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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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und himmlischen, welche Grundlage zum Bauen darauf das Licht der Welt von Nazareth auch am besten verstand, und zeigte bis auf diesen Tag. Dabei gedachte er auch zu bleiben, zu leben und zu sterben, und keine Spekulation noch spekulative Kritik mehr zu achten,*) außer dem praktischen höchsten Vernunftgesetz, und ihm gemäß, je genauer je besser. So beurtheilte er nun alles rückwärts, alles Spekulative nach dem höchsten Praktischen.*)

Der Reinholdische Grundsatz des Bewußtseyns, nun, der ihm ganz unschuldig vorkam, als Fundament einer neuen universalen Elementarphilosophie, konnte ihn endlich durch den deutschen Merkur am dringendsten erwecken, von neuem einmal ein philosophisches Elementarstudium anzufangen. Sein Alter machte ihn nur etwa um ein Jahr jünger als den großen Kant, ließ ihn doch auf platonischem Popularitätsgeschmack, den er am Hof erhalten, am Herzen und Kopf frei, munter, heiter und aufgeräumt, so schwer beladen auch nur sein Styl seyn mag (nur nicht so kerngut als Hallers und Persii Satyren, Pindar und Epiktet, seine frühen Lieblinge), nachdem er über ein halb Jahrhundert die

*) Also nicht einmal eine Spekulation noch spekulative Kritik zu achten! S. M.
*) Jch wünschte von H. Obereit belehrt zu werden, wie er doch die mathematischen Wahrheiten nach dem Praktischen beurtheilen mag? S. M.


und himmlischen, welche Grundlage zum Bauen darauf das Licht der Welt von Nazareth auch am besten verstand, und zeigte bis auf diesen Tag. Dabei gedachte er auch zu bleiben, zu leben und zu sterben, und keine Spekulation noch spekulative Kritik mehr zu achten,*) außer dem praktischen hoͤchsten Vernunftgesetz, und ihm gemaͤß, je genauer je besser. So beurtheilte er nun alles ruͤckwaͤrts, alles Spekulative nach dem hoͤchsten Praktischen.*)

Der Reinholdische Grundsatz des Bewußtseyns, nun, der ihm ganz unschuldig vorkam, als Fundament einer neuen universalen Elementarphilosophie, konnte ihn endlich durch den deutschen Merkur am dringendsten erwecken, von neuem einmal ein philosophisches Elementarstudium anzufangen. Sein Alter machte ihn nur etwa um ein Jahr juͤnger als den großen Kant, ließ ihn doch auf platonischem Popularitaͤtsgeschmack, den er am Hof erhalten, am Herzen und Kopf frei, munter, heiter und aufgeraͤumt, so schwer beladen auch nur sein Styl seyn mag (nur nicht so kerngut als Hallers und Persii Satyren, Pindar und Epiktet, seine fruͤhen Lieblinge), nachdem er uͤber ein halb Jahrhundert die

*) Also nicht einmal eine Spekulation noch spekulative Kritik zu achten! S. M.
*) Jch wuͤnschte von H. Obereit belehrt zu werden, wie er doch die mathematischen Wahrheiten nach dem Praktischen beurtheilen mag? S. M.
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[114/0114] und himmlischen, welche Grundlage zum Bauen darauf das Licht der Welt von Nazareth auch am besten verstand, und zeigte bis auf diesen Tag. Dabei gedachte er auch zu bleiben, zu leben und zu sterben, und keine Spekulation noch spekulative Kritik mehr zu achten,*) außer dem praktischen hoͤchsten Vernunftgesetz, und ihm gemaͤß, je genauer je besser. So beurtheilte er nun alles ruͤckwaͤrts, alles Spekulative nach dem hoͤchsten Praktischen.*) Der Reinholdische Grundsatz des Bewußtseyns, nun, der ihm ganz unschuldig vorkam, als Fundament einer neuen universalen Elementarphilosophie, konnte ihn endlich durch den deutschen Merkur am dringendsten erwecken, von neuem einmal ein philosophisches Elementarstudium anzufangen. Sein Alter machte ihn nur etwa um ein Jahr juͤnger als den großen Kant, ließ ihn doch auf platonischem Popularitaͤtsgeschmack, den er am Hof erhalten, am Herzen und Kopf frei, munter, heiter und aufgeraͤumt, so schwer beladen auch nur sein Styl seyn mag (nur nicht so kerngut als Hallers und Persii Satyren, Pindar und Epiktet, seine fruͤhen Lieblinge), nachdem er uͤber ein halb Jahrhundert die *) Also nicht einmal eine Spekulation noch spekulative Kritik zu achten! S. M. *) Jch wuͤnschte von H. Obereit belehrt zu werden, wie er doch die mathematischen Wahrheiten nach dem Praktischen beurtheilen mag? S. M.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/114>, abgerufen am 25.11.2024.