Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

Sonntag den 20. Januar.

Mein Unglück soll mich nicht darnieder beugen -- und es thuts auch nicht, es flößt mir edeln Muth ein; es macht mich in meinen eigenen Augen werth, und spornt mich zu hoher Tugend an. --

Ja, die will ich auszuüben suchen, damit ich ohne zu erröthen sagen kann: mir geschiehet Unrecht! --

Freilich schmerzt es tief, wenn ich eine Stunde mich von der Arbeit erhole -- so lange ich aber arbeite, kann ichs wohl ertragen. --

Die Stunden dieses Tages sind mir doch ziemlich vergnügt entflohen. --

O Gott, laß mir meine Arbeit wohl gelingen, da du nach deinem weisen Rathe mir so vieles, vieles mißlingen lässest, o laß mir diesen Trost in meinem Kummer, damit ich nicht ganz verzagen darf! --

Den 7. Febr.

Jetzt sey ein Mann! jetzt kämpfe gegen den Unmuth, der jede Kraft in dir darnieder drücken will!

Aber wenn sich alles vereiniget, dem schwachen Sterblichen eine trübe Stunde zu machen, wer kann sich da wohl helfen? Aber das soll mein Trost seyn, daß ich meinen Kummer diesem Buche, wie einem getreuen Freunde klagen kann.

Ja, wenn mich jeder Trost verläßt, dann will ich eilen, und meine Thränen hier ausweinen. Da-


Sonntag den 20. Januar.

Mein Ungluͤck soll mich nicht darnieder beugen — und es thuts auch nicht, es floͤßt mir edeln Muth ein; es macht mich in meinen eigenen Augen werth, und spornt mich zu hoher Tugend an. —

Ja, die will ich auszuuͤben suchen, damit ich ohne zu erroͤthen sagen kann: mir geschiehet Unrecht! —

Freilich schmerzt es tief, wenn ich eine Stunde mich von der Arbeit erhole — so lange ich aber arbeite, kann ichs wohl ertragen. —

Die Stunden dieses Tages sind mir doch ziemlich vergnuͤgt entflohen. —

O Gott, laß mir meine Arbeit wohl gelingen, da du nach deinem weisen Rathe mir so vieles, vieles mißlingen laͤssest, o laß mir diesen Trost in meinem Kummer, damit ich nicht ganz verzagen darf! —

Den 7. Febr.

Jetzt sey ein Mann! jetzt kaͤmpfe gegen den Unmuth, der jede Kraft in dir darnieder druͤcken will!

Aber wenn sich alles vereiniget, dem schwachen Sterblichen eine truͤbe Stunde zu machen, wer kann sich da wohl helfen? Aber das soll mein Trost seyn, daß ich meinen Kummer diesem Buche, wie einem getreuen Freunde klagen kann.

Ja, wenn mich jeder Trost verlaͤßt, dann will ich eilen, und meine Thraͤnen hier ausweinen. Da-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0051" n="51"/><lb/>
            <p rend="center">Sonntag den 20. Januar. </p>
            <p>Mein Unglu&#x0364;ck soll mich nicht darnieder beugen &#x2014; und es                         thuts auch nicht, es flo&#x0364;ßt mir edeln Muth ein; es macht mich in meinen                         eigenen Augen werth, und spornt mich zu hoher Tugend an. &#x2014;</p>
            <p>Ja, die will ich auszuu&#x0364;ben suchen, damit ich ohne zu erro&#x0364;then sagen kann: mir                         geschiehet Unrecht! &#x2014;</p>
            <p>Freilich schmerzt es tief, wenn ich eine Stunde mich von der Arbeit erhole &#x2014;                         so lange ich aber arbeite, kann ichs wohl ertragen. &#x2014;</p>
            <p>Die Stunden dieses Tages sind mir doch ziemlich vergnu&#x0364;gt entflohen. &#x2014;</p>
            <p>O Gott, laß mir meine Arbeit wohl gelingen, da du nach deinem weisen Rathe                         mir so vieles, vieles mißlingen la&#x0364;ssest, o laß mir diesen Trost in meinem                         Kummer, damit ich nicht ganz verzagen darf! &#x2014;</p>
            <p rend="center">Den 7. Febr. </p>
            <p>Jetzt sey ein Mann! jetzt ka&#x0364;mpfe gegen den Unmuth, der jede                         Kraft in dir darnieder dru&#x0364;cken will!</p>
            <p>Aber wenn sich alles vereiniget, dem schwachen Sterblichen eine tru&#x0364;be Stunde                         zu machen, wer kann sich da wohl helfen? Aber das soll mein Trost seyn, daß                         ich meinen Kummer diesem Buche, wie einem getreuen Freunde klagen kann.</p>
            <p>Ja, wenn mich jeder Trost verla&#x0364;ßt, dann will ich eilen, und meine Thra&#x0364;nen                         hier ausweinen. Da-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0051] Sonntag den 20. Januar. Mein Ungluͤck soll mich nicht darnieder beugen — und es thuts auch nicht, es floͤßt mir edeln Muth ein; es macht mich in meinen eigenen Augen werth, und spornt mich zu hoher Tugend an. — Ja, die will ich auszuuͤben suchen, damit ich ohne zu erroͤthen sagen kann: mir geschiehet Unrecht! — Freilich schmerzt es tief, wenn ich eine Stunde mich von der Arbeit erhole — so lange ich aber arbeite, kann ichs wohl ertragen. — Die Stunden dieses Tages sind mir doch ziemlich vergnuͤgt entflohen. — O Gott, laß mir meine Arbeit wohl gelingen, da du nach deinem weisen Rathe mir so vieles, vieles mißlingen laͤssest, o laß mir diesen Trost in meinem Kummer, damit ich nicht ganz verzagen darf! — Den 7. Febr. Jetzt sey ein Mann! jetzt kaͤmpfe gegen den Unmuth, der jede Kraft in dir darnieder druͤcken will! Aber wenn sich alles vereiniget, dem schwachen Sterblichen eine truͤbe Stunde zu machen, wer kann sich da wohl helfen? Aber das soll mein Trost seyn, daß ich meinen Kummer diesem Buche, wie einem getreuen Freunde klagen kann. Ja, wenn mich jeder Trost verlaͤßt, dann will ich eilen, und meine Thraͤnen hier ausweinen. Da-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/51
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/51>, abgerufen am 22.11.2024.