Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Wort Anziehungskraft ist hier das x, dessen Größe aus den gegebenen Bedingungen bestimmt werden soll.

Die Empiriker haben allerdings Recht, die Erfahrung zur Grundlage ihrer Naturerkenntniß zu machen. Nur muß diese nach den logischen Gesetzen der Erfahrung geschehen, wodurch die Erfahrungserkenntniß zu einer Erkenntniß a priori erhoben, und durch die Mathematik bestimmt werden kann.

Endlich haben auch die Mechaniker Recht, wenn sie die Naturerscheinungen aus den bekannten mechanischen Gesetzen auf besondere Fälle angewandt zu erklären suchen. Nur müssen sie hierin die Gränzen nicht überschreiten, und um den Mangel der Erfahrung zu ersetzen, ihrer Hypothese angemessene Figuren und Lagen der kleinsten körperlichen Theile erdichten.

Diese Bemerkungen treffen auch insbesondere in Ansehung der Arzeneikunde ein.

Die alten Aerzte verbargen ihre Weisheit unter Hieroglyphen. Diese gaben hernach Anlaß zu manchen abergläubischen Kuren, zum Glauben an die Kraft der Zahlen und Buchstaben, Amuletten und dergleichen.

Hippokrates war ein guter Empiriker, Galenus, ein Peripathetiker; Boerhave verband mit der Methode der Alten noch die Mathematik und Chimie. Hoffmann richtete seine Hauptauf-


Das Wort Anziehungskraft ist hier das x, dessen Groͤße aus den gegebenen Bedingungen bestimmt werden soll.

Die Empiriker haben allerdings Recht, die Erfahrung zur Grundlage ihrer Naturerkenntniß zu machen. Nur muß diese nach den logischen Gesetzen der Erfahrung geschehen, wodurch die Erfahrungserkenntniß zu einer Erkenntniß a priori erhoben, und durch die Mathematik bestimmt werden kann.

Endlich haben auch die Mechaniker Recht, wenn sie die Naturerscheinungen aus den bekannten mechanischen Gesetzen auf besondere Faͤlle angewandt zu erklaͤren suchen. Nur muͤssen sie hierin die Graͤnzen nicht uͤberschreiten, und um den Mangel der Erfahrung zu ersetzen, ihrer Hypothese angemessene Figuren und Lagen der kleinsten koͤrperlichen Theile erdichten.

Diese Bemerkungen treffen auch insbesondere in Ansehung der Arzeneikunde ein.

Die alten Aerzte verbargen ihre Weisheit unter Hieroglyphen. Diese gaben hernach Anlaß zu manchen aberglaͤubischen Kuren, zum Glauben an die Kraft der Zahlen und Buchstaben, Amuletten und dergleichen.

Hippokrates war ein guter Empiriker, Galenus, ein Peripathetiker; Boerhave verband mit der Methode der Alten noch die Mathematik und Chimie. Hoffmann richtete seine Hauptauf-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0007" n="5"/><lb/>
            <p>Das Wort Anziehungskraft ist hier das <hi rendition="#aq">x,</hi> dessen                         Gro&#x0364;ße aus den gegebenen Bedingungen bestimmt werden soll.</p>
            <p>Die <hi rendition="#b">Empiriker</hi> haben allerdings Recht, die Erfahrung                         zur Grundlage ihrer Naturerkenntniß zu machen. Nur muß diese nach den                         logischen Gesetzen der Erfahrung geschehen, wodurch die Erfahrungserkenntniß                         zu einer Erkenntniß <hi rendition="#aq">a priori </hi> erhoben, und durch                         die Mathematik bestimmt werden kann.</p>
            <p>Endlich haben auch die <hi rendition="#b">Mechaniker</hi> Recht, wenn sie                         die Naturerscheinungen aus den bekannten mechanischen Gesetzen auf besondere                         Fa&#x0364;lle angewandt zu erkla&#x0364;ren suchen. Nur mu&#x0364;ssen sie hierin die Gra&#x0364;nzen nicht                         u&#x0364;berschreiten, und um den Mangel der Erfahrung zu ersetzen, <hi rendition="#b">ihrer Hypothese angemessene</hi> Figuren und Lagen der                         kleinsten ko&#x0364;rperlichen Theile <hi rendition="#b">erdichten.</hi> </p>
            <p>Diese Bemerkungen treffen auch insbesondere in Ansehung der Arzeneikunde                         ein.</p>
            <p>Die alten Aerzte verbargen ihre Weisheit unter Hieroglyphen. Diese gaben                         hernach Anlaß zu manchen abergla&#x0364;ubischen Kuren, zum Glauben an die Kraft der                         Zahlen und Buchstaben, Amuletten und dergleichen.</p>
            <p><hi rendition="#b">Hippokrates</hi> war ein guter <hi rendition="#b">Empiriker, Galenus, </hi> ein <hi rendition="#b">Peripathetiker;                             Boerhave</hi> verband mit der Methode der Alten noch die Mathematik                         und Chimie. <hi rendition="#b">Hoffmann</hi> richtete seine Hauptauf-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0007] Das Wort Anziehungskraft ist hier das x, dessen Groͤße aus den gegebenen Bedingungen bestimmt werden soll. Die Empiriker haben allerdings Recht, die Erfahrung zur Grundlage ihrer Naturerkenntniß zu machen. Nur muß diese nach den logischen Gesetzen der Erfahrung geschehen, wodurch die Erfahrungserkenntniß zu einer Erkenntniß a priori erhoben, und durch die Mathematik bestimmt werden kann. Endlich haben auch die Mechaniker Recht, wenn sie die Naturerscheinungen aus den bekannten mechanischen Gesetzen auf besondere Faͤlle angewandt zu erklaͤren suchen. Nur muͤssen sie hierin die Graͤnzen nicht uͤberschreiten, und um den Mangel der Erfahrung zu ersetzen, ihrer Hypothese angemessene Figuren und Lagen der kleinsten koͤrperlichen Theile erdichten. Diese Bemerkungen treffen auch insbesondere in Ansehung der Arzeneikunde ein. Die alten Aerzte verbargen ihre Weisheit unter Hieroglyphen. Diese gaben hernach Anlaß zu manchen aberglaͤubischen Kuren, zum Glauben an die Kraft der Zahlen und Buchstaben, Amuletten und dergleichen. Hippokrates war ein guter Empiriker, Galenus, ein Peripathetiker; Boerhave verband mit der Methode der Alten noch die Mathematik und Chimie. Hoffmann richtete seine Hauptauf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/7
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/7>, abgerufen am 23.11.2024.