Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite


die Augen, recht sichtbar, nicht minder die Muskeln und Adern an dem Halse stark aufgeschwollen und sichtlich, so wie die Farbe in dem Angesichte, auch die Spitze der Nase, die Lippen, die Ohren, und der Umfang der Augen bleich und bläulicht ist, und die Haare, wie man sich wohl ausdrückt, zu Berge stehen.

Wann sich die Augen bei dieser Leidenschaft übermäßig weit öffnen, so scheint es daher zu kommen, daß die Seele gleichsam die Natur der wahren Beschaffenheit des Gegenstandes, welcher ihr solch ein fürchterliches Entsetzen verursacht, einsehen und erkennen will. Hergegen die auf einer Seite unter sich und auf der andern über sich gehenden Augenbraunen, scheinen gleichsam in Ansehung des über sich gehenden Theils sich mit dem Gehirn vereinigen, und selbiges dadurch von dem Uebel, welches die Seele wahrnimmt, befreien, so wie in Ansehung des unter sich gehenden Theils, welcher auch aufgeschwollen zu seyn scheinet, durch den Haufenweise von dem Gehirn herzueilenden Nervensaft die Seele gleichsam bedecken, und vor dem besorgten Unglücke schützen zu wollen.

Der weit aufgesperrte Mund aber scheint anzuzeigen, daß das Herz von dem Blute, so gegen dasselbe zuläuft, umfangen sey, und demnach um Luft zu schöpfen, eine gewisse Anstrengung brauchen müsse, welche verursacht, daß der Mund sich ungewöhnlich weit öffnet, und, wann solches die


die Augen, recht sichtbar, nicht minder die Muskeln und Adern an dem Halse stark aufgeschwollen und sichtlich, so wie die Farbe in dem Angesichte, auch die Spitze der Nase, die Lippen, die Ohren, und der Umfang der Augen bleich und blaͤulicht ist, und die Haare, wie man sich wohl ausdruͤckt, zu Berge stehen.

Wann sich die Augen bei dieser Leidenschaft uͤbermaͤßig weit oͤffnen, so scheint es daher zu kommen, daß die Seele gleichsam die Natur der wahren Beschaffenheit des Gegenstandes, welcher ihr solch ein fuͤrchterliches Entsetzen verursacht, einsehen und erkennen will. Hergegen die auf einer Seite unter sich und auf der andern uͤber sich gehenden Augenbraunen, scheinen gleichsam in Ansehung des uͤber sich gehenden Theils sich mit dem Gehirn vereinigen, und selbiges dadurch von dem Uebel, welches die Seele wahrnimmt, befreien, so wie in Ansehung des unter sich gehenden Theils, welcher auch aufgeschwollen zu seyn scheinet, durch den Haufenweise von dem Gehirn herzueilenden Nervensaft die Seele gleichsam bedecken, und vor dem besorgten Ungluͤcke schuͤtzen zu wollen.

Der weit aufgesperrte Mund aber scheint anzuzeigen, daß das Herz von dem Blute, so gegen dasselbe zulaͤuft, umfangen sey, und demnach um Luft zu schoͤpfen, eine gewisse Anstrengung brauchen muͤsse, welche verursacht, daß der Mund sich ungewoͤhnlich weit oͤffnet, und, wann solches die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0124" n="124"/><lb/>
die Augen, recht sichtbar, nicht minder die Muskeln und Adern an dem Halse                         stark aufgeschwollen und sichtlich, so wie die Farbe in dem Angesichte, auch                         die Spitze der Nase, die Lippen, die Ohren, und der Umfang der Augen bleich                         und bla&#x0364;ulicht ist, und die Haare, wie man sich wohl ausdru&#x0364;ckt, zu Berge                         stehen.</p>
              <p>Wann sich die Augen bei dieser Leidenschaft u&#x0364;berma&#x0364;ßig weit o&#x0364;ffnen, so scheint                         es daher zu kommen, daß die Seele gleichsam die Natur der wahren                         Beschaffenheit des Gegenstandes, welcher ihr solch ein fu&#x0364;rchterliches                         Entsetzen verursacht, einsehen und erkennen will. Hergegen die auf einer                         Seite unter sich und auf der andern u&#x0364;ber sich gehenden Augenbraunen,                         scheinen gleichsam in Ansehung des u&#x0364;ber sich gehenden Theils sich mit dem                         Gehirn vereinigen, und selbiges dadurch von dem Uebel, welches die Seele                         wahrnimmt, befreien, so wie in Ansehung des unter sich gehenden Theils,                         welcher auch aufgeschwollen zu seyn scheinet, durch den Haufenweise von dem                         Gehirn herzueilenden Nervensaft die Seele gleichsam bedecken, und vor dem                         besorgten Unglu&#x0364;cke schu&#x0364;tzen zu wollen.</p>
              <p>Der weit aufgesperrte Mund aber <choice><corr>scheint</corr><sic>scheiut</sic></choice> anzuzeigen, daß das Herz von dem Blute, so gegen dasselbe zula&#x0364;uft,                         umfangen sey, und demnach um Luft zu scho&#x0364;pfen, eine gewisse Anstrengung                         brauchen mu&#x0364;sse, welche verursacht, daß der Mund sich ungewo&#x0364;hnlich weit                         o&#x0364;ffnet, und, wann solches die<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0124] die Augen, recht sichtbar, nicht minder die Muskeln und Adern an dem Halse stark aufgeschwollen und sichtlich, so wie die Farbe in dem Angesichte, auch die Spitze der Nase, die Lippen, die Ohren, und der Umfang der Augen bleich und blaͤulicht ist, und die Haare, wie man sich wohl ausdruͤckt, zu Berge stehen. Wann sich die Augen bei dieser Leidenschaft uͤbermaͤßig weit oͤffnen, so scheint es daher zu kommen, daß die Seele gleichsam die Natur der wahren Beschaffenheit des Gegenstandes, welcher ihr solch ein fuͤrchterliches Entsetzen verursacht, einsehen und erkennen will. Hergegen die auf einer Seite unter sich und auf der andern uͤber sich gehenden Augenbraunen, scheinen gleichsam in Ansehung des uͤber sich gehenden Theils sich mit dem Gehirn vereinigen, und selbiges dadurch von dem Uebel, welches die Seele wahrnimmt, befreien, so wie in Ansehung des unter sich gehenden Theils, welcher auch aufgeschwollen zu seyn scheinet, durch den Haufenweise von dem Gehirn herzueilenden Nervensaft die Seele gleichsam bedecken, und vor dem besorgten Ungluͤcke schuͤtzen zu wollen. Der weit aufgesperrte Mund aber scheint anzuzeigen, daß das Herz von dem Blute, so gegen dasselbe zulaͤuft, umfangen sey, und demnach um Luft zu schoͤpfen, eine gewisse Anstrengung brauchen muͤsse, welche verursacht, daß der Mund sich ungewoͤhnlich weit oͤffnet, und, wann solches die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/124
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/124>, abgerufen am 09.11.2024.