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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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stand, worinnen sie stehen, also daß er mir auch wohl natürlichen Verstand giebt bei denen, die dergleichen haben, und das mit einem so freien ungezwungenen Wesen, daß sie ganz vergnügt von mir gehen.

Es giebt eine Art frommer Leute, deren Sprache für mich ein lahmes Geschwätz ist: ich fürchte mich nicht vor den Fallstricken, die sie mir legen. Jch verwahre mich in keiner Sache zum Voraus, so gehet alles gut. Man sagt bisweilen zu mir: nehmt euch in Acht, was ihr mit den und denen Leuten redet: aber ich vergesse es alsobald, und kann nicht darauf Achtung geben.

Zuweilen sagt man zu mir: ihr habt das und das gesagt; diese Leute können es übel auslegen; ihr seyd gar zu einfältig: ich glaube es; aber ich kann nicht anders thun, als einfältig seyn.

O fleischliche Klugheit, wie befinde ich dich so sehr der Einfältigkeit Jesu Christi zuwider zu seyn! Jch lasse dich deinen Anhängern. Was mich anlangt, so ist der einfältige und niedrige Jesus meine Klugheit und meine Weisheit.

Und wenn ich sollte eine Königin werden, und es anders machen in meinem Leben und Wandel, ich könnte es nicht. Wenn meine Einfältigkeit mir alle Noth von der Welt verursachen sollte, so könnte ich sie doch nicht fahren lassen.

Nichts ist größer denn Gott; nichts ist kleiner und geringer denn ich. Er ist reich; ich bin sehr


stand, worinnen sie stehen, also daß er mir auch wohl natuͤrlichen Verstand giebt bei denen, die dergleichen haben, und das mit einem so freien ungezwungenen Wesen, daß sie ganz vergnuͤgt von mir gehen.

Es giebt eine Art frommer Leute, deren Sprache fuͤr mich ein lahmes Geschwaͤtz ist: ich fuͤrchte mich nicht vor den Fallstricken, die sie mir legen. Jch verwahre mich in keiner Sache zum Voraus, so gehet alles gut. Man sagt bisweilen zu mir: nehmt euch in Acht, was ihr mit den und denen Leuten redet: aber ich vergesse es alsobald, und kann nicht darauf Achtung geben.

Zuweilen sagt man zu mir: ihr habt das und das gesagt; diese Leute koͤnnen es uͤbel auslegen; ihr seyd gar zu einfaͤltig: ich glaube es; aber ich kann nicht anders thun, als einfaͤltig seyn.

O fleischliche Klugheit, wie befinde ich dich so sehr der Einfaͤltigkeit Jesu Christi zuwider zu seyn! Jch lasse dich deinen Anhaͤngern. Was mich anlangt, so ist der einfaͤltige und niedrige Jesus meine Klugheit und meine Weisheit.

Und wenn ich sollte eine Koͤnigin werden, und es anders machen in meinem Leben und Wandel, ich koͤnnte es nicht. Wenn meine Einfaͤltigkeit mir alle Noth von der Welt verursachen sollte, so koͤnnte ich sie doch nicht fahren lassen.

Nichts ist groͤßer denn Gott; nichts ist kleiner und geringer denn ich. Er ist reich; ich bin sehr

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[88/0088] stand, worinnen sie stehen, also daß er mir auch wohl natuͤrlichen Verstand giebt bei denen, die dergleichen haben, und das mit einem so freien ungezwungenen Wesen, daß sie ganz vergnuͤgt von mir gehen. Es giebt eine Art frommer Leute, deren Sprache fuͤr mich ein lahmes Geschwaͤtz ist: ich fuͤrchte mich nicht vor den Fallstricken, die sie mir legen. Jch verwahre mich in keiner Sache zum Voraus, so gehet alles gut. Man sagt bisweilen zu mir: nehmt euch in Acht, was ihr mit den und denen Leuten redet: aber ich vergesse es alsobald, und kann nicht darauf Achtung geben. Zuweilen sagt man zu mir: ihr habt das und das gesagt; diese Leute koͤnnen es uͤbel auslegen; ihr seyd gar zu einfaͤltig: ich glaube es; aber ich kann nicht anders thun, als einfaͤltig seyn. O fleischliche Klugheit, wie befinde ich dich so sehr der Einfaͤltigkeit Jesu Christi zuwider zu seyn! Jch lasse dich deinen Anhaͤngern. Was mich anlangt, so ist der einfaͤltige und niedrige Jesus meine Klugheit und meine Weisheit. Und wenn ich sollte eine Koͤnigin werden, und es anders machen in meinem Leben und Wandel, ich koͤnnte es nicht. Wenn meine Einfaͤltigkeit mir alle Noth von der Welt verursachen sollte, so koͤnnte ich sie doch nicht fahren lassen. Nichts ist groͤßer denn Gott; nichts ist kleiner und geringer denn ich. Er ist reich; ich bin sehr

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/88>, abgerufen am 22.11.2024.