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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

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2. Fortsetzung des Fragments aus dem 4ten Theil von Anton Reisers Lebensgeschichte.

Diese Anrede wirkte so mächtig auf Reisers Phantasie, daß auf einmal das Karthäuserkloster mit seinen hohen Mauern tief im Hintergrunde stand, und die Kulissen mit den Lichtern sich plötzlich wieder vordrängten; da nun O... überdem noch hinzufügte, daß man damit umgehe, in dem Stücke, das man aufzuführen Willens sey, Reisern eine Rolle anzutragen; so war vollends jeder ernste und melancholische Gedanke wie verschwunden.

Das Stück nehmlich, was die Studenten in Erfurt aufführen wollten, hieß Medon oder die Rache des Weisen, und man könnte davon sagen, daß es die ganze Moral in sich enthielte, so erstaunlich viel Tugend wurde von allen Personen darin gepredigt.

Jn diesem Stücke nun sollte Reiser die Rolle der Klelie, der Geliebten des Medon, übernehmen, weil sich an seinem Kinne noch die wenigste Spur von einem Barte zeigte, und weil auch seine Länge als Frauenzimmer eben nicht auffiel, da der, welcher den Medon spielte, von einer fast riesenmäßigen Größe war.



2. Fortsetzung des Fragments aus dem 4ten Theil von Anton Reisers Lebensgeschichte.

Diese Anrede wirkte so maͤchtig auf Reisers Phantasie, daß auf einmal das Karthaͤuserkloster mit seinen hohen Mauern tief im Hintergrunde stand, und die Kulissen mit den Lichtern sich ploͤtzlich wieder vordraͤngten; da nun O... uͤberdem noch hinzufuͤgte, daß man damit umgehe, in dem Stuͤcke, das man aufzufuͤhren Willens sey, Reisern eine Rolle anzutragen; so war vollends jeder ernste und melancholische Gedanke wie verschwunden.

Das Stuͤck nehmlich, was die Studenten in Erfurt auffuͤhren wollten, hieß Medon oder die Rache des Weisen, und man koͤnnte davon sagen, daß es die ganze Moral in sich enthielte, so erstaunlich viel Tugend wurde von allen Personen darin gepredigt.

Jn diesem Stuͤcke nun sollte Reiser die Rolle der Klelie, der Geliebten des Medon, uͤbernehmen, weil sich an seinem Kinne noch die wenigste Spur von einem Barte zeigte, und weil auch seine Laͤnge als Frauenzimmer eben nicht auffiel, da der, welcher den Medon spielte, von einer fast riesenmaͤßigen Groͤße war.


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[7/0007] 2. Fortsetzung des Fragments aus dem 4ten Theil von Anton Reisers Lebensgeschichte. Diese Anrede wirkte so maͤchtig auf Reisers Phantasie, daß auf einmal das Karthaͤuserkloster mit seinen hohen Mauern tief im Hintergrunde stand, und die Kulissen mit den Lichtern sich ploͤtzlich wieder vordraͤngten; da nun O... uͤberdem noch hinzufuͤgte, daß man damit umgehe, in dem Stuͤcke, das man aufzufuͤhren Willens sey, Reisern eine Rolle anzutragen; so war vollends jeder ernste und melancholische Gedanke wie verschwunden. Das Stuͤck nehmlich, was die Studenten in Erfurt auffuͤhren wollten, hieß Medon oder die Rache des Weisen, und man koͤnnte davon sagen, daß es die ganze Moral in sich enthielte, so erstaunlich viel Tugend wurde von allen Personen darin gepredigt. Jn diesem Stuͤcke nun sollte Reiser die Rolle der Klelie, der Geliebten des Medon, uͤbernehmen, weil sich an seinem Kinne noch die wenigste Spur von einem Barte zeigte, und weil auch seine Laͤnge als Frauenzimmer eben nicht auffiel, da der, welcher den Medon spielte, von einer fast riesenmaͤßigen Groͤße war.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/7>, abgerufen am 27.11.2024.