers (welche die Reinholdsche Erklaͤrung ist) ist also zu Folge des Sprachgebrauchs zu enge.
Die Erklaͤrung von Vorstellung ist die Reinholdsche Erklaͤrung der bloßen Vorstellung (Elementarphylosophie §.V.).
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