Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
"Ungesäumt wird der Amtsobrigkeit Bericht erstattet, die schleunig Arzt und Wundarzt mitbringt, deren Hülfsversuche aber nichts hoffen ließen. Jndessen war die Frau, auf welche anfänglich der Verdacht des Mords, auch bis zur genaueren Untersuchung, des Selbstmords, geworfen worden war, im Keller gefunden." "Simmen war nun ebenfalls wieder nach Hause gekommen. Seine Frau hatte ihn durch einen Boten die Nachricht von der Ermordung ihres Bruders und Schwägerin wissen lassen, und mit demselben war er den Tag nach der That, früh, über die Residenz wieder zurück gegangen, wo auch schon einiger Ruf von diesen Mordthaten erschollen war. Jn derselben hätte sich Simmen an einigen Orten, wo er einsprach, und viel von dieser unglücklichen Begebenheit geredet wurde, beinahe, und zwar an dem Einen durch seine Aengstlichkeit und Zittern, die ihm nicht einmal ein angebotenes Glas Brandwein auszutrinken, oder einen Anbiß zu nehmen verstattete, verrathen, auch sich dadurch blos gegeben, daß er sich, in dem Gespräch, von
»Ungesaͤumt wird der Amtsobrigkeit Bericht erstattet, die schleunig Arzt und Wundarzt mitbringt, deren Huͤlfsversuche aber nichts hoffen ließen. Jndessen war die Frau, auf welche anfaͤnglich der Verdacht des Mords, auch bis zur genaueren Untersuchung, des Selbstmords, geworfen worden war, im Keller gefunden.« »Simmen war nun ebenfalls wieder nach Hause gekommen. Seine Frau hatte ihn durch einen Boten die Nachricht von der Ermordung ihres Bruders und Schwaͤgerin wissen lassen, und mit demselben war er den Tag nach der That, fruͤh, uͤber die Residenz wieder zuruͤck gegangen, wo auch schon einiger Ruf von diesen Mordthaten erschollen war. Jn derselben haͤtte sich Simmen an einigen Orten, wo er einsprach, und viel von dieser ungluͤcklichen Begebenheit geredet wurde, beinahe, und zwar an dem Einen durch seine Aengstlichkeit und Zittern, die ihm nicht einmal ein angebotenes Glas Brandwein auszutrinken, oder einen Anbiß zu nehmen verstattete, verrathen, auch sich dadurch blos gegeben, daß er sich, in dem Gespraͤch, von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0052" n="50"/><lb/> noch unwissend, was geschehen sey. Er geht darauf in die Stube, findet den Mann im Blute, sinnlos und bei ihm die juͤngste Tochter in der schon gedachten Lage, ruft darauf voll Bestuͤrzung des erschlagenen Bruders, und beide zeigen es gehoͤrigen Ortes an.«</p> <p>»Ungesaͤumt wird der Amtsobrigkeit Bericht erstattet, die schleunig Arzt und Wundarzt mitbringt, deren Huͤlfsversuche aber nichts hoffen ließen. Jndessen war die Frau, auf welche anfaͤnglich der Verdacht des Mords, auch bis zur genaueren Untersuchung, des Selbstmords, geworfen worden war, im Keller gefunden.«</p> <p>»<hi rendition="#b">Simmen</hi> war nun ebenfalls wieder nach Hause gekommen. Seine Frau hatte ihn durch einen Boten die Nachricht von der Ermordung ihres Bruders und Schwaͤgerin wissen lassen, und mit demselben war er den Tag nach der That, fruͤh, uͤber die Residenz wieder zuruͤck gegangen, wo auch schon einiger Ruf von diesen Mordthaten erschollen war. Jn derselben haͤtte sich <hi rendition="#b">Simmen</hi> an einigen Orten, wo er einsprach, und viel von dieser ungluͤcklichen Begebenheit geredet wurde, beinahe, und zwar an dem Einen durch seine Aengstlichkeit und Zittern, die ihm nicht einmal ein angebotenes Glas Brandwein auszutrinken, oder einen Anbiß zu nehmen verstattete, verrathen, auch sich dadurch blos gegeben, daß er sich, in dem Gespraͤch, von<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0052]
noch unwissend, was geschehen sey. Er geht darauf in die Stube, findet den Mann im Blute, sinnlos und bei ihm die juͤngste Tochter in der schon gedachten Lage, ruft darauf voll Bestuͤrzung des erschlagenen Bruders, und beide zeigen es gehoͤrigen Ortes an.«
»Ungesaͤumt wird der Amtsobrigkeit Bericht erstattet, die schleunig Arzt und Wundarzt mitbringt, deren Huͤlfsversuche aber nichts hoffen ließen. Jndessen war die Frau, auf welche anfaͤnglich der Verdacht des Mords, auch bis zur genaueren Untersuchung, des Selbstmords, geworfen worden war, im Keller gefunden.«
»Simmen war nun ebenfalls wieder nach Hause gekommen. Seine Frau hatte ihn durch einen Boten die Nachricht von der Ermordung ihres Bruders und Schwaͤgerin wissen lassen, und mit demselben war er den Tag nach der That, fruͤh, uͤber die Residenz wieder zuruͤck gegangen, wo auch schon einiger Ruf von diesen Mordthaten erschollen war. Jn derselben haͤtte sich Simmen an einigen Orten, wo er einsprach, und viel von dieser ungluͤcklichen Begebenheit geredet wurde, beinahe, und zwar an dem Einen durch seine Aengstlichkeit und Zittern, die ihm nicht einmal ein angebotenes Glas Brandwein auszutrinken, oder einen Anbiß zu nehmen verstattete, verrathen, auch sich dadurch blos gegeben, daß er sich, in dem Gespraͤch, von
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/52>, abgerufen am 23.02.2025. |