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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

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Beleidiger ahnden. Daher es denn sehr schwer hält, das Zutrauen solcher Leute zu gewinnen; so wie man sich aber im Gegentheil vollkommen auf ihre Treue und Freundschaft verlassen kann, wenn sie einmal jenes Zutrauen gefaßt haben.

"Zorn und Liebe, fährt der Herr Verfasser fort, waren die zwei Hauptleidenschaften dieses Menschen; aber so groß auch seine Neigung gegen das schöne Geschlecht war, so floh und verabscheuete er doch den Umgang mit einer verehligten Person. Nichts war ihm daher unerträglicher, als einen Ehemann mit einem Frauenzimmer, sie mochte nun verheirathet, oder ledig seyn, scherzen zu sehen, und ein freundlicher Blick, den eine Frau auf eine andre Mannsperson warf, war schon hinreichend seinen Zorn ganz zu entflammen. Brummend und mit dem Kopfe schüttelnd verließ er ein solches, seinen Augen unerträgliches, Schauspiel, indem er mit schnellen Schritten zu derjenigen Person eilte, die durch die schändlichste Untreue ihres Ehegatten, nach seiner Meinung, aufs empfindlichste beleidigt worden war, und vertrat die Stelle eines förmlichen Anklägers u.s.w. -- Wieder ein Beweis von der bei rohen Menschen oft so stark hervorleuchtenden Gerechtigkeitsliebe und Treue. Da aber bei solchen Leuten oft ein gewisser äußerer Umstand eine Sache heilig und wichtig macht, so kann auch die feierliche Ceremonie der Copulation, der Eindruck, daß sie in der Kirche und von einem


Beleidiger ahnden. Daher es denn sehr schwer haͤlt, das Zutrauen solcher Leute zu gewinnen; so wie man sich aber im Gegentheil vollkommen auf ihre Treue und Freundschaft verlassen kann, wenn sie einmal jenes Zutrauen gefaßt haben.

»Zorn und Liebe, faͤhrt der Herr Verfasser fort, waren die zwei Hauptleidenschaften dieses Menschen; aber so groß auch seine Neigung gegen das schoͤne Geschlecht war, so floh und verabscheuete er doch den Umgang mit einer verehligten Person. Nichts war ihm daher unertraͤglicher, als einen Ehemann mit einem Frauenzimmer, sie mochte nun verheirathet, oder ledig seyn, scherzen zu sehen, und ein freundlicher Blick, den eine Frau auf eine andre Mannsperson warf, war schon hinreichend seinen Zorn ganz zu entflammen. Brummend und mit dem Kopfe schuͤttelnd verließ er ein solches, seinen Augen unertraͤgliches, Schauspiel, indem er mit schnellen Schritten zu derjenigen Person eilte, die durch die schaͤndlichste Untreue ihres Ehegatten, nach seiner Meinung, aufs empfindlichste beleidigt worden war, und vertrat die Stelle eines foͤrmlichen Anklaͤgers u.s.w. — Wieder ein Beweis von der bei rohen Menschen oft so stark hervorleuchtenden Gerechtigkeitsliebe und Treue. Da aber bei solchen Leuten oft ein gewisser aͤußerer Umstand eine Sache heilig und wichtig macht, so kann auch die feierliche Ceremonie der Copulation, der Eindruck, daß sie in der Kirche und von einem

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[10/0012] Beleidiger ahnden. Daher es denn sehr schwer haͤlt, das Zutrauen solcher Leute zu gewinnen; so wie man sich aber im Gegentheil vollkommen auf ihre Treue und Freundschaft verlassen kann, wenn sie einmal jenes Zutrauen gefaßt haben. »Zorn und Liebe, faͤhrt der Herr Verfasser fort, waren die zwei Hauptleidenschaften dieses Menschen; aber so groß auch seine Neigung gegen das schoͤne Geschlecht war, so floh und verabscheuete er doch den Umgang mit einer verehligten Person. Nichts war ihm daher unertraͤglicher, als einen Ehemann mit einem Frauenzimmer, sie mochte nun verheirathet, oder ledig seyn, scherzen zu sehen, und ein freundlicher Blick, den eine Frau auf eine andre Mannsperson warf, war schon hinreichend seinen Zorn ganz zu entflammen. Brummend und mit dem Kopfe schuͤttelnd verließ er ein solches, seinen Augen unertraͤgliches, Schauspiel, indem er mit schnellen Schritten zu derjenigen Person eilte, die durch die schaͤndlichste Untreue ihres Ehegatten, nach seiner Meinung, aufs empfindlichste beleidigt worden war, und vertrat die Stelle eines foͤrmlichen Anklaͤgers u.s.w. — Wieder ein Beweis von der bei rohen Menschen oft so stark hervorleuchtenden Gerechtigkeitsliebe und Treue. Da aber bei solchen Leuten oft ein gewisser aͤußerer Umstand eine Sache heilig und wichtig macht, so kann auch die feierliche Ceremonie der Copulation, der Eindruck, daß sie in der Kirche und von einem

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/12>, abgerufen am 24.11.2024.