Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Zeichnung jugendlicher Charaktere.

B. Zwölf Jahr alt, hat ein zärtliches Herz, zur Freundschaft geschaffen, dabei aber auch schon viel Fertigkeit und Entschlossenheit -- dies sieht man an jeder seiner Bewegungen, die alle schnell sind, und immer die einmal vorgesetzte Richtung behalten.

Er redet immer mit einem gewissen Hineilen auf den Hauptgedanken, und konzentrirt darauf die ganze Stärke der Stimme.

Jn dieser letztern Rücksicht habe ich noch T. H. und F. beobachtet, die alle drei in Ansehung des Alters von dem ersten nicht sehr verschieden sind.

T... redet ebenfalls immer zu dem Hauptgedanken hineilend, und zwar mit einem noch weit stärkern Zulauf wie B.., so daß er sich kaum Zeit nimmt, die weniger bedeutenden Worte zu sagen, um desto schneller zu der Hauptsache zu kommen.

Sobald dieß Hineilen bei ihm aber noch um einen Grad stärker wäre, so würde es, da es jetzt eine Kraft ist, wieder zur Schwäche werden. Er würde den Gedanken vorwegnehmen, und darüber in ein unvermeidliches Stottern gerathen.



2. Zeichnung jugendlicher Charaktere.

B. Zwoͤlf Jahr alt, hat ein zaͤrtliches Herz, zur Freundschaft geschaffen, dabei aber auch schon viel Fertigkeit und Entschlossenheit — dies sieht man an jeder seiner Bewegungen, die alle schnell sind, und immer die einmal vorgesetzte Richtung behalten.

Er redet immer mit einem gewissen Hineilen auf den Hauptgedanken, und konzentrirt darauf die ganze Staͤrke der Stimme.

Jn dieser letztern Ruͤcksicht habe ich noch T. H. und F. beobachtet, die alle drei in Ansehung des Alters von dem ersten nicht sehr verschieden sind.

T... redet ebenfalls immer zu dem Hauptgedanken hineilend, und zwar mit einem noch weit staͤrkern Zulauf wie B.., so daß er sich kaum Zeit nimmt, die weniger bedeutenden Worte zu sagen, um desto schneller zu der Hauptsache zu kommen.

Sobald dieß Hineilen bei ihm aber noch um einen Grad staͤrker waͤre, so wuͤrde es, da es jetzt eine Kraft ist, wieder zur Schwaͤche werden. Er wuͤrde den Gedanken vorwegnehmen, und daruͤber in ein unvermeidliches Stottern gerathen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0111" n="109"/><lb/><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>2.                 Zeichnung jugendlicher Charaktere.</head><lb/>
            <note type="editorial">
              <bibl>
                <persName ref="#ref20"><note type="editorial"/>Z.</persName>
              </bibl>
            </note>
            <p>B. Zwo&#x0364;lf Jahr alt, hat ein za&#x0364;rtliches Herz, zur                         Freundschaft geschaffen, dabei aber auch schon viel Fertigkeit und                         Entschlossenheit &#x2014; dies sieht man an jeder seiner Bewegungen, die alle                         schnell sind, und immer die einmal vorgesetzte Richtung behalten. </p>
            <p>Er redet immer mit einem gewissen Hineilen auf den Hauptgedanken, und                         konzentrirt darauf die ganze Sta&#x0364;rke der Stimme. </p>
            <p>Jn dieser letztern Ru&#x0364;cksicht habe ich noch <hi rendition="#b">T. H.</hi> und <hi rendition="#b">F.</hi> beobachtet, die alle drei in Ansehung des                         Alters von dem ersten nicht sehr verschieden sind. </p>
            <p>T... redet ebenfalls immer zu dem Hauptgedanken hineilend, und zwar mit einem                         noch weit sta&#x0364;rkern Zulauf wie B.., so daß er sich kaum Zeit nimmt, die                         weniger bedeutenden Worte zu sagen, um desto schneller zu der Hauptsache zu                         kommen. </p>
            <p>Sobald dieß Hineilen bei ihm aber noch um einen Grad sta&#x0364;rker wa&#x0364;re, so wu&#x0364;rde                         es, da es jetzt eine Kraft ist, wieder zur Schwa&#x0364;che werden. Er wu&#x0364;rde den                         Gedanken vorwegnehmen, und daru&#x0364;ber in ein unvermeidliches Stottern gerathen. </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0111] 2. Zeichnung jugendlicher Charaktere. B. Zwoͤlf Jahr alt, hat ein zaͤrtliches Herz, zur Freundschaft geschaffen, dabei aber auch schon viel Fertigkeit und Entschlossenheit — dies sieht man an jeder seiner Bewegungen, die alle schnell sind, und immer die einmal vorgesetzte Richtung behalten. Er redet immer mit einem gewissen Hineilen auf den Hauptgedanken, und konzentrirt darauf die ganze Staͤrke der Stimme. Jn dieser letztern Ruͤcksicht habe ich noch T. H. und F. beobachtet, die alle drei in Ansehung des Alters von dem ersten nicht sehr verschieden sind. T... redet ebenfalls immer zu dem Hauptgedanken hineilend, und zwar mit einem noch weit staͤrkern Zulauf wie B.., so daß er sich kaum Zeit nimmt, die weniger bedeutenden Worte zu sagen, um desto schneller zu der Hauptsache zu kommen. Sobald dieß Hineilen bei ihm aber noch um einen Grad staͤrker waͤre, so wuͤrde es, da es jetzt eine Kraft ist, wieder zur Schwaͤche werden. Er wuͤrde den Gedanken vorwegnehmen, und daruͤber in ein unvermeidliches Stottern gerathen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/111
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/111>, abgerufen am 23.11.2024.