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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

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selbst nicht ein Stäubchen mich in meiner Vertiefung stört, und plötzlich wird an meinem Zimmer geklopft, und nun mit einemmale sind Schnee und Gefilde und Klee und Bäume und Hauptschmuck aus meiner Seele weggeschnellt, und eine Reihe anderer Bilder vorgestoßen, die mit den vorigen auch nicht die geringste Aehnlichkeit haben! wie, sagt man, ist es möglich daß diese aus jenen sollten entstanden seyn? wie ist da Zusammenhang möglich, wo so ein greller Bruch geschehen ist?*)

Daß dieser Beweis allerdings viel blendenden Schimmer habe, ist nicht zu leugnen, allein wenn hier nur nicht die fallacia ignorationis elenchi zum Grunde liegt! Man hat hier mit Jdee, Gedanke verwechselt. Wenn man von Gedanken spricht, dann hat Leibnitz auf jeden Fall geirrt, allein hier ist die Rede von Jdee! -- So nimmt mancher Wahrheiten mit in sein Grab, und sein Andenken wandelt unter der Zahl der Bühnenärzte, weil ihr Nachhall die Afterwelt betäubt! -- Wenn wir das obige Beispiel genau betrachten; werden wir finden daß es sich damit so verhalte: Gesetzt die letzte Jdee die ich in meinem Nachdenken habe,

*) Jch habe zu diesem Beispiele mit Fleiß Dinge von ganz getrennter Gattung gewählt, um nicht, im Fall der mindesten Aehnlichkeit zwischen beiden, den Leser von meinem eigentlichen Beweise abzulenken, daß er verführt würde auf eine, wenn auch nur versteckte Aehnlichkeit zu merken.


selbst nicht ein Staͤubchen mich in meiner Vertiefung stoͤrt, und ploͤtzlich wird an meinem Zimmer geklopft, und nun mit einemmale sind Schnee und Gefilde und Klee und Baͤume und Hauptschmuck aus meiner Seele weggeschnellt, und eine Reihe anderer Bilder vorgestoßen, die mit den vorigen auch nicht die geringste Aehnlichkeit haben! wie, sagt man, ist es moͤglich daß diese aus jenen sollten entstanden seyn? wie ist da Zusammenhang moͤglich, wo so ein greller Bruch geschehen ist?*)

Daß dieser Beweis allerdings viel blendenden Schimmer habe, ist nicht zu leugnen, allein wenn hier nur nicht die fallacia ignorationis elenchi zum Grunde liegt! Man hat hier mit Jdee, Gedanke verwechselt. Wenn man von Gedanken spricht, dann hat Leibnitz auf jeden Fall geirrt, allein hier ist die Rede von Jdee! — So nimmt mancher Wahrheiten mit in sein Grab, und sein Andenken wandelt unter der Zahl der Buͤhnenaͤrzte, weil ihr Nachhall die Afterwelt betaͤubt! — Wenn wir das obige Beispiel genau betrachten; werden wir finden daß es sich damit so verhalte: Gesetzt die letzte Jdee die ich in meinem Nachdenken habe,

*) Jch habe zu diesem Beispiele mit Fleiß Dinge von ganz getrennter Gattung gewaͤhlt, um nicht, im Fall der mindesten Aehnlichkeit zwischen beiden, den Leser von meinem eigentlichen Beweise abzulenken, daß er verfuͤhrt wuͤrde auf eine, wenn auch nur versteckte Aehnlichkeit zu merken.
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[116/0118] selbst nicht ein Staͤubchen mich in meiner Vertiefung stoͤrt, und ploͤtzlich wird an meinem Zimmer geklopft, und nun mit einemmale sind Schnee und Gefilde und Klee und Baͤume und Hauptschmuck aus meiner Seele weggeschnellt, und eine Reihe anderer Bilder vorgestoßen, die mit den vorigen auch nicht die geringste Aehnlichkeit haben! wie, sagt man, ist es moͤglich daß diese aus jenen sollten entstanden seyn? wie ist da Zusammenhang moͤglich, wo so ein greller Bruch geschehen ist?*) Daß dieser Beweis allerdings viel blendenden Schimmer habe, ist nicht zu leugnen, allein wenn hier nur nicht die fallacia ignorationis elenchi zum Grunde liegt! Man hat hier mit Jdee, Gedanke verwechselt. Wenn man von Gedanken spricht, dann hat Leibnitz auf jeden Fall geirrt, allein hier ist die Rede von Jdee! — So nimmt mancher Wahrheiten mit in sein Grab, und sein Andenken wandelt unter der Zahl der Buͤhnenaͤrzte, weil ihr Nachhall die Afterwelt betaͤubt! — Wenn wir das obige Beispiel genau betrachten; werden wir finden daß es sich damit so verhalte: Gesetzt die letzte Jdee die ich in meinem Nachdenken habe, *) Jch habe zu diesem Beispiele mit Fleiß Dinge von ganz getrennter Gattung gewaͤhlt, um nicht, im Fall der mindesten Aehnlichkeit zwischen beiden, den Leser von meinem eigentlichen Beweise abzulenken, daß er verfuͤhrt wuͤrde auf eine, wenn auch nur versteckte Aehnlichkeit zu merken.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/118>, abgerufen am 23.11.2024.