Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Als Reiser im Weggehen über diesen sonderbaren Zufall nachdachte, fiel er ihm um so mehr auf, weil dies das erstemal in seinem Leben war, daß ihm ein eigentlich glückliches Ereigniß begegnete, wobei mehrere Umstände sich vereinigen mußten, die sich sonst selten zu vereinigen pflegen.

Sein Glück schien sich in dieser Kleinigkeit gleichsam erschöpft zu haben, um ihn im Großen wieder destomehr büßen zu lassen, was er auf keine andere Weise als durch sein Daseyn verschuldet hatte.

Es war, wie bey dem Landprediger von Wakefield, der einen ganz ungewöhnlich glücklichen Wurf mit den Würfeln that, indem er mit seinem Freunde um wenige Pfennige spielte, kurz vorher ehe er die Nachricht von dem Banquerot des Kaufmanns erhielt, durch welchen er sein ganzes Vermögen verlohr.

Noch eine kleine Weile hielt das Schicksal die Demüthigung zurück, welche es Reisern zugedacht hatte, und ließ ihn noch ungestört in seinem Vergnügen, das ihm nun die zweite Komödienaufführung gewährte, und worin ihm drei Rollen zu Theil geworden waren.

Sein sehnlichster Wunsch war doch also nun einigermaßen erfüllt, ob er gleich in keiner tragischen Rolle hatte glänzen können. Und was noch mehr


Als Reiser im Weggehen uͤber diesen sonderbaren Zufall nachdachte, fiel er ihm um so mehr auf, weil dies das erstemal in seinem Leben war, daß ihm ein eigentlich gluͤckliches Ereigniß begegnete, wobei mehrere Umstaͤnde sich vereinigen mußten, die sich sonst selten zu vereinigen pflegen.

Sein Gluͤck schien sich in dieser Kleinigkeit gleichsam erschoͤpft zu haben, um ihn im Großen wieder destomehr buͤßen zu lassen, was er auf keine andere Weise als durch sein Daseyn verschuldet hatte.

Es war, wie bey dem Landprediger von Wakefield, der einen ganz ungewoͤhnlich gluͤcklichen Wurf mit den Wuͤrfeln that, indem er mit seinem Freunde um wenige Pfennige spielte, kurz vorher ehe er die Nachricht von dem Banquerot des Kaufmanns erhielt, durch welchen er sein ganzes Vermoͤgen verlohr.

Noch eine kleine Weile hielt das Schicksal die Demuͤthigung zuruͤck, welche es Reisern zugedacht hatte, und ließ ihn noch ungestoͤrt in seinem Vergnuͤgen, das ihm nun die zweite Komoͤdienauffuͤhrung gewaͤhrte, und worin ihm drei Rollen zu Theil geworden waren.

Sein sehnlichster Wunsch war doch also nun einigermaßen erfuͤllt, ob er gleich in keiner tragischen Rolle hatte glaͤnzen koͤnnen. Und was noch mehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0026" n="26"/><lb/>
            <p>Als Reiser im Weggehen u&#x0364;ber diesen sonderbaren Zufall nachdachte, fiel er ihm                         um so mehr auf, weil dies das erstemal in seinem Leben war, daß ihm ein                         eigentlich glu&#x0364;ckliches Ereigniß begegnete, wobei mehrere Umsta&#x0364;nde sich                         vereinigen mußten, die sich sonst selten zu vereinigen pflegen. </p>
            <p>Sein Glu&#x0364;ck schien sich in dieser Kleinigkeit gleichsam erscho&#x0364;pft zu haben, um                         ihn im Großen wieder destomehr bu&#x0364;ßen zu lassen, was er auf keine andere                         Weise als durch sein Daseyn verschuldet hatte. </p>
            <p>Es war, wie bey dem Landprediger von Wakefield, der einen ganz ungewo&#x0364;hnlich                         glu&#x0364;cklichen Wurf mit den Wu&#x0364;rfeln that, indem er mit seinem Freunde um wenige                         Pfennige spielte, kurz vorher ehe er die Nachricht von dem Banquerot des                         Kaufmanns erhielt, durch welchen er sein ganzes Vermo&#x0364;gen verlohr. </p>
            <p>Noch eine kleine Weile hielt das Schicksal die Demu&#x0364;thigung zuru&#x0364;ck, welche es                         Reisern zugedacht hatte, und ließ ihn noch ungesto&#x0364;rt in seinem Vergnu&#x0364;gen,                         das ihm nun die zweite Komo&#x0364;dienauffu&#x0364;hrung gewa&#x0364;hrte, und worin ihm drei                         Rollen zu Theil geworden waren. </p>
            <p>Sein sehnlichster Wunsch war doch also nun einigermaßen erfu&#x0364;llt, ob er gleich                         in keiner tragischen Rolle hatte gla&#x0364;nzen ko&#x0364;nnen. Und was noch mehr<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0026] Als Reiser im Weggehen uͤber diesen sonderbaren Zufall nachdachte, fiel er ihm um so mehr auf, weil dies das erstemal in seinem Leben war, daß ihm ein eigentlich gluͤckliches Ereigniß begegnete, wobei mehrere Umstaͤnde sich vereinigen mußten, die sich sonst selten zu vereinigen pflegen. Sein Gluͤck schien sich in dieser Kleinigkeit gleichsam erschoͤpft zu haben, um ihn im Großen wieder destomehr buͤßen zu lassen, was er auf keine andere Weise als durch sein Daseyn verschuldet hatte. Es war, wie bey dem Landprediger von Wakefield, der einen ganz ungewoͤhnlich gluͤcklichen Wurf mit den Wuͤrfeln that, indem er mit seinem Freunde um wenige Pfennige spielte, kurz vorher ehe er die Nachricht von dem Banquerot des Kaufmanns erhielt, durch welchen er sein ganzes Vermoͤgen verlohr. Noch eine kleine Weile hielt das Schicksal die Demuͤthigung zuruͤck, welche es Reisern zugedacht hatte, und ließ ihn noch ungestoͤrt in seinem Vergnuͤgen, das ihm nun die zweite Komoͤdienauffuͤhrung gewaͤhrte, und worin ihm drei Rollen zu Theil geworden waren. Sein sehnlichster Wunsch war doch also nun einigermaßen erfuͤllt, ob er gleich in keiner tragischen Rolle hatte glaͤnzen koͤnnen. Und was noch mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/26
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/26>, abgerufen am 23.11.2024.