Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
Dieses Mädchen bekam endlich ihren Verstand wieder. Herr van befragte sie nachher wegen der physicalischen Empfindungen, die sie in Absicht ihres Zustandes gehabt hätte, und sie gab ihm zur Antwort, daß sie sich vollkommen erinnerte, nie die geringste Empfindung von Kälte, oder sonst einer Ungemächlichkeit gehabt zu haben; ausgenommen bei Gewittern, wo sie viel Schrecken und Angst ausstand, und sich allemal tief ins Stroh verbarg, oder in einen Winkel verkroch. -- "So wahr ists, setzt der Herr Verfasser am Ende hinzu, daß es sowohl von Seiten der physikalischen Empfindlichkeit, als von Seiten der Moral selbst, in den Situationen, die uns oft am schrecklichsten vorkommen, Schadloshaltungen giebt, die bewundernswürdig sind." Göns "Jch habe, sagt van Swieten in seinem Commentar zu Börhavens Aphorismen, B. III. S. 521, einen Tollen gesehen, der alle seine Kleider zerriß, und mehrere Wochen lang nackend auf dem Stroh an einem gepflasterten Orte bei dem heftigsten Winter lag. Er aß zuweilen acht Tage hindurch nichts, darauf schluckte er alles, was man ihm gab, mit Heftigkeit, und sogar seinen eigenen Koth hinein, falls ihm auch die besten Speisen im Ueber-
Dieses Maͤdchen bekam endlich ihren Verstand wieder. Herr van befragte sie nachher wegen der physicalischen Empfindungen, die sie in Absicht ihres Zustandes gehabt haͤtte, und sie gab ihm zur Antwort, daß sie sich vollkommen erinnerte, nie die geringste Empfindung von Kaͤlte, oder sonst einer Ungemaͤchlichkeit gehabt zu haben; ausgenommen bei Gewittern, wo sie viel Schrecken und Angst ausstand, und sich allemal tief ins Stroh verbarg, oder in einen Winkel verkroch. — »So wahr ists, setzt der Herr Verfasser am Ende hinzu, daß es sowohl von Seiten der physikalischen Empfindlichkeit, als von Seiten der Moral selbst, in den Situationen, die uns oft am schrecklichsten vorkommen, Schadloshaltungen giebt, die bewundernswuͤrdig sind.« Goͤns »Jch habe, sagt van Swieten in seinem Commentar zu Boͤrhavens Aphorismen, B. III. S. 521, einen Tollen gesehen, der alle seine Kleider zerriß, und mehrere Wochen lang nackend auf dem Stroh an einem gepflasterten Orte bei dem heftigsten Winter lag. Er aß zuweilen acht Tage hindurch nichts, darauf schluckte er alles, was man ihm gab, mit Heftigkeit, und sogar seinen eigenen Koth hinein, falls ihm auch die besten Speisen im Ueber- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0028" n="26"/><lb/> ohne Fenster war, weil sie die Fensterscheiben, so wie alles zerbrechliche, gleich <choice><corr>zerbrach.«</corr><sic>zerbrach.</sic></choice> </p> <p>Dieses Maͤdchen bekam endlich ihren Verstand wieder. Herr van <persName ref="#ref0007"><note type="editorial">Goens, Rijklof Michael van</note>Goͤns</persName> befragte sie nachher wegen der physicalischen Empfindungen, die sie in Absicht ihres Zustandes gehabt haͤtte, und sie gab ihm zur Antwort, daß sie sich vollkommen erinnerte, nie die geringste Empfindung von Kaͤlte, oder sonst einer Ungemaͤchlichkeit gehabt zu haben; ausgenommen bei Gewittern, wo sie viel Schrecken und Angst ausstand, und sich allemal tief ins Stroh verbarg, oder in einen Winkel verkroch. — »So wahr ists, setzt der Herr Verfasser am Ende hinzu, daß es sowohl von Seiten der physikalischen Empfindlichkeit, als von Seiten der Moral selbst, in den Situationen, die uns oft am schrecklichsten vorkommen, Schadloshaltungen giebt, die bewundernswuͤrdig sind.«</p> <p>»Jch habe, sagt van Swieten in seinem Commentar zu Boͤrhavens Aphorismen, B. <hi rendition="#aq">III</hi>. S. 521, einen Tollen gesehen, der alle seine Kleider zerriß, und mehrere Wochen lang nackend auf dem Stroh an einem gepflasterten Orte bei dem heftigsten Winter lag. Er aß zuweilen <hi rendition="#b">acht Tage</hi> hindurch nichts, darauf schluckte er alles, was man ihm gab, mit Heftigkeit, und sogar seinen eigenen Koth hinein, falls ihm auch die besten Speisen im Ueber-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0028]
ohne Fenster war, weil sie die Fensterscheiben, so wie alles zerbrechliche, gleich zerbrach.«
Dieses Maͤdchen bekam endlich ihren Verstand wieder. Herr van Goͤns befragte sie nachher wegen der physicalischen Empfindungen, die sie in Absicht ihres Zustandes gehabt haͤtte, und sie gab ihm zur Antwort, daß sie sich vollkommen erinnerte, nie die geringste Empfindung von Kaͤlte, oder sonst einer Ungemaͤchlichkeit gehabt zu haben; ausgenommen bei Gewittern, wo sie viel Schrecken und Angst ausstand, und sich allemal tief ins Stroh verbarg, oder in einen Winkel verkroch. — »So wahr ists, setzt der Herr Verfasser am Ende hinzu, daß es sowohl von Seiten der physikalischen Empfindlichkeit, als von Seiten der Moral selbst, in den Situationen, die uns oft am schrecklichsten vorkommen, Schadloshaltungen giebt, die bewundernswuͤrdig sind.«
»Jch habe, sagt van Swieten in seinem Commentar zu Boͤrhavens Aphorismen, B. III. S. 521, einen Tollen gesehen, der alle seine Kleider zerriß, und mehrere Wochen lang nackend auf dem Stroh an einem gepflasterten Orte bei dem heftigsten Winter lag. Er aß zuweilen acht Tage hindurch nichts, darauf schluckte er alles, was man ihm gab, mit Heftigkeit, und sogar seinen eigenen Koth hinein, falls ihm auch die besten Speisen im Ueber-
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