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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

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Hier eröffnete sich ihm eine neue Welt, er machte sich also mit dem größten Fleiße darüber. Man denke sich ein Kind von ohngefähr sieben Jahren, das noch nie von den ersten Elementen der Mathematik etwas gesehn oder gehört hat, dem ein astronomisches Buch in den Wurf kömmt, und seine Aufmerksamkeit auf sich zieht, worüber ihm aber niemand Anweisung geben kann (seinem Vater durfte er seine Begierde darnach nicht wissen lassen, und ohnedem war dieser selbst nicht im Stande ihm hierüber Auskunft zu geben); wie muß dieses seinen nach Wissenschaften schmachtenden Geist nicht entflammt haben! Dieses zeigt auch der Erfolg.

Da er noch ein Kind war, und die Betten in seines Vaters Hause sehr rar waren, so war es ihm erlaubt, mit seiner alten Großmutter (deren Bette in gedachter Studierstube stand) in einem Bette zu schlafen. Und da er den Tag über blos mit dem Studium des Talmuds sich abgeben mußte, und kein anderes Buch in die Hand nehmen durfte, so bestimmte er die Abende zu seinen astronomischen Betrachtungen.

Nachdem also die Großmutter zu Bette gegangen war, steckte sich B. J. frisches Kienholz an, machte sich über den Schrank her und holte sich sein geliebtes astronomisches Buch hervor. Die Großmutter schalt ihn zwar deswegen, weil es der alten Frau zu kalt war, um allein im Bette zu liegen, er aber kehrte sich nicht daran, und setzte sein Stu-


Hier eroͤffnete sich ihm eine neue Welt, er machte sich also mit dem groͤßten Fleiße daruͤber. Man denke sich ein Kind von ohngefaͤhr sieben Jahren, das noch nie von den ersten Elementen der Mathematik etwas gesehn oder gehoͤrt hat, dem ein astronomisches Buch in den Wurf koͤmmt, und seine Aufmerksamkeit auf sich zieht, woruͤber ihm aber niemand Anweisung geben kann (seinem Vater durfte er seine Begierde darnach nicht wissen lassen, und ohnedem war dieser selbst nicht im Stande ihm hieruͤber Auskunft zu geben); wie muß dieses seinen nach Wissenschaften schmachtenden Geist nicht entflammt haben! Dieses zeigt auch der Erfolg.

Da er noch ein Kind war, und die Betten in seines Vaters Hause sehr rar waren, so war es ihm erlaubt, mit seiner alten Großmutter (deren Bette in gedachter Studierstube stand) in einem Bette zu schlafen. Und da er den Tag uͤber blos mit dem Studium des Talmuds sich abgeben mußte, und kein anderes Buch in die Hand nehmen durfte, so bestimmte er die Abende zu seinen astronomischen Betrachtungen.

Nachdem also die Großmutter zu Bette gegangen war, steckte sich B. J. frisches Kienholz an, machte sich uͤber den Schrank her und holte sich sein geliebtes astronomisches Buch hervor. Die Großmutter schalt ihn zwar deswegen, weil es der alten Frau zu kalt war, um allein im Bette zu liegen, er aber kehrte sich nicht daran, und setzte sein Stu-

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[27/0029] Hier eroͤffnete sich ihm eine neue Welt, er machte sich also mit dem groͤßten Fleiße daruͤber. Man denke sich ein Kind von ohngefaͤhr sieben Jahren, das noch nie von den ersten Elementen der Mathematik etwas gesehn oder gehoͤrt hat, dem ein astronomisches Buch in den Wurf koͤmmt, und seine Aufmerksamkeit auf sich zieht, woruͤber ihm aber niemand Anweisung geben kann (seinem Vater durfte er seine Begierde darnach nicht wissen lassen, und ohnedem war dieser selbst nicht im Stande ihm hieruͤber Auskunft zu geben); wie muß dieses seinen nach Wissenschaften schmachtenden Geist nicht entflammt haben! Dieses zeigt auch der Erfolg. Da er noch ein Kind war, und die Betten in seines Vaters Hause sehr rar waren, so war es ihm erlaubt, mit seiner alten Großmutter (deren Bette in gedachter Studierstube stand) in einem Bette zu schlafen. Und da er den Tag uͤber blos mit dem Studium des Talmuds sich abgeben mußte, und kein anderes Buch in die Hand nehmen durfte, so bestimmte er die Abende zu seinen astronomischen Betrachtungen. Nachdem also die Großmutter zu Bette gegangen war, steckte sich B. J. frisches Kienholz an, machte sich uͤber den Schrank her und holte sich sein geliebtes astronomisches Buch hervor. Die Großmutter schalt ihn zwar deswegen, weil es der alten Frau zu kalt war, um allein im Bette zu liegen, er aber kehrte sich nicht daran, und setzte sein Stu-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/29>, abgerufen am 23.11.2024.