Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.
Der Encyclopedist hat bei dieser Gelegenheit seine Gedanken über das Nachtwandeln zugleich mitgetheilt. Sie sind zum Theil interessant genug, um sie hierher zu setzen, obgleich durch seine Untersuchungen jenes Phänomen noch lange nicht ganz erklärt wird, das auch wirklich nicht erklärt werden kann, so lange man alles bloß aus der Einbildungskraft begreiflich zu machen sucht. "Ob man gleich, sagt er, einen Nachtwandler durch dergleichen unwiderlegliche Facta, wie wir angeführt haben, kennen lernen kann; so ists doch
Der Encyclopedist hat bei dieser Gelegenheit seine Gedanken uͤber das Nachtwandeln zugleich mitgetheilt. Sie sind zum Theil interessant genug, um sie hierher zu setzen, obgleich durch seine Untersuchungen jenes Phaͤnomen noch lange nicht ganz erklaͤrt wird, das auch wirklich nicht erklaͤrt werden kann, so lange man alles bloß aus der Einbildungskraft begreiflich zu machen sucht. »Ob man gleich, sagt er, einen Nachtwandler durch dergleichen unwiderlegliche Facta, wie wir angefuͤhrt haben, kennen lernen kann; so ists doch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0062" n="62"/><lb/> so gab man ihm von dem gewoͤhnlichen Wasser, welches in der Kammer stand. Aber er merkte den Betrug sogleich, als er es gekostet hatte, und foderte nun mit noch mehrerer Lebhaftigkeit jenes Lebenswasser, indem er zeigte, daß er ohne dasselbe sterben muͤßte. Jezt brachte man ihm ein Glas Liqueur; er nahm es mit vielem Vergnuͤgen, und sagte, indem er dran roch: daß er sich schon viel besser befinde! Jnzwischen erwachte er nicht, legte sich wieder hin, und schlief ganz ruhig fort. Der junge Mann hat noch eine Menge andrer sehr sonderbarer Handlungen unternommen. Das Auffallendste und Merkwuͤrdigste hiebei ist noch dies, daß wenn man seine Gedanken von unangenehmen und traurigen Bildern der Phantasie abziehen wollte, man nur seine Lippen mit einer Feder bestreichen duͤrfte, wo er denn augenblicklich auf ganz andre Sachen fiel.« —</p> <p>Der Encyclopedist hat bei dieser Gelegenheit seine Gedanken uͤber das Nachtwandeln zugleich mitgetheilt. Sie sind zum Theil interessant genug, um sie hierher zu setzen, obgleich durch seine Untersuchungen jenes Phaͤnomen noch lange nicht ganz erklaͤrt wird, das auch wirklich nicht erklaͤrt werden kann, so lange man alles bloß aus der <hi rendition="#b">Einbildungskraft </hi> begreiflich zu machen sucht.</p> <p>»Ob man gleich, sagt er, einen Nachtwandler durch dergleichen unwiderlegliche Facta, wie wir angefuͤhrt haben, kennen lernen kann; so ists doch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0062]
so gab man ihm von dem gewoͤhnlichen Wasser, welches in der Kammer stand. Aber er merkte den Betrug sogleich, als er es gekostet hatte, und foderte nun mit noch mehrerer Lebhaftigkeit jenes Lebenswasser, indem er zeigte, daß er ohne dasselbe sterben muͤßte. Jezt brachte man ihm ein Glas Liqueur; er nahm es mit vielem Vergnuͤgen, und sagte, indem er dran roch: daß er sich schon viel besser befinde! Jnzwischen erwachte er nicht, legte sich wieder hin, und schlief ganz ruhig fort. Der junge Mann hat noch eine Menge andrer sehr sonderbarer Handlungen unternommen. Das Auffallendste und Merkwuͤrdigste hiebei ist noch dies, daß wenn man seine Gedanken von unangenehmen und traurigen Bildern der Phantasie abziehen wollte, man nur seine Lippen mit einer Feder bestreichen duͤrfte, wo er denn augenblicklich auf ganz andre Sachen fiel.« —
Der Encyclopedist hat bei dieser Gelegenheit seine Gedanken uͤber das Nachtwandeln zugleich mitgetheilt. Sie sind zum Theil interessant genug, um sie hierher zu setzen, obgleich durch seine Untersuchungen jenes Phaͤnomen noch lange nicht ganz erklaͤrt wird, das auch wirklich nicht erklaͤrt werden kann, so lange man alles bloß aus der Einbildungskraft begreiflich zu machen sucht.
»Ob man gleich, sagt er, einen Nachtwandler durch dergleichen unwiderlegliche Facta, wie wir angefuͤhrt haben, kennen lernen kann; so ists doch
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