Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.Er hatte aber eine solche Jdee vom Kuhhirtenleben, daß er, wenn man ihn fragte, ob er denn auch wohl wüßte wenn er die Kühe aus und nachher wieder eintreiben müsse, zur Antwort gab, er würde sich dann eine Uhr anschaffen; und wenn man ihn frug, was er alsdann aber machen wolle, wenn es schlecht Wetter wäre, so gab er zur Antwort, er wolle sich einen Knecht halten, und den dann heraus schicken. Dieser Vorsatz dauerte aber nur den einen Sommer über; denn mit dem Anfange der Winterschule mußte er nebst seinem jüngern Bruder auch anfangen in die Schule zu gehen, und da änderte sich dann sein Vorsatz wieder. 3) Weil er leicht lernen konnte, so war dies gleich ein Grund für ihn, hieraus seine Hauptsache dermaleinst zu machen, und daher ein Schulmeister zu werden. Es war aber noch ein andrer Bewegungsgrund, weswegen er Schulmeister werden wollte, nehmlich der: Weil er von seinen Mitschülern unaufhörlich gezerrt und geärgert wurde, und sich, weil er zu schwach war, nicht dagegen wehren konnte, so wünschte er, dermaleinst sich auf eine andere Art an ihnen rächen zu können, und hierzu sahe er nun kein besser Mittel, als wenn er dermaleinst Schulmeister würde. Denn er dachte sich den Schulmeister nicht anders als an diesem Orte, in dieser Schule, unter die- Er hatte aber eine solche Jdee vom Kuhhirtenleben, daß er, wenn man ihn fragte, ob er denn auch wohl wuͤßte wenn er die Kuͤhe aus und nachher wieder eintreiben muͤsse, zur Antwort gab, er wuͤrde sich dann eine Uhr anschaffen; und wenn man ihn frug, was er alsdann aber machen wolle, wenn es schlecht Wetter waͤre, so gab er zur Antwort, er wolle sich einen Knecht halten, und den dann heraus schicken. Dieser Vorsatz dauerte aber nur den einen Sommer uͤber; denn mit dem Anfange der Winterschule mußte er nebst seinem juͤngern Bruder auch anfangen in die Schule zu gehen, und da aͤnderte sich dann sein Vorsatz wieder. 3) Weil er leicht lernen konnte, so war dies gleich ein Grund fuͤr ihn, hieraus seine Hauptsache dermaleinst zu machen, und daher ein Schulmeister zu werden. Es war aber noch ein andrer Bewegungsgrund, weswegen er Schulmeister werden wollte, nehmlich der: Weil er von seinen Mitschuͤlern unaufhoͤrlich gezerrt und geaͤrgert wurde, und sich, weil er zu schwach war, nicht dagegen wehren konnte, so wuͤnschte er, dermaleinst sich auf eine andere Art an ihnen raͤchen zu koͤnnen, und hierzu sahe er nun kein besser Mittel, als wenn er dermaleinst Schulmeister wuͤrde. Denn er dachte sich den Schulmeister nicht anders als an diesem Orte, in dieser Schule, unter die- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0109" n="109"/><lb/> <p>Er hatte aber eine solche Jdee vom Kuhhirtenleben, daß er, wenn man ihn fragte, ob er denn auch wohl wuͤßte wenn er die Kuͤhe aus und nachher wieder eintreiben muͤsse, zur <choice><corr>Antwort</corr><sic>Antwor</sic></choice> gab, er wuͤrde sich dann eine Uhr anschaffen; und wenn man ihn frug, was er alsdann aber machen wolle, wenn es schlecht Wetter waͤre, so gab er zur Antwort, er wolle sich einen Knecht halten, und den dann heraus schicken. Dieser Vorsatz dauerte aber nur den einen Sommer uͤber; denn mit dem Anfange der Winterschule mußte er nebst seinem juͤngern Bruder auch anfangen in die Schule zu gehen, und da aͤnderte sich dann sein Vorsatz wieder.</p> <p>3) Weil er leicht lernen konnte, so war dies gleich ein Grund fuͤr ihn, hieraus seine Hauptsache dermaleinst zu machen, und daher ein Schulmeister zu werden. Es war aber noch ein andrer Bewegungsgrund, weswegen er Schulmeister werden wollte, nehmlich der: Weil er von seinen Mitschuͤlern unaufhoͤrlich gezerrt und geaͤrgert wurde, und sich, weil er zu schwach war, nicht dagegen wehren konnte, so wuͤnschte er, dermaleinst sich auf eine andere Art an ihnen raͤchen zu koͤnnen, und hierzu sahe er nun kein besser Mittel, als wenn er dermaleinst Schulmeister wuͤrde. Denn er dachte sich den Schulmeister nicht anders als an diesem Orte, in dieser Schule, unter die-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0109]
Er hatte aber eine solche Jdee vom Kuhhirtenleben, daß er, wenn man ihn fragte, ob er denn auch wohl wuͤßte wenn er die Kuͤhe aus und nachher wieder eintreiben muͤsse, zur Antwort gab, er wuͤrde sich dann eine Uhr anschaffen; und wenn man ihn frug, was er alsdann aber machen wolle, wenn es schlecht Wetter waͤre, so gab er zur Antwort, er wolle sich einen Knecht halten, und den dann heraus schicken. Dieser Vorsatz dauerte aber nur den einen Sommer uͤber; denn mit dem Anfange der Winterschule mußte er nebst seinem juͤngern Bruder auch anfangen in die Schule zu gehen, und da aͤnderte sich dann sein Vorsatz wieder.
3) Weil er leicht lernen konnte, so war dies gleich ein Grund fuͤr ihn, hieraus seine Hauptsache dermaleinst zu machen, und daher ein Schulmeister zu werden. Es war aber noch ein andrer Bewegungsgrund, weswegen er Schulmeister werden wollte, nehmlich der: Weil er von seinen Mitschuͤlern unaufhoͤrlich gezerrt und geaͤrgert wurde, und sich, weil er zu schwach war, nicht dagegen wehren konnte, so wuͤnschte er, dermaleinst sich auf eine andere Art an ihnen raͤchen zu koͤnnen, und hierzu sahe er nun kein besser Mittel, als wenn er dermaleinst Schulmeister wuͤrde. Denn er dachte sich den Schulmeister nicht anders als an diesem Orte, in dieser Schule, unter die-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/109>, abgerufen am 16.02.2025. |