Verhältnisse zusammengehören können, scheinen uns eine absolute Verbindung zu haben, die Grundbegriffe von Raum und Zeit bestimmen nicht immer im Traum die Consequenz der Begebenheiten und Begriffe, und die Verhältnisse zwischen Subject und Prädicat verschwinden oft so sehr vor unsern Augen, daß wir uns nicht sollten in eine ganz neue Welt versezt zu sehen glauben, ohne daß es uns nur einmal einfallen sollte, daß dies nicht alles würkliche Realitäten wären, -- und doch richten wir uns bei allen diesen Sonderbarkeiten unsere Vorstellungen, die oft eben so sonderbare Sensation erregen, immer noch nach gewissen wesentlichen Denkgesetzen, und glauben würklich nicht zu träumen. Jst dieß bisweilen der Fall, daß wir im Traum wissen, daß wir träumen; so geschieht es doch eigentlich nicht, weil wir durch die Ungereimtheit unsrer Hirngespenste darauf gebracht würden; sondern weil wir uns wahrscheinlich aus dem Wachen erinnern, daß wir eine Jdee vom Traum überhaupt haben.
Wie soll man sich aber nun obiges Phänomen erklären, daß die Seele gleichsam ihrer Natur zuwider widersprechende Dinge, Subjecte sowohl als Facta, die nicht existiren können, für Realitäten hält, und bei der Schöpfung solcher widersinniger Dinge, die sie aus sich selbst hervorbringt, eben so wenig als über die natürlichsten Gegenstän-
Verhaͤltnisse zusammengehoͤren koͤnnen, scheinen uns eine absolute Verbindung zu haben, die Grundbegriffe von Raum und Zeit bestimmen nicht immer im Traum die Consequenz der Begebenheiten und Begriffe, und die Verhaͤltnisse zwischen Subject und Praͤdicat verschwinden oft so sehr vor unsern Augen, daß wir uns nicht sollten in eine ganz neue Welt versezt zu sehen glauben, ohne daß es uns nur einmal einfallen sollte, daß dies nicht alles wuͤrkliche Realitaͤten waͤren, — und doch richten wir uns bei allen diesen Sonderbarkeiten unsere Vorstellungen, die oft eben so sonderbare Sensation erregen, immer noch nach gewissen wesentlichen Denkgesetzen, und glauben wuͤrklich nicht zu traͤumen. Jst dieß bisweilen der Fall, daß wir im Traum wissen, daß wir traͤumen; so geschieht es doch eigentlich nicht, weil wir durch die Ungereimtheit unsrer Hirngespenste darauf gebracht wuͤrden; sondern weil wir uns wahrscheinlich aus dem Wachen erinnern, daß wir eine Jdee vom Traum uͤberhaupt haben.
Wie soll man sich aber nun obiges Phaͤnomen erklaͤren, daß die Seele gleichsam ihrer Natur zuwider widersprechende Dinge, Subjecte sowohl als Facta, die nicht existiren koͤnnen, fuͤr Realitaͤten haͤlt, und bei der Schoͤpfung solcher widersinniger Dinge, die sie aus sich selbst hervorbringt, eben so wenig als uͤber die natuͤrlichsten Gegenstaͤn-
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Verhaͤltnisse zusammengehoͤren koͤnnen, scheinen uns eine absolute Verbindung zu haben, die Grundbegriffe von Raum und Zeit bestimmen nicht immer im Traum die Consequenz der Begebenheiten und Begriffe, und die Verhaͤltnisse zwischen Subject und Praͤdicat verschwinden oft so sehr vor unsern Augen, daß wir uns nicht sollten in eine ganz neue Welt versezt zu sehen glauben, ohne daß es uns nur einmal einfallen sollte, daß dies nicht alles wuͤrkliche Realitaͤten waͤren, — und doch richten wir uns bei allen diesen Sonderbarkeiten unsere Vorstellungen, die oft eben so sonderbare Sensation erregen, immer noch nach gewissen wesentlichen Denkgesetzen, und glauben wuͤrklich nicht zu traͤumen. Jst dieß bisweilen der Fall, daß wir im Traum <hirendition="#b">wissen,</hi> daß wir traͤumen; so geschieht es doch eigentlich nicht, weil wir durch die Ungereimtheit unsrer Hirngespenste darauf gebracht wuͤrden; sondern weil wir uns wahrscheinlich aus dem Wachen <hirendition="#b">erinnern,</hi> daß wir eine Jdee vom Traum uͤberhaupt haben.</p><p>Wie soll man sich aber nun obiges <choice><corr>Phaͤnomen</corr><sic>Phoͤnomen</sic></choice> erklaͤren, daß die Seele gleichsam ihrer Natur zuwider <hirendition="#b">widersprechende Dinge,</hi> Subjecte sowohl als Facta, die nicht existiren koͤnnen, fuͤr Realitaͤten haͤlt, und bei der Schoͤpfung solcher widersinniger Dinge, die sie aus sich selbst hervorbringt, eben so wenig als uͤber die natuͤrlichsten Gegenstaͤn-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Verhaͤltnisse zusammengehoͤren koͤnnen, scheinen uns eine absolute Verbindung zu haben, die Grundbegriffe von Raum und Zeit bestimmen nicht immer im Traum die Consequenz der Begebenheiten und Begriffe, und die Verhaͤltnisse zwischen Subject und Praͤdicat verschwinden oft so sehr vor unsern Augen, daß wir uns nicht sollten in eine ganz neue Welt versezt zu sehen glauben, ohne daß es uns nur einmal einfallen sollte, daß dies nicht alles wuͤrkliche Realitaͤten waͤren, — und doch richten wir uns bei allen diesen Sonderbarkeiten unsere Vorstellungen, die oft eben so sonderbare Sensation erregen, immer noch nach gewissen wesentlichen Denkgesetzen, und glauben wuͤrklich nicht zu traͤumen. Jst dieß bisweilen der Fall, daß wir im Traum wissen, daß wir traͤumen; so geschieht es doch eigentlich nicht, weil wir durch die Ungereimtheit unsrer Hirngespenste darauf gebracht wuͤrden; sondern weil wir uns wahrscheinlich aus dem Wachen erinnern, daß wir eine Jdee vom Traum uͤberhaupt haben.
Wie soll man sich aber nun obiges Phaͤnomen erklaͤren, daß die Seele gleichsam ihrer Natur zuwider widersprechende Dinge, Subjecte sowohl als Facta, die nicht existiren koͤnnen, fuͤr Realitaͤten haͤlt, und bei der Schoͤpfung solcher widersinniger Dinge, die sie aus sich selbst hervorbringt, eben so wenig als uͤber die natuͤrlichsten Gegenstaͤn-
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/80>, abgerufen am 16.07.2024.
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