Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.
Von dieser Art war ferner der berüchtigte Schabati nZebi, am Ende des vorigen Jahrhunderts, der sich zum Messias aufwarf, und das ganze Zeremonialgesetz, besonders die Rabbinischen Satzungen, abschaffen wollte. Ein auf die Vernunft gegründetes Moralsystem wäre, nach den tief eingewurzelten Vorurtheilen der Nation zu damaliger Zeit, unvermögend gewesen, eine heilsame Reformation zu bewerkstelligen. Man mußte daher Vorurtheile und Schwärmereien Vorurtheilen und Schwärmereien entgegen setzen. Dieses geschahe aber, nach der Entwickelung des B. J., auf folgende Weise. Eine geheime Gesellschaft, deren Stifter aus den Mißvergnügten der Nation bestanden, hatte schon längst in derselben Wurzel gefaßt. Ein gewisser Französischer Rabbiner, mit Nahmen Rabbi Moses de Lion, soll, nach dem Rabbi Joseph Candia, den Sohar verfertigt, und als ein altes Buch, das den berühmten Talmudisten Rabbi Simon Ben Jechoi zum Verfasser hätte, der Nation untergeschoben haben. Dieses Buch ist in der Syrischen Sprache, in einem sehr erhabenen Stile, abgefaßt, und enthält die Auslegung der heiligen Schrift nach den Grundsätzen der Kabala, oder
Von dieser Art war ferner der beruͤchtigte Schabati nZebi, am Ende des vorigen Jahrhunderts, der sich zum Messias aufwarf, und das ganze Zeremonialgesetz, besonders die Rabbinischen Satzungen, abschaffen wollte. Ein auf die Vernunft gegruͤndetes Moralsystem waͤre, nach den tief eingewurzelten Vorurtheilen der Nation zu damaliger Zeit, unvermoͤgend gewesen, eine heilsame Reformation zu bewerkstelligen. Man mußte daher Vorurtheile und Schwaͤrmereien Vorurtheilen und Schwaͤrmereien entgegen setzen. Dieses geschahe aber, nach der Entwickelung des B. J., auf folgende Weise. Eine geheime Gesellschaft, deren Stifter aus den Mißvergnuͤgten der Nation bestanden, hatte schon laͤngst in derselben Wurzel gefaßt. Ein gewisser Franzoͤsischer Rabbiner, mit Nahmen Rabbi Moses de Lion, soll, nach dem Rabbi Joseph Candia, den Sohar verfertigt, und als ein altes Buch, das den beruͤhmten Talmudisten Rabbi Simon Ben Jechoi zum Verfasser haͤtte, der Nation untergeschoben haben. Dieses Buch ist in der Syrischen Sprache, in einem sehr erhabenen Stile, abgefaßt, und enthaͤlt die Auslegung der heiligen Schrift nach den Grundsaͤtzen der Kabala, oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0066" n="66"/><lb/> system</hi> (zu dem sich dieses Zeremonialsystem als Mittel zum Zwecke verhielt) zuruͤckfuͤhrte, wodurch zum wenigsten die Reformation Eines Theils der Nation bewerkstelligt wurde.</p> <p>Von dieser Art war ferner der beruͤchtigte <hi rendition="#b">Schabati nZebi,</hi> am Ende des vorigen Jahrhunderts, der sich zum Messias aufwarf, und das ganze Zeremonialgesetz, besonders die Rabbinischen Satzungen, abschaffen wollte. Ein auf die Vernunft gegruͤndetes Moralsystem waͤre, nach den tief eingewurzelten Vorurtheilen der Nation zu damaliger Zeit, unvermoͤgend gewesen, eine heilsame Reformation zu bewerkstelligen. Man mußte daher Vorurtheile und Schwaͤrmereien Vorurtheilen und Schwaͤrmereien entgegen setzen. Dieses geschahe aber, nach der Entwickelung des <hi rendition="#b">B. J.,</hi> auf folgende Weise. Eine geheime Gesellschaft, deren Stifter <hi rendition="#b">aus den Mißvergnuͤgten der Nation</hi> bestanden, hatte schon laͤngst in derselben Wurzel gefaßt. Ein gewisser Franzoͤsischer Rabbiner, mit Nahmen <hi rendition="#b">Rabbi Moses de Lion,</hi> soll, nach dem <hi rendition="#b">Rabbi Joseph Candia,</hi> den <hi rendition="#b">Sohar</hi> verfertigt, und als ein altes Buch, das den beruͤhmten Talmudisten <hi rendition="#b">Rabbi Simon Ben Jechoi</hi> zum Verfasser haͤtte, der Nation untergeschoben haben. Dieses Buch ist in der Syrischen Sprache, in einem sehr erhabenen Stile, abgefaßt, und enthaͤlt die Auslegung der heiligen Schrift nach den Grundsaͤtzen der Kabala, oder<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0066]
system (zu dem sich dieses Zeremonialsystem als Mittel zum Zwecke verhielt) zuruͤckfuͤhrte, wodurch zum wenigsten die Reformation Eines Theils der Nation bewerkstelligt wurde.
Von dieser Art war ferner der beruͤchtigte Schabati nZebi, am Ende des vorigen Jahrhunderts, der sich zum Messias aufwarf, und das ganze Zeremonialgesetz, besonders die Rabbinischen Satzungen, abschaffen wollte. Ein auf die Vernunft gegruͤndetes Moralsystem waͤre, nach den tief eingewurzelten Vorurtheilen der Nation zu damaliger Zeit, unvermoͤgend gewesen, eine heilsame Reformation zu bewerkstelligen. Man mußte daher Vorurtheile und Schwaͤrmereien Vorurtheilen und Schwaͤrmereien entgegen setzen. Dieses geschahe aber, nach der Entwickelung des B. J., auf folgende Weise. Eine geheime Gesellschaft, deren Stifter aus den Mißvergnuͤgten der Nation bestanden, hatte schon laͤngst in derselben Wurzel gefaßt. Ein gewisser Franzoͤsischer Rabbiner, mit Nahmen Rabbi Moses de Lion, soll, nach dem Rabbi Joseph Candia, den Sohar verfertigt, und als ein altes Buch, das den beruͤhmten Talmudisten Rabbi Simon Ben Jechoi zum Verfasser haͤtte, der Nation untergeschoben haben. Dieses Buch ist in der Syrischen Sprache, in einem sehr erhabenen Stile, abgefaßt, und enthaͤlt die Auslegung der heiligen Schrift nach den Grundsaͤtzen der Kabala, oder
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/66>, abgerufen am 17.02.2025. |