Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.So bald sie nun aber aus des Herrn ..... Zimmer und Hause waren, kam ihnen das Vorgefallne wie ein Traum vor. Denn sie konnten sich nicht erklären, wie es möglich seyn könne, sich in seiner Meinung so getäuscht zu haben. Sie mußten unterdessen die Sache nun einmal nehmen wie sie war, und es ereignete sich ein andrer glücklicher Zufall, daß dem Wunsche des Sohnes gewissermaßen doch ein Gnüge geschehen konnte. Der Sohn mußte hier bleiben, und der Vater wieder zu Hause reisen. Die Trennung war für beide höchst schmerzhaft, und es zeigte sich hiebei wieder sehr auffallend, daß das harte unempfindliche Wesen, welches N.... während der mystischen Schwärmereien bezeigt hatte, ihm nicht natürlich sondern erzwungen gewesen war. Denn er weinte jetzt daß er schluchzte, da er doch bei der Trennung von seinen ältern Söhnen auch nicht die geringste Empfindung geäußert hatte. Da er nun allein ohne seinen Sohn wieder zu Hause kam, dachte jedermann Herr ..... würde sich desselben angenommen haben, und die Frage war nur, auf welche Art? -- Hierauf konnte er nun nichts anders antworten, als daß er sich jetzt in Ansehung des Enthusiasmus für Herrn ..... eben so sehr geirrt habe, als in Ansehung der Mystik, und daß er nun wohl So bald sie nun aber aus des Herrn ..... Zimmer und Hause waren, kam ihnen das Vorgefallne wie ein Traum vor. Denn sie konnten sich nicht erklaͤren, wie es moͤglich seyn koͤnne, sich in seiner Meinung so getaͤuscht zu haben. Sie mußten unterdessen die Sache nun einmal nehmen wie sie war, und es ereignete sich ein andrer gluͤcklicher Zufall, daß dem Wunsche des Sohnes gewissermaßen doch ein Gnuͤge geschehen konnte. Der Sohn mußte hier bleiben, und der Vater wieder zu Hause reisen. Die Trennung war fuͤr beide hoͤchst schmerzhaft, und es zeigte sich hiebei wieder sehr auffallend, daß das harte unempfindliche Wesen, welches N.... waͤhrend der mystischen Schwaͤrmereien bezeigt hatte, ihm nicht natuͤrlich sondern erzwungen gewesen war. Denn er weinte jetzt daß er schluchzte, da er doch bei der Trennung von seinen aͤltern Soͤhnen auch nicht die geringste Empfindung geaͤußert hatte. Da er nun allein ohne seinen Sohn wieder zu Hause kam, dachte jedermann Herr ..... wuͤrde sich desselben angenommen haben, und die Frage war nur, auf welche Art? — Hierauf konnte er nun nichts anders antworten, als daß er sich jetzt in Ansehung des Enthusiasmus fuͤr Herrn ..... eben so sehr geirrt habe, als in Ansehung der Mystik, und daß er nun wohl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0094" n="94"/><lb/> <p>So bald sie nun aber aus des Herrn ..... Zimmer und Hause waren, kam ihnen das Vorgefallne wie ein Traum vor. Denn sie konnten sich nicht erklaͤren, wie es moͤglich seyn koͤnne, sich in seiner Meinung so getaͤuscht zu haben. </p> <p>Sie mußten unterdessen die Sache nun einmal nehmen wie sie war, und es ereignete sich ein andrer gluͤcklicher Zufall, daß dem Wunsche des Sohnes gewissermaßen doch ein Gnuͤge geschehen konnte. </p> <p>Der Sohn mußte hier bleiben, und der Vater wieder zu Hause reisen. Die Trennung war fuͤr beide hoͤchst schmerzhaft, und es zeigte sich hiebei wieder sehr auffallend, daß das harte unempfindliche Wesen, welches N.... waͤhrend der mystischen Schwaͤrmereien bezeigt hatte, ihm nicht natuͤrlich sondern erzwungen gewesen war. Denn er weinte jetzt daß er schluchzte, da er doch bei der Trennung von seinen aͤltern Soͤhnen auch nicht die geringste Empfindung geaͤußert hatte. </p> <p>Da er nun allein ohne seinen Sohn wieder zu Hause kam, dachte jedermann Herr ..... wuͤrde sich desselben angenommen haben, und die Frage war nur, auf welche Art? — </p> <p>Hierauf konnte er nun nichts anders antworten, als daß er sich jetzt in Ansehung des Enthusiasmus fuͤr Herrn ..... eben so sehr geirrt habe, als in Ansehung der Mystik, und daß er nun wohl<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0094]
So bald sie nun aber aus des Herrn ..... Zimmer und Hause waren, kam ihnen das Vorgefallne wie ein Traum vor. Denn sie konnten sich nicht erklaͤren, wie es moͤglich seyn koͤnne, sich in seiner Meinung so getaͤuscht zu haben.
Sie mußten unterdessen die Sache nun einmal nehmen wie sie war, und es ereignete sich ein andrer gluͤcklicher Zufall, daß dem Wunsche des Sohnes gewissermaßen doch ein Gnuͤge geschehen konnte.
Der Sohn mußte hier bleiben, und der Vater wieder zu Hause reisen. Die Trennung war fuͤr beide hoͤchst schmerzhaft, und es zeigte sich hiebei wieder sehr auffallend, daß das harte unempfindliche Wesen, welches N.... waͤhrend der mystischen Schwaͤrmereien bezeigt hatte, ihm nicht natuͤrlich sondern erzwungen gewesen war. Denn er weinte jetzt daß er schluchzte, da er doch bei der Trennung von seinen aͤltern Soͤhnen auch nicht die geringste Empfindung geaͤußert hatte.
Da er nun allein ohne seinen Sohn wieder zu Hause kam, dachte jedermann Herr ..... wuͤrde sich desselben angenommen haben, und die Frage war nur, auf welche Art? —
Hierauf konnte er nun nichts anders antworten, als daß er sich jetzt in Ansehung des Enthusiasmus fuͤr Herrn ..... eben so sehr geirrt habe, als in Ansehung der Mystik, und daß er nun wohl
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/94>, abgerufen am 27.07.2024. |