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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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Jede Art eines entbehrten Genusses bezeichnet er durch eine Pantomime, als ob ihm der Mund wässericht würde, welches sich sehr widrig ausnimmt.

Wenn er nichts hat, so borgt er von aller Welt, und wenn er hat, so leihet er aller Welt.

Seine Affektation ist, daß er bei jeder Gelegenheit den Weintrinker spielen, und manchmal ein rechter lüderlicher Kerl scheinen will. -- Es freuet ihn, von dem Mangel des Weins, als dem höchsten menschlichen Unglück zu reden.

Er hat eben nichts Lächerliches an sich, weil er gemeiniglich eher über sich lacht, als andere über ihn lachen.

Wenn er in der Liebe schwärmt, so ist er ein liebenswürdiger Thor -- er muß dann auch einen Vertrauten haben, dem er seinen Zustand klagt. --

Ueberhaupt ist er vertraulich, gesellig und dienstfertig -- aber etwas Bequemlichkeit liebend -- dieß letztere nimmt immer bei ihm zu, da er die menschlichen Verhältnisse flieht, und also in keinen Zustand kömmt, der ihn halb wider Willen hinaufzieht. --

Wird er demohngeachtet aus eignen Kräften steigen? -- oder sinken? -- --

Z.



Jede Art eines entbehrten Genusses bezeichnet er durch eine Pantomime, als ob ihm der Mund waͤssericht wuͤrde, welches sich sehr widrig ausnimmt.

Wenn er nichts hat, so borgt er von aller Welt, und wenn er hat, so leihet er aller Welt.

Seine Affektation ist, daß er bei jeder Gelegenheit den Weintrinker spielen, und manchmal ein rechter luͤderlicher Kerl scheinen will. — Es freuet ihn, von dem Mangel des Weins, als dem hoͤchsten menschlichen Ungluͤck zu reden.

Er hat eben nichts Laͤcherliches an sich, weil er gemeiniglich eher uͤber sich lacht, als andere uͤber ihn lachen.

Wenn er in der Liebe schwaͤrmt, so ist er ein liebenswuͤrdiger Thor — er muß dann auch einen Vertrauten haben, dem er seinen Zustand klagt. —

Ueberhaupt ist er vertraulich, gesellig und dienstfertig — aber etwas Bequemlichkeit liebend — dieß letztere nimmt immer bei ihm zu, da er die menschlichen Verhaͤltnisse flieht, und also in keinen Zustand koͤmmt, der ihn halb wider Willen hinaufzieht. —

Wird er demohngeachtet aus eignen Kraͤften steigen? — oder sinken? — —

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[108/0110] Jede Art eines entbehrten Genusses bezeichnet er durch eine Pantomime, als ob ihm der Mund waͤssericht wuͤrde, welches sich sehr widrig ausnimmt. Wenn er nichts hat, so borgt er von aller Welt, und wenn er hat, so leihet er aller Welt. Seine Affektation ist, daß er bei jeder Gelegenheit den Weintrinker spielen, und manchmal ein rechter luͤderlicher Kerl scheinen will. — Es freuet ihn, von dem Mangel des Weins, als dem hoͤchsten menschlichen Ungluͤck zu reden. Er hat eben nichts Laͤcherliches an sich, weil er gemeiniglich eher uͤber sich lacht, als andere uͤber ihn lachen. Wenn er in der Liebe schwaͤrmt, so ist er ein liebenswuͤrdiger Thor — er muß dann auch einen Vertrauten haben, dem er seinen Zustand klagt. — Ueberhaupt ist er vertraulich, gesellig und dienstfertig — aber etwas Bequemlichkeit liebend — dieß letztere nimmt immer bei ihm zu, da er die menschlichen Verhaͤltnisse flieht, und also in keinen Zustand koͤmmt, der ihn halb wider Willen hinaufzieht. — Wird er demohngeachtet aus eignen Kraͤften steigen? — oder sinken? — — Z.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/110>, abgerufen am 22.11.2024.