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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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Die Veranlassung zur Entstehung dieser Sekte war die folgende.*)

Es ist bekannt, daß seit der Zeit, da die Juden ihren Staat verloren, und unter andere Nationen, wo sie mehr oder weniger tolerirt werden, zerstreuet wurden, sie keine andere innere Verfassung haben, wodurch sie zusammengehalten werden, und bei ihrer politischen Zerstreuung dennoch ein organisirtes Ganzes ausmachen, als ihre Religionsverfassung. Jhre Vorsteher ließen sich daher stets nichts so sehr angelegen seyn, als, nach dem Verfalle ihres Staats, dieses Band, als das einzige, wodurch sie noch eine Nation ausmachen, desto mehr zu befestigen. Weil aber ihre Glaubenslehren und Religionsgesetze aus der heiligen Schrift ihren Ursprung nehmen, diese aber in Ansehung ihrer Auslegung und Anwendung auf besondere Fälle viel Unbestimmtes enthält, so mußte die Tradition zu Hülfe genommen werden, wodurch die Art der Auslegung der heiligen Schrift sowohl, als der Ableitung der, durch diese unbestimmt gelassenen Fälle,

*) Der Biograph des B. J. glaubt, daß in unsern Zeiten, da über geheime Gesellschaften so viel pro und kontra gesprochen wird, die Geschichte einer besondern geheimen Gesellschaft, worin B. J., obzwar nur eine kurze Zeit, verwickelt war, in seiner Lebensgeschichte nicht übergangen werden dürfe; und in diesem Magazine verdient diese Geschichte in psychologischer Rücksicht vorzüglich eine Stelle.

Die Veranlassung zur Entstehung dieser Sekte war die folgende.*)

Es ist bekannt, daß seit der Zeit, da die Juden ihren Staat verloren, und unter andere Nationen, wo sie mehr oder weniger tolerirt werden, zerstreuet wurden, sie keine andere innere Verfassung haben, wodurch sie zusammengehalten werden, und bei ihrer politischen Zerstreuung dennoch ein organisirtes Ganzes ausmachen, als ihre Religionsverfassung. Jhre Vorsteher ließen sich daher stets nichts so sehr angelegen seyn, als, nach dem Verfalle ihres Staats, dieses Band, als das einzige, wodurch sie noch eine Nation ausmachen, desto mehr zu befestigen. Weil aber ihre Glaubenslehren und Religionsgesetze aus der heiligen Schrift ihren Ursprung nehmen, diese aber in Ansehung ihrer Auslegung und Anwendung auf besondere Faͤlle viel Unbestimmtes enthaͤlt, so mußte die Tradition zu Huͤlfe genommen werden, wodurch die Art der Auslegung der heiligen Schrift sowohl, als der Ableitung der, durch diese unbestimmt gelassenen Faͤlle,

*) Der Biograph des B. J. glaubt, daß in unsern Zeiten, da uͤber geheime Gesellschaften so viel pro und kontra gesprochen wird, die Geschichte einer besondern geheimen Gesellschaft, worin B. J., obzwar nur eine kurze Zeit, verwickelt war, in seiner Lebensgeschichte nicht uͤbergangen werden duͤrfe; und in diesem Magazine verdient diese Geschichte in psychologischer Ruͤcksicht vorzuͤglich eine Stelle.
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[64/0064] Die Veranlassung zur Entstehung dieser Sekte war die folgende.*) Es ist bekannt, daß seit der Zeit, da die Juden ihren Staat verloren, und unter andere Nationen, wo sie mehr oder weniger tolerirt werden, zerstreuet wurden, sie keine andere innere Verfassung haben, wodurch sie zusammengehalten werden, und bei ihrer politischen Zerstreuung dennoch ein organisirtes Ganzes ausmachen, als ihre Religionsverfassung. Jhre Vorsteher ließen sich daher stets nichts so sehr angelegen seyn, als, nach dem Verfalle ihres Staats, dieses Band, als das einzige, wodurch sie noch eine Nation ausmachen, desto mehr zu befestigen. Weil aber ihre Glaubenslehren und Religionsgesetze aus der heiligen Schrift ihren Ursprung nehmen, diese aber in Ansehung ihrer Auslegung und Anwendung auf besondere Faͤlle viel Unbestimmtes enthaͤlt, so mußte die Tradition zu Huͤlfe genommen werden, wodurch die Art der Auslegung der heiligen Schrift sowohl, als der Ableitung der, durch diese unbestimmt gelassenen Faͤlle, *) Der Biograph des B. J. glaubt, daß in unsern Zeiten, da uͤber geheime Gesellschaften so viel pro und kontra gesprochen wird, die Geschichte einer besondern geheimen Gesellschaft, worin B. J., obzwar nur eine kurze Zeit, verwickelt war, in seiner Lebensgeschichte nicht uͤbergangen werden duͤrfe; und in diesem Magazine verdient diese Geschichte in psychologischer Ruͤcksicht vorzuͤglich eine Stelle.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/64>, abgerufen am 23.11.2024.