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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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erhalten haben. Eben so verhält es sich mit dem Foetus und der Mutter, wenn man die Anwendung davon machen will auf die Geschichte, die Büffon von der Frau erzählet, die nachdem sie einen Verbrecher rädern gesehen, ein Kind mit zerbrochenen Gliedern zur Welt gebracht hat.

Jch glaube nicht nöthig zu haben, die Empfindungen des Schmerzes, der Sympathie und des Mitgefühls hier zu erklären, denn wer sollte ihre Würkungen aus eigener Erfahrung nicht kennen, und wissen, wie stark ihre Gefühle und wie betäubend sie sind. Zu keiner Zeit ist eben der weibliche Körper den stärksten Empfindungen ausgesetzt, als zu der Zeit der Schwangerschaft, wo das Blut und alle Säfte in der geschwindesten, heftigsten Bewegung und Umlaufe sind, und der ganze Körper Gefühl und Empfindung ist.

Setzt euch nun in die Lage dieser Frau, die während ihrer Schwangerschaft einem Schauspiel zusieht, bei welchem auch der härteste und kälteste Mensch nicht gleichgültig und unempfindlich bleiben kann, und gewiß ihr werdet euch nicht verwundern über die Würkungen, die solche Empfindungen auf den Foetus hervorbringen müssen.

Der Verbrecher steigt auf das Mordgerüste -- welche leidende und sympathisirende Empfindungen muß da nicht die Frau haben! -- sie selbst steigt auf das Mordgerüste -- Mit einem Schlage werden die Glieder des Verbrechers zertrümmert --


erhalten haben. Eben so verhaͤlt es sich mit dem Foetus und der Mutter, wenn man die Anwendung davon machen will auf die Geschichte, die Buͤffon von der Frau erzaͤhlet, die nachdem sie einen Verbrecher raͤdern gesehen, ein Kind mit zerbrochenen Gliedern zur Welt gebracht hat.

Jch glaube nicht noͤthig zu haben, die Empfindungen des Schmerzes, der Sympathie und des Mitgefuͤhls hier zu erklaͤren, denn wer sollte ihre Wuͤrkungen aus eigener Erfahrung nicht kennen, und wissen, wie stark ihre Gefuͤhle und wie betaͤubend sie sind. Zu keiner Zeit ist eben der weibliche Koͤrper den staͤrksten Empfindungen ausgesetzt, als zu der Zeit der Schwangerschaft, wo das Blut und alle Saͤfte in der geschwindesten, heftigsten Bewegung und Umlaufe sind, und der ganze Koͤrper Gefuͤhl und Empfindung ist.

Setzt euch nun in die Lage dieser Frau, die waͤhrend ihrer Schwangerschaft einem Schauspiel zusieht, bei welchem auch der haͤrteste und kaͤlteste Mensch nicht gleichguͤltig und unempfindlich bleiben kann, und gewiß ihr werdet euch nicht verwundern uͤber die Wuͤrkungen, die solche Empfindungen auf den Foetus hervorbringen muͤssen.

Der Verbrecher steigt auf das Mordgeruͤste — welche leidende und sympathisirende Empfindungen muß da nicht die Frau haben! — sie selbst steigt auf das Mordgeruͤste — Mit einem Schlage werden die Glieder des Verbrechers zertruͤmmert —

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[42/0044] erhalten haben. Eben so verhaͤlt es sich mit dem Foetus und der Mutter, wenn man die Anwendung davon machen will auf die Geschichte, die Buͤffon von der Frau erzaͤhlet, die nachdem sie einen Verbrecher raͤdern gesehen, ein Kind mit zerbrochenen Gliedern zur Welt gebracht hat. Jch glaube nicht noͤthig zu haben, die Empfindungen des Schmerzes, der Sympathie und des Mitgefuͤhls hier zu erklaͤren, denn wer sollte ihre Wuͤrkungen aus eigener Erfahrung nicht kennen, und wissen, wie stark ihre Gefuͤhle und wie betaͤubend sie sind. Zu keiner Zeit ist eben der weibliche Koͤrper den staͤrksten Empfindungen ausgesetzt, als zu der Zeit der Schwangerschaft, wo das Blut und alle Saͤfte in der geschwindesten, heftigsten Bewegung und Umlaufe sind, und der ganze Koͤrper Gefuͤhl und Empfindung ist. Setzt euch nun in die Lage dieser Frau, die waͤhrend ihrer Schwangerschaft einem Schauspiel zusieht, bei welchem auch der haͤrteste und kaͤlteste Mensch nicht gleichguͤltig und unempfindlich bleiben kann, und gewiß ihr werdet euch nicht verwundern uͤber die Wuͤrkungen, die solche Empfindungen auf den Foetus hervorbringen muͤssen. Der Verbrecher steigt auf das Mordgeruͤste — welche leidende und sympathisirende Empfindungen muß da nicht die Frau haben! — sie selbst steigt auf das Mordgeruͤste — Mit einem Schlage werden die Glieder des Verbrechers zertruͤmmert —

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/44>, abgerufen am 21.11.2024.