Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.
Dies gab der Sache einen Verstoß und seine Geliebte und deren Eltern sahen sich nun genöthigt ihr Glück an einem andern Orte zu versuchen, und zogen daher nach H.... Sie waren aber noch nicht gar lange da gewesen, als B... auch schon dahin reisete, um, wie er vorgab, sie nur einmal zu besuchen. Er war aber kaum einige Tage da gewesen, so bekamen seine Eltern die Nachricht, daß er auf einmal rasend toll geworden sey und bereits in Ketten und Banden müsse festgehalten werden. Und er wurde nun als ein solcher auf einem Wagen mit Ketten und Banden befestiget wieder zu seinen Eltern gebracht. Was nun die eigentliche Ursache seiner so plötzlichen Raserei mag gewesen seyn und ob, und in wie fern dieser Besuch kann dazu beigetragen haben, vermag ich nicht zu sagen, nur muß ich bemerken, daß er in seiner Raserei einmal über das andere immer gerufen: Der Teufel ....! und die Teufelin ....! Seine hierüber bestürzten Eltern hatten ihn nun erstlich einige Wochen bei sich, und erkundigten sich dann nach irgend einem Arzte, welchen sie auch fanden und ihn dahin bringen liessen.
Dies gab der Sache einen Verstoß und seine Geliebte und deren Eltern sahen sich nun genoͤthigt ihr Gluͤck an einem andern Orte zu versuchen, und zogen daher nach H.... Sie waren aber noch nicht gar lange da gewesen, als B... auch schon dahin reisete, um, wie er vorgab, sie nur einmal zu besuchen. Er war aber kaum einige Tage da gewesen, so bekamen seine Eltern die Nachricht, daß er auf einmal rasend toll geworden sey und bereits in Ketten und Banden muͤsse festgehalten werden. Und er wurde nun als ein solcher auf einem Wagen mit Ketten und Banden befestiget wieder zu seinen Eltern gebracht. Was nun die eigentliche Ursache seiner so ploͤtzlichen Raserei mag gewesen seyn und ob, und in wie fern dieser Besuch kann dazu beigetragen haben, vermag ich nicht zu sagen, nur muß ich bemerken, daß er in seiner Raserei einmal uͤber das andere immer gerufen: Der Teufel ....! und die Teufelin ....! Seine hieruͤber bestuͤrzten Eltern hatten ihn nun erstlich einige Wochen bei sich, und erkundigten sich dann nach irgend einem Arzte, welchen sie auch fanden und ihn dahin bringen liessen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0015" n="13"/><lb/> einst zu hoffenden Erbtheils bereits dahin habe, und ihn nun ferner zu enterben droheten, wenn er so fortfahren wuͤrde. </p> <p>Dies gab der Sache einen Verstoß und seine Geliebte und deren Eltern sahen sich nun genoͤthigt ihr Gluͤck an einem andern Orte zu versuchen, und zogen daher nach H.... </p> <p>Sie waren aber noch nicht gar lange da gewesen, als B... auch schon dahin reisete, um, wie er vorgab, sie nur einmal zu besuchen. </p> <p>Er war aber kaum einige Tage da gewesen, so bekamen seine Eltern die Nachricht, daß er auf einmal rasend toll geworden sey und bereits in Ketten und Banden muͤsse festgehalten werden. Und er wurde nun als ein solcher auf einem Wagen mit Ketten und Banden befestiget wieder zu seinen Eltern gebracht. </p> <p>Was nun die eigentliche Ursache seiner so ploͤtzlichen Raserei mag gewesen seyn und ob, und in wie fern dieser Besuch kann dazu beigetragen haben, vermag ich nicht zu sagen, nur muß ich bemerken, daß er in seiner Raserei einmal uͤber das andere immer gerufen: Der Teufel ....! und die Teufelin ....! </p> <p>Seine hieruͤber bestuͤrzten Eltern hatten ihn nun erstlich einige Wochen bei sich, und erkundigten sich dann nach irgend einem Arzte, welchen sie auch fanden und ihn dahin bringen liessen. </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0015]
einst zu hoffenden Erbtheils bereits dahin habe, und ihn nun ferner zu enterben droheten, wenn er so fortfahren wuͤrde.
Dies gab der Sache einen Verstoß und seine Geliebte und deren Eltern sahen sich nun genoͤthigt ihr Gluͤck an einem andern Orte zu versuchen, und zogen daher nach H....
Sie waren aber noch nicht gar lange da gewesen, als B... auch schon dahin reisete, um, wie er vorgab, sie nur einmal zu besuchen.
Er war aber kaum einige Tage da gewesen, so bekamen seine Eltern die Nachricht, daß er auf einmal rasend toll geworden sey und bereits in Ketten und Banden muͤsse festgehalten werden. Und er wurde nun als ein solcher auf einem Wagen mit Ketten und Banden befestiget wieder zu seinen Eltern gebracht.
Was nun die eigentliche Ursache seiner so ploͤtzlichen Raserei mag gewesen seyn und ob, und in wie fern dieser Besuch kann dazu beigetragen haben, vermag ich nicht zu sagen, nur muß ich bemerken, daß er in seiner Raserei einmal uͤber das andere immer gerufen: Der Teufel ....! und die Teufelin ....!
Seine hieruͤber bestuͤrzten Eltern hatten ihn nun erstlich einige Wochen bei sich, und erkundigten sich dann nach irgend einem Arzte, welchen sie auch fanden und ihn dahin bringen liessen.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/15>, abgerufen am 16.02.2025. |