Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.
Ungefähr um diese Zeit wurde B. J. mit einer damals emporkommenden Sekte seiner Nation, die neue Chasidim genannt, bekannt. Chasidim überhaupt heißen bei den Hebräern die Frommen, d.h. diejenigen, die sich durch Ausübung der strengsten
Ungefaͤhr um diese Zeit wurde B. J. mit einer damals emporkommenden Sekte seiner Nation, die neue Chasidim genannt, bekannt. Chasidim uͤberhaupt heißen bei den Hebraͤern die Frommen, d.h. diejenigen, die sich durch Ausuͤbung der strengsten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0059" n="59"/><lb/> haupt, wovon er bis jetzt nichts gewußt hatte, in Verwunderung gesetzt. Jener hingegen versicherte ihn, das Nachtwandeln sey sein gewoͤhnlicher Zufall, der uͤbrigens nichts zu bedeuten haͤtte, nur der Umstand mit dem <hi rendition="#b">Jore deah, Hilchoth Eweloth,</hi> mache ihm ein Ungluͤck ahnden. Darauf ritt er fort, kam in seiner Mutter Haus, und fand sie beim Naͤhrahmen sitzen. Sie fragte ihn nach der Ursache seines Kommens; er gab ihr zur Antwort, er kaͤme blos sie zu besuchen, weil er sie schon lange nicht gesehen habe. Nachdem er da wohl ausgeruht hatte ritt er wieder zuruͤck, seine Unruhe wurde aber dennoch nicht gaͤnzlich gehoben. Der Gedanke an den <hi rendition="#b">Jore deah, Hilchoth Eweloth,</hi> gieng ihm nicht aus dem Kopfe. Den dritten Tag darauf entstand in der Stadt, wo seine Mutter wohnte, eine Feuersbrunst, und seine Mutter, indem sie ihre Habseeligkeit retten wollte, mußte im Brande umkommen. Man sahe hier in diesem Dorfe das Feuer (weil das Dorf nur eine Stunde davon entfernt war). Der arme Hofmeister fieng an zu jammern und zu wehklagen, als wuͤßte er ganz gewiß, daß seine Mutter im Brande umgekommen sey, ritt schleunig nach der Stadt, und fand was ihm geahndet hatte.</p> <p>Ungefaͤhr um diese Zeit wurde <hi rendition="#b">B. J.</hi> mit einer damals emporkommenden Sekte seiner Nation, die <hi rendition="#b">neue Chasidim</hi> genannt, bekannt. <hi rendition="#b">Chasidim</hi> uͤberhaupt heißen bei den Hebraͤern die <hi rendition="#b">Frommen,</hi> d.h. diejenigen, die sich durch Ausuͤbung der strengsten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0059]
haupt, wovon er bis jetzt nichts gewußt hatte, in Verwunderung gesetzt. Jener hingegen versicherte ihn, das Nachtwandeln sey sein gewoͤhnlicher Zufall, der uͤbrigens nichts zu bedeuten haͤtte, nur der Umstand mit dem Jore deah, Hilchoth Eweloth, mache ihm ein Ungluͤck ahnden. Darauf ritt er fort, kam in seiner Mutter Haus, und fand sie beim Naͤhrahmen sitzen. Sie fragte ihn nach der Ursache seines Kommens; er gab ihr zur Antwort, er kaͤme blos sie zu besuchen, weil er sie schon lange nicht gesehen habe. Nachdem er da wohl ausgeruht hatte ritt er wieder zuruͤck, seine Unruhe wurde aber dennoch nicht gaͤnzlich gehoben. Der Gedanke an den Jore deah, Hilchoth Eweloth, gieng ihm nicht aus dem Kopfe. Den dritten Tag darauf entstand in der Stadt, wo seine Mutter wohnte, eine Feuersbrunst, und seine Mutter, indem sie ihre Habseeligkeit retten wollte, mußte im Brande umkommen. Man sahe hier in diesem Dorfe das Feuer (weil das Dorf nur eine Stunde davon entfernt war). Der arme Hofmeister fieng an zu jammern und zu wehklagen, als wuͤßte er ganz gewiß, daß seine Mutter im Brande umgekommen sey, ritt schleunig nach der Stadt, und fand was ihm geahndet hatte.
Ungefaͤhr um diese Zeit wurde B. J. mit einer damals emporkommenden Sekte seiner Nation, die neue Chasidim genannt, bekannt. Chasidim uͤberhaupt heißen bei den Hebraͤern die Frommen, d.h. diejenigen, die sich durch Ausuͤbung der strengsten
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