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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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blick stehen konnten, da die unterste Stufe der Treppe fehlte.

Mir wurde nun bange, ich fing an zu weinen, und wollte wieder zum Hause hinaus; denn der Einsturz des ganzen Hauses schien mir doch nun einmal unvermeidlich. Aber meine Mutter nahm mich mit Gewalt auf den Arm und stieg mit mir auf die folgende Stufe der Treppe, und so weiter bis zu unsrer Wohnung hinauf, indes ich bei jedem Tritt den Einsturz der Treppe und des ganzen Hauses mit Todesangst befürchtete.

Wie wir nun doch einmal oben waren, so kam es mir zwar wunderbar vor, daß der Einsturz des Hauses noch immer nicht erfolgte, aber ich wurde doch nicht eher ruhig bis ich sahe, daß die unterste Stufe wieder da war.

Jn diesem Hause brachte ich nun, seitdem das Stück Mauer in unsrer Kammer eingestürzt war, keinen Tag ohne Furcht zu.

Dieß dauerte wohl zwei Jahr, da denn meine Eltern sechs Meilen von dieser Stadt wegzogen.

Bei dieser Gelegenheit aber hatte ich noch erst wegen meiner Furchtsamkeit einen äußerst harten Stand. Denn wir fuhren diese sechs Meilen auf einem Frachtwagen, welcher hoch bepackt war, und auf welchem Gepäcke wir oben aufsaßen.



blick stehen konnten, da die unterste Stufe der Treppe fehlte.

Mir wurde nun bange, ich fing an zu weinen, und wollte wieder zum Hause hinaus; denn der Einsturz des ganzen Hauses schien mir doch nun einmal unvermeidlich. Aber meine Mutter nahm mich mit Gewalt auf den Arm und stieg mit mir auf die folgende Stufe der Treppe, und so weiter bis zu unsrer Wohnung hinauf, indes ich bei jedem Tritt den Einsturz der Treppe und des ganzen Hauses mit Todesangst befuͤrchtete.

Wie wir nun doch einmal oben waren, so kam es mir zwar wunderbar vor, daß der Einsturz des Hauses noch immer nicht erfolgte, aber ich wurde doch nicht eher ruhig bis ich sahe, daß die unterste Stufe wieder da war.

Jn diesem Hause brachte ich nun, seitdem das Stuͤck Mauer in unsrer Kammer eingestuͤrzt war, keinen Tag ohne Furcht zu.

Dieß dauerte wohl zwei Jahr, da denn meine Eltern sechs Meilen von dieser Stadt wegzogen.

Bei dieser Gelegenheit aber hatte ich noch erst wegen meiner Furchtsamkeit einen aͤußerst harten Stand. Denn wir fuhren diese sechs Meilen auf einem Frachtwagen, welcher hoch bepackt war, und auf welchem Gepaͤcke wir oben aufsaßen.


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[87/0089] blick stehen konnten, da die unterste Stufe der Treppe fehlte. Mir wurde nun bange, ich fing an zu weinen, und wollte wieder zum Hause hinaus; denn der Einsturz des ganzen Hauses schien mir doch nun einmal unvermeidlich. Aber meine Mutter nahm mich mit Gewalt auf den Arm und stieg mit mir auf die folgende Stufe der Treppe, und so weiter bis zu unsrer Wohnung hinauf, indes ich bei jedem Tritt den Einsturz der Treppe und des ganzen Hauses mit Todesangst befuͤrchtete. Wie wir nun doch einmal oben waren, so kam es mir zwar wunderbar vor, daß der Einsturz des Hauses noch immer nicht erfolgte, aber ich wurde doch nicht eher ruhig bis ich sahe, daß die unterste Stufe wieder da war. Jn diesem Hause brachte ich nun, seitdem das Stuͤck Mauer in unsrer Kammer eingestuͤrzt war, keinen Tag ohne Furcht zu. Dieß dauerte wohl zwei Jahr, da denn meine Eltern sechs Meilen von dieser Stadt wegzogen. Bei dieser Gelegenheit aber hatte ich noch erst wegen meiner Furchtsamkeit einen aͤußerst harten Stand. Denn wir fuhren diese sechs Meilen auf einem Frachtwagen, welcher hoch bepackt war, und auf welchem Gepaͤcke wir oben aufsaßen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/89>, abgerufen am 09.11.2024.