Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0121" n="121"/><lb/> Enthusiasmus fuͤr ein gewisses Jdeal moralischer Schoͤnheit, Gewohnheit u.s.w. Alle diese Motive liegen uns ohnehin <hi rendition="#b">naͤher,</hi> als der abstracte Gedanke an eine Gottheit, — ein Gedanke, der wegen seiner so viel umfassenden Bedeutung nicht leicht einen so augenblicklich determinirten <hi rendition="#b">reinen</hi> Bewegungsgrund unsrer Handlungen abgeben kann, als jene Principien, die in unsre Natur hineingewebt sind, oder die uns augenblicklich an unsre aͤußern Verhaͤltnisse erinnern; vielleicht gehoͤrt selbst eine Art Schwaͤrmerei dazu —ohne alle anderweitige Motive, (die sich an den Begriff von einer Gottheit anschließen koͤnnten), den Gedanken an die Gottheit zu einem <hi rendition="#b">reinen</hi> Bewegungsgrunde des Willens zu erheben. Jch laͤugne hiemit nicht den Einfluß, den dieser Gedanke auf unsre moralischen Handlungen haben kann, <choice><corr>und</corr><sic>nnd</sic></choice> haben muß; sondern ich meine nur so viel, daß er kein eigenthuͤmliches reines Princip des Willens ist, und gemeiniglich von andern Motiven unterstuͤtzt wird. Es haben daher auch schon mehrere Weltweisen angenommen, daß es eine Moralitaͤt unsrer Handlungen geben kann, ohne daß ein Begriff von einer Gottheit, wie gewoͤhnlich zum Grunde gelegt wird, und die vollkommenste Sittenlehre wuͤrde ohnstreitig die seyn, <hi rendition="#b">worinn die Principien aller Moralitaͤt allein aus der Natur des menschlichen Willens und ihrer Uebereinstimmung mit den ewigen Gesetzen der Vollkommenheit, ohne Ruͤksicht auf<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0121]
Enthusiasmus fuͤr ein gewisses Jdeal moralischer Schoͤnheit, Gewohnheit u.s.w. Alle diese Motive liegen uns ohnehin naͤher, als der abstracte Gedanke an eine Gottheit, — ein Gedanke, der wegen seiner so viel umfassenden Bedeutung nicht leicht einen so augenblicklich determinirten reinen Bewegungsgrund unsrer Handlungen abgeben kann, als jene Principien, die in unsre Natur hineingewebt sind, oder die uns augenblicklich an unsre aͤußern Verhaͤltnisse erinnern; vielleicht gehoͤrt selbst eine Art Schwaͤrmerei dazu —ohne alle anderweitige Motive, (die sich an den Begriff von einer Gottheit anschließen koͤnnten), den Gedanken an die Gottheit zu einem reinen Bewegungsgrunde des Willens zu erheben. Jch laͤugne hiemit nicht den Einfluß, den dieser Gedanke auf unsre moralischen Handlungen haben kann, und haben muß; sondern ich meine nur so viel, daß er kein eigenthuͤmliches reines Princip des Willens ist, und gemeiniglich von andern Motiven unterstuͤtzt wird. Es haben daher auch schon mehrere Weltweisen angenommen, daß es eine Moralitaͤt unsrer Handlungen geben kann, ohne daß ein Begriff von einer Gottheit, wie gewoͤhnlich zum Grunde gelegt wird, und die vollkommenste Sittenlehre wuͤrde ohnstreitig die seyn, worinn die Principien aller Moralitaͤt allein aus der Natur des menschlichen Willens und ihrer Uebereinstimmung mit den ewigen Gesetzen der Vollkommenheit, ohne Ruͤksicht auf
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