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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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praktischen Religionsphilosophie empfänglich. Die besteht ganz einfältig in geradem Rechtthun, und damit alles an Gott überlassen, ihm folgen im guten Thun und Leiden, und darin mit Ruhe der Seele, des Vertrauens auf Gott und sein Ebenbild, ins Unendliche fortgehen. Alles geht stufenweise zur Einfalt der ewigen Natur, und sprungweise kanns und solls nicht.

Bei diesem stillen und sanften Geistesübergang in allgemeine Einfachheit, wurde sie eine Herzensvertraute unsers anfangs gedachten Schweizer-Philosophen, den wir Arcas nennen, als ganzen Freund der Arkadischen Natureinfalt. Sie eröfnete ihm gelegentlich alle ihre Herzens- und Geistesbeschaffenheit, ihrer Angelegenheit gemäß, so viel sie davon wie stammelnd ausdrücken konnte, weil sie keine metaphysisch abstrakte Sprache gelernt hatte, und er verstand sie ganz und gab ihr simpeln Beifall, wo sie den rechten Weg traf, nach seiner Einsicht, zu allgemeiner Billigkeit der Achtung für Gott und den Nächsten, und schnitt nur im Rathen allmählich ab, was überflüssig von zu großem Eifer des Naturels schiene, um ihr Wesen in mehr Gleichgewicht und damit in guten Bestand und ebenmäßigen Fortgang zu bringen, zumal aller Bestand, der Beharrungsstand aller Dinge, geistig und physisch (nach des simpeln Naturäquators, des grundverständigen Schweizers Lamberts Philosophie, wie nach aller Welt Erfahrung, deren Grund auch Herders Gott


praktischen Religionsphilosophie empfaͤnglich. Die besteht ganz einfaͤltig in geradem Rechtthun, und damit alles an Gott uͤberlassen, ihm folgen im guten Thun und Leiden, und darin mit Ruhe der Seele, des Vertrauens auf Gott und sein Ebenbild, ins Unendliche fortgehen. Alles geht stufenweise zur Einfalt der ewigen Natur, und sprungweise kanns und solls nicht.

Bei diesem stillen und sanften Geistesuͤbergang in allgemeine Einfachheit, wurde sie eine Herzensvertraute unsers anfangs gedachten Schweizer-Philosophen, den wir Arcas nennen, als ganzen Freund der Arkadischen Natureinfalt. Sie eroͤfnete ihm gelegentlich alle ihre Herzens- und Geistesbeschaffenheit, ihrer Angelegenheit gemaͤß, so viel sie davon wie stammelnd ausdruͤcken konnte, weil sie keine metaphysisch abstrakte Sprache gelernt hatte, und er verstand sie ganz und gab ihr simpeln Beifall, wo sie den rechten Weg traf, nach seiner Einsicht, zu allgemeiner Billigkeit der Achtung fuͤr Gott und den Naͤchsten, und schnitt nur im Rathen allmaͤhlich ab, was uͤberfluͤssig von zu großem Eifer des Naturels schiene, um ihr Wesen in mehr Gleichgewicht und damit in guten Bestand und ebenmaͤßigen Fortgang zu bringen, zumal aller Bestand, der Beharrungsstand aller Dinge, geistig und physisch (nach des simpeln Naturaͤquators, des grundverstaͤndigen Schweizers Lamberts Philosophie, wie nach aller Welt Erfahrung, deren Grund auch Herders Gott

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[101/0101] praktischen Religionsphilosophie empfaͤnglich. Die besteht ganz einfaͤltig in geradem Rechtthun, und damit alles an Gott uͤberlassen, ihm folgen im guten Thun und Leiden, und darin mit Ruhe der Seele, des Vertrauens auf Gott und sein Ebenbild, ins Unendliche fortgehen. Alles geht stufenweise zur Einfalt der ewigen Natur, und sprungweise kanns und solls nicht. Bei diesem stillen und sanften Geistesuͤbergang in allgemeine Einfachheit, wurde sie eine Herzensvertraute unsers anfangs gedachten Schweizer-Philosophen, den wir Arcas nennen, als ganzen Freund der Arkadischen Natureinfalt. Sie eroͤfnete ihm gelegentlich alle ihre Herzens- und Geistesbeschaffenheit, ihrer Angelegenheit gemaͤß, so viel sie davon wie stammelnd ausdruͤcken konnte, weil sie keine metaphysisch abstrakte Sprache gelernt hatte, und er verstand sie ganz und gab ihr simpeln Beifall, wo sie den rechten Weg traf, nach seiner Einsicht, zu allgemeiner Billigkeit der Achtung fuͤr Gott und den Naͤchsten, und schnitt nur im Rathen allmaͤhlich ab, was uͤberfluͤssig von zu großem Eifer des Naturels schiene, um ihr Wesen in mehr Gleichgewicht und damit in guten Bestand und ebenmaͤßigen Fortgang zu bringen, zumal aller Bestand, der Beharrungsstand aller Dinge, geistig und physisch (nach des simpeln Naturaͤquators, des grundverstaͤndigen Schweizers Lamberts Philosophie, wie nach aller Welt Erfahrung, deren Grund auch Herders Gott

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/101>, abgerufen am 23.11.2024.