Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.
Die Anwendung die Hr. S. von dieser seiner eigenen Erfahrung auf das macht, was er an einem wahnwitzigen Kandidaten bemerkt hat, und wovon sich mehrere Beispiele finden, ist so sinnreich als wichtig. Es ist möglich, daß sie auch richtig ist. Die Auseinandersetzung der Erfahrung selbst ist mit der möglichsten Precision und Genauigkeit aufgesetzt; jedoch möchte ich Hr. S. fragen: ob das was er S. 41. die fremden mir so überlästigen Vorstellungen nennet, Bilder, Wörter, oder Jdeen waren? Jch wünschte übrigens, daß Hr. S. sich die Mühe genommen hätte, Jhnen die ähnlichen Erfahrungen zu liefern, die ihm sein Freund Sulzer mitgetheilet hat, und ich wundre mich, daß Sie nicht darum angehalten haben. S. 44-73. Jch kann über diesen weitläuftigen Aufsatz des Hr. Herz nichts sagen, als daß er gut geschrieben ist, und sich mit Vergnügen lesen läßt. Jndessen kann nach dem erstern Theile zu urtheilen, weder der Arzt noch der Psycholog viel daraus schöpfen. Es scheint daß dieß die einzige schwere Krankheit ist, die Hr. Herz überstanden hat, denn seine Sensationen, so schön er sie auch schildert, sind doch sehr alltäglich, z.B. das Vorgefühl der Krankheit S. 48. und 49. Die vielen Lichter die
Die Anwendung die Hr. S. von dieser seiner eigenen Erfahrung auf das macht, was er an einem wahnwitzigen Kandidaten bemerkt hat, und wovon sich mehrere Beispiele finden, ist so sinnreich als wichtig. Es ist moͤglich, daß sie auch richtig ist. Die Auseinandersetzung der Erfahrung selbst ist mit der moͤglichsten Precision und Genauigkeit aufgesetzt; jedoch moͤchte ich Hr. S. fragen: ob das was er S. 41. die fremden mir so uͤberlaͤstigen Vorstellungen nennet, Bilder, Woͤrter, oder Jdeen waren? Jch wuͤnschte uͤbrigens, daß Hr. S. sich die Muͤhe genommen haͤtte, Jhnen die aͤhnlichen Erfahrungen zu liefern, die ihm sein Freund Sulzer mitgetheilet hat, und ich wundre mich, daß Sie nicht darum angehalten haben. S. 44-73. Jch kann uͤber diesen weitlaͤuftigen Aufsatz des Hr. Herz nichts sagen, als daß er gut geschrieben ist, und sich mit Vergnuͤgen lesen laͤßt. Jndessen kann nach dem erstern Theile zu urtheilen, weder der Arzt noch der Psycholog viel daraus schoͤpfen. Es scheint daß dieß die einzige schwere Krankheit ist, die Hr. Herz uͤberstanden hat, denn seine Sensationen, so schoͤn er sie auch schildert, sind doch sehr alltaͤglich, z.B. das Vorgefuͤhl der Krankheit S. 48. und 49. Die vielen Lichter die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0075" n="75"/><lb/> so wie er in seinem <hi rendition="#b">Pilatus</hi> in der oben angefuͤhrten Stelle erzaͤhlt. </p> <p>Die Anwendung die Hr. S. von dieser seiner eigenen Erfahrung auf das macht, was er an einem wahnwitzigen Kandidaten bemerkt hat, und wovon sich mehrere Beispiele finden, ist so sinnreich als wichtig. Es ist moͤglich, daß sie auch richtig ist. Die Auseinandersetzung der Erfahrung selbst ist mit der moͤglichsten Precision und Genauigkeit aufgesetzt; jedoch moͤchte ich Hr. S. fragen: ob das was er <choice><corr>S. 41.</corr><sic>S. 41.</sic></choice> <hi rendition="#b">die fremden mir so uͤberlaͤstigen Vorstellungen</hi> nennet, <hi rendition="#b">Bilder, Woͤrter,</hi> oder <hi rendition="#b">Jdeen</hi> waren? </p> <p>Jch wuͤnschte uͤbrigens, daß <hi rendition="#b">Hr. S.</hi> sich die Muͤhe genommen haͤtte, Jhnen die aͤhnlichen Erfahrungen zu liefern, die ihm sein Freund Sulzer mitgetheilet hat, und ich wundre mich, daß Sie nicht darum angehalten haben. </p> <p>S. 44-73. Jch kann uͤber diesen weitlaͤuftigen Aufsatz des <hi rendition="#b">Hr. Herz</hi> nichts sagen, als daß er gut geschrieben ist, und sich mit Vergnuͤgen lesen laͤßt. Jndessen kann nach dem erstern Theile zu urtheilen, weder der Arzt noch der Psycholog viel daraus schoͤpfen. Es scheint daß dieß die einzige schwere Krankheit ist, die <hi rendition="#b">Hr. Herz</hi> uͤberstanden hat, denn seine Sensationen, so schoͤn er sie auch schildert, sind doch sehr alltaͤglich, z.B. das Vorgefuͤhl der Krankheit S. 48. und 49. Die vielen Lichter die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0075]
so wie er in seinem Pilatus in der oben angefuͤhrten Stelle erzaͤhlt.
Die Anwendung die Hr. S. von dieser seiner eigenen Erfahrung auf das macht, was er an einem wahnwitzigen Kandidaten bemerkt hat, und wovon sich mehrere Beispiele finden, ist so sinnreich als wichtig. Es ist moͤglich, daß sie auch richtig ist. Die Auseinandersetzung der Erfahrung selbst ist mit der moͤglichsten Precision und Genauigkeit aufgesetzt; jedoch moͤchte ich Hr. S. fragen: ob das was er S. 41. die fremden mir so uͤberlaͤstigen Vorstellungen nennet, Bilder, Woͤrter, oder Jdeen waren?
Jch wuͤnschte uͤbrigens, daß Hr. S. sich die Muͤhe genommen haͤtte, Jhnen die aͤhnlichen Erfahrungen zu liefern, die ihm sein Freund Sulzer mitgetheilet hat, und ich wundre mich, daß Sie nicht darum angehalten haben.
S. 44-73. Jch kann uͤber diesen weitlaͤuftigen Aufsatz des Hr. Herz nichts sagen, als daß er gut geschrieben ist, und sich mit Vergnuͤgen lesen laͤßt. Jndessen kann nach dem erstern Theile zu urtheilen, weder der Arzt noch der Psycholog viel daraus schoͤpfen. Es scheint daß dieß die einzige schwere Krankheit ist, die Hr. Herz uͤberstanden hat, denn seine Sensationen, so schoͤn er sie auch schildert, sind doch sehr alltaͤglich, z.B. das Vorgefuͤhl der Krankheit S. 48. und 49. Die vielen Lichter die
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/75>, abgerufen am 17.02.2025. |