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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.

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Jch bemerke aber, daß man sowohl in Ansehung der Seelenkunde, als der Naturkunde überhaupt, eher auf Extremitäten geräth, als daß man den rechten Weg einschlagen sollte. Einige wählen blos die empirische, andere hingegen blos die dogmatische Methode.

Jene glauben genug gethan zu haben, wenn sie so viel Erscheinungen als möglich ist gesammlet haben, ohne dieselben aus bekannten Prinzipien herzuleiten, und untereinander zu verbinden.

Diese hingegen suchen alle Erscheinungen aus Prinzipien herzuleiten, sie bekümmern sich aber nicht genug um die Evidenz der Prinzipien selbst, sondern in Ermanglung der aus der Erfahrung bekannten Prinzipien, erdichten sie welche, unter dem Titel von Hypothesen.

Die einzige rechte Methode aber ist diese: alle Erscheinungen so viel als möglich ist, durchs Reduziren auf gemeinschaftliche Prinzipien, untereinander zu verknüpfen; keine unbekannte Prinzipien zu erdichten; und die zur Erklärung der Erscheinungen, die sich aus den bekannten Prinzipien nicht erklären lassen, angenommenen Hypothesen nur so lange gelten zu lassen, bis entweder dieses möglich wird, da man dann diese ganz ohne Grund angenommenen Hy-


Jch bemerke aber, daß man sowohl in Ansehung der Seelenkunde, als der Naturkunde uͤberhaupt, eher auf Extremitaͤten geraͤth, als daß man den rechten Weg einschlagen sollte. Einige waͤhlen blos die empirische, andere hingegen blos die dogmatische Methode.

Jene glauben genug gethan zu haben, wenn sie so viel Erscheinungen als moͤglich ist gesammlet haben, ohne dieselben aus bekannten Prinzipien herzuleiten, und untereinander zu verbinden.

Diese hingegen suchen alle Erscheinungen aus Prinzipien herzuleiten, sie bekuͤmmern sich aber nicht genug um die Evidenz der Prinzipien selbst, sondern in Ermanglung der aus der Erfahrung bekannten Prinzipien, erdichten sie welche, unter dem Titel von Hypothesen.

Die einzige rechte Methode aber ist diese: alle Erscheinungen so viel als moͤglich ist, durchs Reduziren auf gemeinschaftliche Prinzipien, untereinander zu verknuͤpfen; keine unbekannte Prinzipien zu erdichten; und die zur Erklaͤrung der Erscheinungen, die sich aus den bekannten Prinzipien nicht erklaͤren lassen, angenommenen Hypothesen nur so lange gelten zu lassen, bis entweder dieses moͤglich wird, da man dann diese ganz ohne Grund angenommenen Hy-

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[2/0002] Jch bemerke aber, daß man sowohl in Ansehung der Seelenkunde, als der Naturkunde uͤberhaupt, eher auf Extremitaͤten geraͤth, als daß man den rechten Weg einschlagen sollte. Einige waͤhlen blos die empirische, andere hingegen blos die dogmatische Methode. Jene glauben genug gethan zu haben, wenn sie so viel Erscheinungen als moͤglich ist gesammlet haben, ohne dieselben aus bekannten Prinzipien herzuleiten, und untereinander zu verbinden. Diese hingegen suchen alle Erscheinungen aus Prinzipien herzuleiten, sie bekuͤmmern sich aber nicht genug um die Evidenz der Prinzipien selbst, sondern in Ermanglung der aus der Erfahrung bekannten Prinzipien, erdichten sie welche, unter dem Titel von Hypothesen. Die einzige rechte Methode aber ist diese: alle Erscheinungen so viel als moͤglich ist, durchs Reduziren auf gemeinschaftliche Prinzipien, untereinander zu verknuͤpfen; keine unbekannte Prinzipien zu erdichten; und die zur Erklaͤrung der Erscheinungen, die sich aus den bekannten Prinzipien nicht erklaͤren lassen, angenommenen Hypothesen nur so lange gelten zu lassen, bis entweder dieses moͤglich wird, da man dann diese ganz ohne Grund angenommenen Hy-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/2>, abgerufen am 23.11.2024.