Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
Es fällt mir ein, schreibt der Verfasser der curieusen Betrachtungen bei schlaflosen Nächten, wie ich einen gewissen Goldschmidt gekannt habe, welcher mir selbst erzählete, daß er in seiner Jugend mit dergleichen Uebel sehr beladen gewesen sey. Unter andern meldete er zweierlei, so sich von diesen in seinen Lehrjahren zu Hamburg mit ihm zugetragen hatte. Nehmlich es hätte sein Lehrherr immer viel zu thun gehabt, daß die Gesellen und Jungen selten hätten vor zwölf bis ein Uhr des Nachts dürfen zu Bette gehen. Als dieser Junge sich nun einstmals nebst seinen Cameraden und Gesellen auch so spät schlafen geleget, und sanft eingeschlafen wäre, waren die andere Gesellen und Jungen zwar des Morgens darauf zu rechter Zeit wieder aufgestanden, hätten aber diesen ihren Schlafgesellen nicht mehr bei sich gehabt, ohnerachtet seine Kleider noch
Es faͤllt mir ein, schreibt der Verfasser der curieusen Betrachtungen bei schlaflosen Naͤchten, wie ich einen gewissen Goldschmidt gekannt habe, welcher mir selbst erzaͤhlete, daß er in seiner Jugend mit dergleichen Uebel sehr beladen gewesen sey. Unter andern meldete er zweierlei, so sich von diesen in seinen Lehrjahren zu Hamburg mit ihm zugetragen hatte. Nehmlich es haͤtte sein Lehrherr immer viel zu thun gehabt, daß die Gesellen und Jungen selten haͤtten vor zwoͤlf bis ein Uhr des Nachts duͤrfen zu Bette gehen. Als dieser Junge sich nun einstmals nebst seinen Cameraden und Gesellen auch so spaͤt schlafen geleget, und sanft eingeschlafen waͤre, waren die andere Gesellen und Jungen zwar des Morgens darauf zu rechter Zeit wieder aufgestanden, haͤtten aber diesen ihren Schlafgesellen nicht mehr bei sich gehabt, ohnerachtet seine Kleider noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0126" n="124"/><lb/> seines Aufstehens mit ihm sprechen, will er von nichts wissen, außer daß ihm getraͤumet, er sey verwichene Nacht aufgestanden, habe ein Aelsternest zerstoͤret, und die Jungen aus denselben mit sich genommen. Woruͤber seine Bruͤder ihn auslachen. Als er nun aufstehen will, sucht er sein Hemde im Bette, welches er auch unten zu den Fuͤssen mit sammt den lebendigen jungen Aelstern findet, und also nicht nur im Traume, sondern in der That geschehen war, was er seinen Bruͤdern erzaͤhlet hatte.</p> <p>Es faͤllt mir ein, schreibt der Verfasser der curieusen Betrachtungen bei schlaflosen Naͤchten, wie ich einen gewissen Goldschmidt gekannt habe, welcher mir selbst erzaͤhlete, daß er in seiner Jugend mit dergleichen Uebel sehr beladen gewesen sey. Unter andern meldete er zweierlei, so sich von diesen in seinen Lehrjahren zu Hamburg mit ihm zugetragen hatte. Nehmlich es haͤtte sein Lehrherr immer viel zu thun gehabt, daß die Gesellen und Jungen selten haͤtten vor zwoͤlf bis ein Uhr des Nachts duͤrfen zu Bette gehen. Als dieser Junge sich nun einstmals nebst seinen Cameraden und Gesellen auch so spaͤt schlafen geleget, und sanft eingeschlafen waͤre, waren die andere Gesellen und Jungen zwar des Morgens darauf zu rechter Zeit wieder aufgestanden, haͤtten aber diesen ihren Schlafgesellen nicht mehr bei sich gehabt, ohnerachtet seine Kleider noch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0126]
seines Aufstehens mit ihm sprechen, will er von nichts wissen, außer daß ihm getraͤumet, er sey verwichene Nacht aufgestanden, habe ein Aelsternest zerstoͤret, und die Jungen aus denselben mit sich genommen. Woruͤber seine Bruͤder ihn auslachen. Als er nun aufstehen will, sucht er sein Hemde im Bette, welches er auch unten zu den Fuͤssen mit sammt den lebendigen jungen Aelstern findet, und also nicht nur im Traume, sondern in der That geschehen war, was er seinen Bruͤdern erzaͤhlet hatte.
Es faͤllt mir ein, schreibt der Verfasser der curieusen Betrachtungen bei schlaflosen Naͤchten, wie ich einen gewissen Goldschmidt gekannt habe, welcher mir selbst erzaͤhlete, daß er in seiner Jugend mit dergleichen Uebel sehr beladen gewesen sey. Unter andern meldete er zweierlei, so sich von diesen in seinen Lehrjahren zu Hamburg mit ihm zugetragen hatte. Nehmlich es haͤtte sein Lehrherr immer viel zu thun gehabt, daß die Gesellen und Jungen selten haͤtten vor zwoͤlf bis ein Uhr des Nachts duͤrfen zu Bette gehen. Als dieser Junge sich nun einstmals nebst seinen Cameraden und Gesellen auch so spaͤt schlafen geleget, und sanft eingeschlafen waͤre, waren die andere Gesellen und Jungen zwar des Morgens darauf zu rechter Zeit wieder aufgestanden, haͤtten aber diesen ihren Schlafgesellen nicht mehr bei sich gehabt, ohnerachtet seine Kleider noch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/126 |
Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/126>, abgerufen am 27.07.2024. |