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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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11. Fragment aus dem vierten Theil von Anton Reisers Lebensgeschichte.

Hier nahm nun die Jdee des ruhigen Bleibens auf einmal wieder so sehr bei ihm die Oberhand, daß er jetzt, in seinem neunzehnten Jahre, an seinen Freund in H.... schrieb, er hoffe und wünsche nunmehr den Rest seiner Tage in Erfurt zu beschließen.

Seine lernende Laufbahn sollte nehmlich hier unmittelbar in die Lehrende übergehn, und so sollte das Ziel aller seiner Wünsche und Hofnungen dann erreicht seyn. -- Auf alles übrige Glänzende glaubte er nun Verzicht gethan zu haben, und alle die schimmernden Theaterphantasien schienen auf eine Zeitlang aus seinem Kopfe verschwunden zu seyn.

Er war nun doch auf einmal in eine neue Welt versetzt, und hatte gegen seinen Aufenthalt in H.... immer erstaunlich viel gewonnen.

Wenn er auf den Wällen von Erfurt um die Stadt spatzieren gieng, so fühlte er lebhaft, daß er durch eigne Anstrengung sich aus seinem unerträglichen Zustande gerissen, und seinen Standpunkt in der Welt aus eigner Kraft verändert hatte.



11. Fragment aus dem vierten Theil von Anton Reisers Lebensgeschichte.

Hier nahm nun die Jdee des ruhigen Bleibens auf einmal wieder so sehr bei ihm die Oberhand, daß er jetzt, in seinem neunzehnten Jahre, an seinen Freund in H.... schrieb, er hoffe und wuͤnsche nunmehr den Rest seiner Tage in Erfurt zu beschließen.

Seine lernende Laufbahn sollte nehmlich hier unmittelbar in die Lehrende uͤbergehn, und so sollte das Ziel aller seiner Wuͤnsche und Hofnungen dann erreicht seyn. — Auf alles uͤbrige Glaͤnzende glaubte er nun Verzicht gethan zu haben, und alle die schimmernden Theaterphantasien schienen auf eine Zeitlang aus seinem Kopfe verschwunden zu seyn.

Er war nun doch auf einmal in eine neue Welt versetzt, und hatte gegen seinen Aufenthalt in H.... immer erstaunlich viel gewonnen.

Wenn er auf den Waͤllen von Erfurt um die Stadt spatzieren gieng, so fuͤhlte er lebhaft, daß er durch eigne Anstrengung sich aus seinem unertraͤglichen Zustande gerissen, und seinen Standpunkt in der Welt aus eigner Kraft veraͤndert hatte.


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[90/0092] 11. Fragment aus dem vierten Theil von Anton Reisers Lebensgeschichte. Hier nahm nun die Jdee des ruhigen Bleibens auf einmal wieder so sehr bei ihm die Oberhand, daß er jetzt, in seinem neunzehnten Jahre, an seinen Freund in H.... schrieb, er hoffe und wuͤnsche nunmehr den Rest seiner Tage in Erfurt zu beschließen. Seine lernende Laufbahn sollte nehmlich hier unmittelbar in die Lehrende uͤbergehn, und so sollte das Ziel aller seiner Wuͤnsche und Hofnungen dann erreicht seyn. — Auf alles uͤbrige Glaͤnzende glaubte er nun Verzicht gethan zu haben, und alle die schimmernden Theaterphantasien schienen auf eine Zeitlang aus seinem Kopfe verschwunden zu seyn. Er war nun doch auf einmal in eine neue Welt versetzt, und hatte gegen seinen Aufenthalt in H.... immer erstaunlich viel gewonnen. Wenn er auf den Waͤllen von Erfurt um die Stadt spatzieren gieng, so fuͤhlte er lebhaft, daß er durch eigne Anstrengung sich aus seinem unertraͤglichen Zustande gerissen, und seinen Standpunkt in der Welt aus eigner Kraft veraͤndert hatte.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/92>, abgerufen am 09.11.2024.