dem verschmähenden Gegenstande ab, und mit halb verwendetem Gesicht blickt er seitwärts mit einem verachtenden Blicke nach ihm. Gegen seinen vermeinten Nebenbuhler ist er zornig, und droht ihm seine ganze volle Rache, und wenn er sie ausübt, ist er grausam und ohne Schonung. Jst der Eifersüchtige ein Mann von Lebensart und Sitten, versteht er sich auf die Unterdrückung der Leidenschaften; so wird er sich seines Nebenbuhlers auf feinere Weise versichern, und seinem heimlichen Verständnisse mit besserer und künstlicher Art Hindernisse in den Weg zu stellen suchen. Es ist ohnmöglich, das Bild des Eifersüchtigen unter eine einzige Ansicht und in einen solchen Gesichtspunckt zu stellen, wo man ihn mit einemmahl übersehen kann; denn in ihm lößt immer eine Leidenschaft und Empfindung die andere ab, und sein innerer Zustand wechselt mit seiner äußern Gestalt fast alle Augenblicke; alle diese Leidenschaften und Empfindungen modificiren sich über dieses noch nach den besondern Lagen, Verhältnissen, Alter, Temperament, Sitten und persönlichen Character, so daß diese Leidenschaft fast in allen Subjekten eine andre Richtung gewinnt. Man kann sagen, daß sie aus fast allen übrigen zusammen gesezt sey, oder doch wenigstens dieselben erzeuge und zu Hülfe nehme, wovon ich außer den bereits erwähnten nur noch im Vorbeigehn, Verläumdung, Haß, Mißgunst, Neid, Mistrauen und Verdacht nennen will. Ein gerin-
dem verschmaͤhenden Gegenstande ab, und mit halb verwendetem Gesicht blickt er seitwaͤrts mit einem verachtenden Blicke nach ihm. Gegen seinen vermeinten Nebenbuhler ist er zornig, und droht ihm seine ganze volle Rache, und wenn er sie ausuͤbt, ist er grausam und ohne Schonung. Jst der Eifersuͤchtige ein Mann von Lebensart und Sitten, versteht er sich auf die Unterdruͤckung der Leidenschaften; so wird er sich seines Nebenbuhlers auf feinere Weise versichern, und seinem heimlichen Verstaͤndnisse mit besserer und kuͤnstlicher Art Hindernisse in den Weg zu stellen suchen. Es ist ohnmoͤglich, das Bild des Eifersuͤchtigen unter eine einzige Ansicht und in einen solchen Gesichtspunckt zu stellen, wo man ihn mit einemmahl uͤbersehen kann; denn in ihm loͤßt immer eine Leidenschaft und Empfindung die andere ab, und sein innerer Zustand wechselt mit seiner aͤußern Gestalt fast alle Augenblicke; alle diese Leidenschaften und Empfindungen modificiren sich uͤber dieses noch nach den besondern Lagen, Verhaͤltnissen, Alter, Temperament, Sitten und persoͤnlichen Character, so daß diese Leidenschaft fast in allen Subjekten eine andre Richtung gewinnt. Man kann sagen, daß sie aus fast allen uͤbrigen zusammen gesezt sey, oder doch wenigstens dieselben erzeuge und zu Huͤlfe nehme, wovon ich außer den bereits erwaͤhnten nur noch im Vorbeigehn, Verlaͤumdung, Haß, Mißgunst, Neid, Mistrauen und Verdacht nennen will. Ein gerin-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0068"n="68"/><lb/>
dem verschmaͤhenden Gegenstande ab, und mit halb verwendetem Gesicht blickt er seitwaͤrts mit einem verachtenden Blicke nach ihm. Gegen seinen vermeinten Nebenbuhler ist er zornig, und droht ihm seine ganze volle Rache, und wenn er sie ausuͤbt, ist er grausam und ohne Schonung. Jst der Eifersuͤchtige ein Mann von Lebensart und Sitten, versteht er sich auf die Unterdruͤckung der Leidenschaften; so wird er sich seines Nebenbuhlers auf feinere Weise versichern, und seinem heimlichen Verstaͤndnisse mit besserer und kuͤnstlicher Art Hindernisse in den Weg zu stellen suchen. Es ist ohnmoͤglich, das Bild des Eifersuͤchtigen unter eine einzige Ansicht und in einen solchen Gesichtspunckt zu stellen, wo man ihn mit einemmahl uͤbersehen kann; denn in ihm loͤßt immer eine Leidenschaft und Empfindung die andere ab, und sein innerer Zustand wechselt mit seiner aͤußern Gestalt fast alle Augenblicke; alle diese Leidenschaften und Empfindungen modificiren sich uͤber dieses noch nach den besondern Lagen, Verhaͤltnissen, Alter, Temperament, Sitten und persoͤnlichen Character, so daß diese Leidenschaft fast in allen Subjekten eine andre Richtung gewinnt. Man kann sagen, daß sie aus fast allen uͤbrigen zusammen gesezt sey, oder doch wenigstens dieselben erzeuge und zu Huͤlfe nehme, wovon ich außer den bereits erwaͤhnten nur noch im Vorbeigehn, Verlaͤumdung, Haß, Mißgunst, Neid, Mistrauen und Verdacht nennen will. Ein gerin-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[68/0068]
dem verschmaͤhenden Gegenstande ab, und mit halb verwendetem Gesicht blickt er seitwaͤrts mit einem verachtenden Blicke nach ihm. Gegen seinen vermeinten Nebenbuhler ist er zornig, und droht ihm seine ganze volle Rache, und wenn er sie ausuͤbt, ist er grausam und ohne Schonung. Jst der Eifersuͤchtige ein Mann von Lebensart und Sitten, versteht er sich auf die Unterdruͤckung der Leidenschaften; so wird er sich seines Nebenbuhlers auf feinere Weise versichern, und seinem heimlichen Verstaͤndnisse mit besserer und kuͤnstlicher Art Hindernisse in den Weg zu stellen suchen. Es ist ohnmoͤglich, das Bild des Eifersuͤchtigen unter eine einzige Ansicht und in einen solchen Gesichtspunckt zu stellen, wo man ihn mit einemmahl uͤbersehen kann; denn in ihm loͤßt immer eine Leidenschaft und Empfindung die andere ab, und sein innerer Zustand wechselt mit seiner aͤußern Gestalt fast alle Augenblicke; alle diese Leidenschaften und Empfindungen modificiren sich uͤber dieses noch nach den besondern Lagen, Verhaͤltnissen, Alter, Temperament, Sitten und persoͤnlichen Character, so daß diese Leidenschaft fast in allen Subjekten eine andre Richtung gewinnt. Man kann sagen, daß sie aus fast allen uͤbrigen zusammen gesezt sey, oder doch wenigstens dieselben erzeuge und zu Huͤlfe nehme, wovon ich außer den bereits erwaͤhnten nur noch im Vorbeigehn, Verlaͤumdung, Haß, Mißgunst, Neid, Mistrauen und Verdacht nennen will. Ein gerin-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.
Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/68>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.