Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
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P. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0075" n="73"/><lb/> lung des Mordes <hi rendition="#b">weniger</hi> schaͤndlich. Jn diesem Gedanken lag zugleich mit der Grund, daß der Moͤrder nach vollbrachter That so ruhig blieb, und nichts von den Vorwuͤrfen seines Gewissens litte. Auch war ihm der lange mit sich herumgetragene Gedanke: seinen Schwager zu ermorden, wohl schon so habituel geworden, daß er die <hi rendition="#b">Handlung</hi> selbst nicht ganz von ihrer abscheulichen Seite betrachtete. <hi rendition="#b">Oft verwechseln wir auch bei andern Gelegenheiten das Habituelle des Gedankens mit der Handlung selbst; wir beruhigen uns uͤber die Handlung, da der</hi> <hi rendition="#aq">Gedanke</hi> <hi rendition="#b">uns vorher keine sehr widrige Empfindungen verursachte</hi> — nach jener alten Regel, daß wir das, was wir zu <hi rendition="#b">denken</hi> fuͤr erlaubt halten, auch leicht in wirkliche Handlungen uͤbergehen lassen.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">P.</hi> <persName ref="#ref2"> <note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note> </persName> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0075]
lung des Mordes weniger schaͤndlich. Jn diesem Gedanken lag zugleich mit der Grund, daß der Moͤrder nach vollbrachter That so ruhig blieb, und nichts von den Vorwuͤrfen seines Gewissens litte. Auch war ihm der lange mit sich herumgetragene Gedanke: seinen Schwager zu ermorden, wohl schon so habituel geworden, daß er die Handlung selbst nicht ganz von ihrer abscheulichen Seite betrachtete. Oft verwechseln wir auch bei andern Gelegenheiten das Habituelle des Gedankens mit der Handlung selbst; wir beruhigen uns uͤber die Handlung, da der Gedanke uns vorher keine sehr widrige Empfindungen verursachte — nach jener alten Regel, daß wir das, was wir zu denken fuͤr erlaubt halten, auch leicht in wirkliche Handlungen uͤbergehen lassen.
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