sein Pferd, pfiff ihm auch dazu und zog die Beine in die Höhe, damit sie nicht naß werden möchten. Passirte hiernächst durch etliche Gassen über den Markt, der eben voller Leute, Buden und Karren stand, und das alles so glücklich und behutsam, daß er, ohne jemand zu beschädigen oder sich Schaden zu thun, in das Haus, wo er hingewollt, gelanget. Hier stieg er ab, band sein Pferd an einen an dem Laden befindlichen Ring, ging durch den Laden seines Mitmeisters, wo allerlei im Wege lag, ohne es zu berühren, in die Stube, und nach einigen gesprochenen Worten wieder heraus, mit dem Vorgeben, daß er durchaus auf die Hochfürstl. Regierung gehen müsse. Als er nun da gewesen und an gedachten Ort wieder zurückkam, wachte er auf. -- Wenn der Paroxismus zu Ende gehen wollte, zog er ihm, wie bei seinem Anfange, Stirn und Augen zusammen. Darauf kam er zu sich selber, öffnete die Augen, schämte sich und entschuldigte sich gegen die Anwesenden. Wenn ihn sein Zufall unter seiner Arbeit im Spinnen anwandelt, so spinnt er fort, und macht die Fäden so gut und eben, als wenn er wachte.
Jm Paroxismo war er ganz unempfindlich, man mochte ihn stechen, kneipfen, raufen, stoßen, oder auch bei seinem Nahmen rufen. Er roch den allerflüchtigsten Spiritus nicht, sahe nicht, wenn man ihm auch gleich die Augenlieder von einander zerrte, hatte auch nicht gehört, als eine
sein Pferd, pfiff ihm auch dazu und zog die Beine in die Hoͤhe, damit sie nicht naß werden moͤchten. Passirte hiernaͤchst durch etliche Gassen uͤber den Markt, der eben voller Leute, Buden und Karren stand, und das alles so gluͤcklich und behutsam, daß er, ohne jemand zu beschaͤdigen oder sich Schaden zu thun, in das Haus, wo er hingewollt, gelanget. Hier stieg er ab, band sein Pferd an einen an dem Laden befindlichen Ring, ging durch den Laden seines Mitmeisters, wo allerlei im Wege lag, ohne es zu beruͤhren, in die Stube, und nach einigen gesprochenen Worten wieder heraus, mit dem Vorgeben, daß er durchaus auf die Hochfuͤrstl. Regierung gehen muͤsse. Als er nun da gewesen und an gedachten Ort wieder zuruͤckkam, wachte er auf. — Wenn der Paroxismus zu Ende gehen wollte, zog er ihm, wie bei seinem Anfange, Stirn und Augen zusammen. Darauf kam er zu sich selber, oͤffnete die Augen, schaͤmte sich und entschuldigte sich gegen die Anwesenden. Wenn ihn sein Zufall unter seiner Arbeit im Spinnen anwandelt, so spinnt er fort, und macht die Faͤden so gut und eben, als wenn er wachte.
Jm Paroxismo war er ganz unempfindlich, man mochte ihn stechen, kneipfen, raufen, stoßen, oder auch bei seinem Nahmen rufen. Er roch den allerfluͤchtigsten Spiritus nicht, sahe nicht, wenn man ihm auch gleich die Augenlieder von einander zerrte, hatte auch nicht gehoͤrt, als eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0090"n="88"/><lb/>
sein Pferd, pfiff ihm auch dazu und zog die Beine in die Hoͤhe, damit sie nicht naß werden moͤchten. Passirte hiernaͤchst durch etliche Gassen uͤber den Markt, der eben voller Leute, Buden und Karren stand, und das alles so gluͤcklich und behutsam, daß er, ohne jemand zu beschaͤdigen oder sich Schaden zu thun, in das Haus, wo er hingewollt, gelanget. Hier stieg er ab, band sein Pferd an einen an dem Laden befindlichen Ring, ging durch den Laden seines Mitmeisters, wo allerlei im Wege lag, ohne es zu beruͤhren, in die Stube, und nach einigen gesprochenen Worten wieder heraus, mit dem Vorgeben, daß er durchaus auf die Hochfuͤrstl. Regierung gehen muͤsse. Als er nun da gewesen und an gedachten Ort wieder zuruͤckkam, wachte er auf. — Wenn der Paroxismus zu Ende gehen wollte, zog er ihm, wie bei seinem Anfange, Stirn und Augen zusammen. Darauf kam er zu sich selber, oͤffnete die Augen, schaͤmte sich und entschuldigte sich gegen die Anwesenden. Wenn ihn sein Zufall unter seiner Arbeit im Spinnen anwandelt, so spinnt er fort, und macht die Faͤden so gut und eben, als wenn er wachte.</p><p>Jm Paroxismo war er ganz <hirendition="#b">unempfindlich,</hi> man mochte ihn stechen, kneipfen, raufen, stoßen, oder auch bei seinem Nahmen rufen. Er roch den allerfluͤchtigsten Spiritus nicht, sahe nicht, wenn man ihm auch gleich die Augenlieder von einander zerrte, hatte auch nicht gehoͤrt, als eine<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[88/0090]
sein Pferd, pfiff ihm auch dazu und zog die Beine in die Hoͤhe, damit sie nicht naß werden moͤchten. Passirte hiernaͤchst durch etliche Gassen uͤber den Markt, der eben voller Leute, Buden und Karren stand, und das alles so gluͤcklich und behutsam, daß er, ohne jemand zu beschaͤdigen oder sich Schaden zu thun, in das Haus, wo er hingewollt, gelanget. Hier stieg er ab, band sein Pferd an einen an dem Laden befindlichen Ring, ging durch den Laden seines Mitmeisters, wo allerlei im Wege lag, ohne es zu beruͤhren, in die Stube, und nach einigen gesprochenen Worten wieder heraus, mit dem Vorgeben, daß er durchaus auf die Hochfuͤrstl. Regierung gehen muͤsse. Als er nun da gewesen und an gedachten Ort wieder zuruͤckkam, wachte er auf. — Wenn der Paroxismus zu Ende gehen wollte, zog er ihm, wie bei seinem Anfange, Stirn und Augen zusammen. Darauf kam er zu sich selber, oͤffnete die Augen, schaͤmte sich und entschuldigte sich gegen die Anwesenden. Wenn ihn sein Zufall unter seiner Arbeit im Spinnen anwandelt, so spinnt er fort, und macht die Faͤden so gut und eben, als wenn er wachte.
Jm Paroxismo war er ganz unempfindlich, man mochte ihn stechen, kneipfen, raufen, stoßen, oder auch bei seinem Nahmen rufen. Er roch den allerfluͤchtigsten Spiritus nicht, sahe nicht, wenn man ihm auch gleich die Augenlieder von einander zerrte, hatte auch nicht gehoͤrt, als eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.
Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/90>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.