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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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er sich endlich in das Pflegma verliert, welches seine Buchstaben gerundet, mit ziemlich dick aufgetragenen und groben Farben hinlegt. Sein Arm, seine Hand ist mit zu vielem Fette umwunden, um in seinen Bewegungen spitzige Winkel zu machen. --

Nichts ist lächerlicher, als den Brief eines gichtischen Hektikers zu sehen: wie er seinen ganzen Körper in gichtischen Zuckungen bewegt: so ist auch seine Handschrift, wie eine Hogarthsche Tanzgesellschaft, die in tausend Winkeln ihre Pas vor- rückwärts und zur Seite macht. --

Jn wie fern von Empfindung, Grundsätze, Verstand, Geist, Genie abhängt; in so fern ist auch aus der Handschrift analogisch gewisse Schlußart auf Anlage, Talent, den Geist und Kopf ihres Verfassers möglich. -- Kritiker -- Geschichtswisser -- Mathematiker will ich wohl unter tausend Handschriften mir Gewißheit herausfinden, und habe sie auch jederzeit, ohne mich zu trügen, herausgefunden. Eben darum ist es so leicht, diese zu erkennen, weil die Nerven und der Körperbau die erste Veranlassung und Anreitz zu diesen Wissenschaften ist. Der Kritiker scheint mir blos eine Geburt des unruhigen, gichtischen, empfindlichen, überall Anstoß findenden scharfen Nervengeistes. Der Mathematiker eine Geburt des festen, starken, unempfindlichen Nervens: -- und der Geschichtswisser -- des sanguinischen Bluts, in wie fern dadurch das


er sich endlich in das Pflegma verliert, welches seine Buchstaben gerundet, mit ziemlich dick aufgetragenen und groben Farben hinlegt. Sein Arm, seine Hand ist mit zu vielem Fette umwunden, um in seinen Bewegungen spitzige Winkel zu machen. —

Nichts ist laͤcherlicher, als den Brief eines gichtischen Hektikers zu sehen: wie er seinen ganzen Koͤrper in gichtischen Zuckungen bewegt: so ist auch seine Handschrift, wie eine Hogarthsche Tanzgesellschaft, die in tausend Winkeln ihre Pas vor- ruͤckwaͤrts und zur Seite macht. —

Jn wie fern von Empfindung, Grundsaͤtze, Verstand, Geist, Genie abhaͤngt; in so fern ist auch aus der Handschrift analogisch gewisse Schlußart auf Anlage, Talent, den Geist und Kopf ihres Verfassers moͤglich. — Kritiker — Geschichtswisser — Mathematiker will ich wohl unter tausend Handschriften mir Gewißheit herausfinden, und habe sie auch jederzeit, ohne mich zu truͤgen, herausgefunden. Eben darum ist es so leicht, diese zu erkennen, weil die Nerven und der Koͤrperbau die erste Veranlassung und Anreitz zu diesen Wissenschaften ist. Der Kritiker scheint mir blos eine Geburt des unruhigen, gichtischen, empfindlichen, uͤberall Anstoß findenden scharfen Nervengeistes. Der Mathematiker eine Geburt des festen, starken, unempfindlichen Nervens: — und der Geschichtswisser — des sanguinischen Bluts, in wie fern dadurch das

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[64/0064] er sich endlich in das Pflegma verliert, welches seine Buchstaben gerundet, mit ziemlich dick aufgetragenen und groben Farben hinlegt. Sein Arm, seine Hand ist mit zu vielem Fette umwunden, um in seinen Bewegungen spitzige Winkel zu machen. — Nichts ist laͤcherlicher, als den Brief eines gichtischen Hektikers zu sehen: wie er seinen ganzen Koͤrper in gichtischen Zuckungen bewegt: so ist auch seine Handschrift, wie eine Hogarthsche Tanzgesellschaft, die in tausend Winkeln ihre Pas vor- ruͤckwaͤrts und zur Seite macht. — Jn wie fern von Empfindung, Grundsaͤtze, Verstand, Geist, Genie abhaͤngt; in so fern ist auch aus der Handschrift analogisch gewisse Schlußart auf Anlage, Talent, den Geist und Kopf ihres Verfassers moͤglich. — Kritiker — Geschichtswisser — Mathematiker will ich wohl unter tausend Handschriften mir Gewißheit herausfinden, und habe sie auch jederzeit, ohne mich zu truͤgen, herausgefunden. Eben darum ist es so leicht, diese zu erkennen, weil die Nerven und der Koͤrperbau die erste Veranlassung und Anreitz zu diesen Wissenschaften ist. Der Kritiker scheint mir blos eine Geburt des unruhigen, gichtischen, empfindlichen, uͤberall Anstoß findenden scharfen Nervengeistes. Der Mathematiker eine Geburt des festen, starken, unempfindlichen Nervens: — und der Geschichtswisser — des sanguinischen Bluts, in wie fern dadurch das

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/64>, abgerufen am 23.11.2024.