Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.S. 32. IV. Wieder ein Stück von einer Art, die man in einem Magazine wie dieses nicht genug wünschen kann. Ausser den Faktis -- und vielleicht auch diese nicht einmal ausgenommen -- giebt es keine merkwürdigere, keine wahrhaft nützlichere Stücke, als Schriften der Verrückten, der Wahnsinnigen, der tief melancholischen u.s.w., lauter Personen, die für die Psychologie äusserst wichtig sind: auch von sehr boshaften Leuten sollte man zu diesem Behufe Schriften sammeln. Jch bemerke noch im Vorbeigehen, daß die Stärke des Arguments gegen den Selbstmord, welches der Verfasser des Briefs über Werther in Engels Philosoph für die Welt so schön ausführt, auf der Widerlegung des Sophismi beruhet, welcher den armen Clooß S. 37. verführt hat. Daß wir nehmlich, wenn wir uns einen Arm abnehmen lassen, die daraus entstehenden Folgen wohl kennen; aber nicht also der Selbstmörder u.s.w. Das Argument S. 39. ist noch weit wichtiger, und muß unter den gegebenen Umständen, von allen Triebfedern am meisten zum Selbstmord verleiten. Es beweiset, wie unendlich wichtig die einzige Jdee ist, welche man ihm entgegenstellen kann; daß man nehmlich ein unbegränztes Vertrauen in eine unendlich weise und gütige Vorsicht setzen müsse. Jch kann mich nicht enthalten, eine allgemeine Bemerkung hieher zu setzen, welche die Seelenheilkunde betrift, den Theil ihres Plans, den Sie S. 32. IV. Wieder ein Stuͤck von einer Art, die man in einem Magazine wie dieses nicht genug wuͤnschen kann. Ausser den Faktis — und vielleicht auch diese nicht einmal ausgenommen — giebt es keine merkwuͤrdigere, keine wahrhaft nuͤtzlichere Stuͤcke, als Schriften der Verruͤckten, der Wahnsinnigen, der tief melancholischen u.s.w., lauter Personen, die fuͤr die Psychologie aͤusserst wichtig sind: auch von sehr boshaften Leuten sollte man zu diesem Behufe Schriften sammeln. Jch bemerke noch im Vorbeigehen, daß die Staͤrke des Arguments gegen den Selbstmord, welches der Verfasser des Briefs uͤber Werther in Engels Philosoph fuͤr die Welt so schoͤn ausfuͤhrt, auf der Widerlegung des Sophismi beruhet, welcher den armen Clooß S. 37. verfuͤhrt hat. Daß wir nehmlich, wenn wir uns einen Arm abnehmen lassen, die daraus entstehenden Folgen wohl kennen; aber nicht also der Selbstmoͤrder u.s.w. Das Argument S. 39. ist noch weit wichtiger, und muß unter den gegebenen Umstaͤnden, von allen Triebfedern am meisten zum Selbstmord verleiten. Es beweiset, wie unendlich wichtig die einzige Jdee ist, welche man ihm entgegenstellen kann; daß man nehmlich ein unbegraͤnztes Vertrauen in eine unendlich weise und guͤtige Vorsicht setzen muͤsse. Jch kann mich nicht enthalten, eine allgemeine Bemerkung hieher zu setzen, welche die Seelenheilkunde betrift, den Theil ihres Plans, den Sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0087" n="87"/><lb/> <p>S. 32. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Wieder ein Stuͤck von einer Art, die man in einem Magazine wie dieses nicht genug wuͤnschen kann. Ausser den <hi rendition="#b">Faktis</hi> — und vielleicht auch diese nicht einmal ausgenommen — giebt es keine merkwuͤrdigere, keine wahrhaft nuͤtzlichere Stuͤcke, als Schriften der <hi rendition="#b">Verruͤckten,</hi> der <hi rendition="#b">Wahnsinnigen,</hi> der <hi rendition="#b">tief melancholischen</hi> u.s.w., lauter Personen, die fuͤr die Psychologie aͤusserst wichtig sind: auch von sehr boshaften Leuten sollte man zu diesem Behufe Schriften sammeln. Jch bemerke noch im Vorbeigehen, daß die Staͤrke des Arguments gegen den Selbstmord, welches der Verfasser des Briefs uͤber <hi rendition="#b">Werther</hi> in <hi rendition="#b">Engels Philosoph fuͤr die Welt</hi> so schoͤn ausfuͤhrt, auf der Widerlegung des Sophismi beruhet, welcher den armen Clooß S. 37. verfuͤhrt hat. Daß wir nehmlich, wenn wir uns einen Arm abnehmen lassen, die daraus entstehenden Folgen wohl kennen; aber nicht also der Selbstmoͤrder u.s.w. </p> <p>Das Argument S. 39. ist noch weit wichtiger, und muß unter den gegebenen Umstaͤnden, von allen Triebfedern am meisten zum Selbstmord verleiten. Es beweiset, wie unendlich wichtig die einzige Jdee ist, welche man ihm entgegenstellen kann; daß man nehmlich ein unbegraͤnztes Vertrauen in eine unendlich weise und guͤtige Vorsicht setzen muͤsse. </p> <p>Jch kann mich nicht enthalten, eine allgemeine Bemerkung hieher zu setzen, welche die <hi rendition="#b">Seelenheilkunde</hi> betrift, den Theil ihres Plans, den Sie<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0087]
S. 32. IV. Wieder ein Stuͤck von einer Art, die man in einem Magazine wie dieses nicht genug wuͤnschen kann. Ausser den Faktis — und vielleicht auch diese nicht einmal ausgenommen — giebt es keine merkwuͤrdigere, keine wahrhaft nuͤtzlichere Stuͤcke, als Schriften der Verruͤckten, der Wahnsinnigen, der tief melancholischen u.s.w., lauter Personen, die fuͤr die Psychologie aͤusserst wichtig sind: auch von sehr boshaften Leuten sollte man zu diesem Behufe Schriften sammeln. Jch bemerke noch im Vorbeigehen, daß die Staͤrke des Arguments gegen den Selbstmord, welches der Verfasser des Briefs uͤber Werther in Engels Philosoph fuͤr die Welt so schoͤn ausfuͤhrt, auf der Widerlegung des Sophismi beruhet, welcher den armen Clooß S. 37. verfuͤhrt hat. Daß wir nehmlich, wenn wir uns einen Arm abnehmen lassen, die daraus entstehenden Folgen wohl kennen; aber nicht also der Selbstmoͤrder u.s.w.
Das Argument S. 39. ist noch weit wichtiger, und muß unter den gegebenen Umstaͤnden, von allen Triebfedern am meisten zum Selbstmord verleiten. Es beweiset, wie unendlich wichtig die einzige Jdee ist, welche man ihm entgegenstellen kann; daß man nehmlich ein unbegraͤnztes Vertrauen in eine unendlich weise und guͤtige Vorsicht setzen muͤsse.
Jch kann mich nicht enthalten, eine allgemeine Bemerkung hieher zu setzen, welche die Seelenheilkunde betrift, den Theil ihres Plans, den Sie
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