Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0067" n="67"/><lb/> suͤchtigen in heftige Bewegung und Unruhe gesezt; kaum daß der Arme eines Augenblicks Ruhe zu genießen scheint, und seinem bangen Herzen durch Seufzer Luft verschaft, durchfahren Schwerdter sein Herz und Eingeweide, und zerreissen sein Jnnerstes. Jn Augenblicken, worinn sich der Eifersuͤchtige freier uͤberlassen ist, wo sein gequaͤltes Herz sich unaufgehalten oͤfnen kann, zeigt sich bald diese bald jene einzelne Leidenschaft und Empfindung in ihrer eigenthuͤmlichen Gestalt und Wuͤrkung, je nach der Beschaffenheit seiner Lage und Umstaͤnde, und nach dem Betragen des Gegenstandes seiner verschmaͤhten Liebe, oder dessen, der der vermeinte Stoͤrer seiner Ruhe ist, und den er fuͤr den Widersacher haͤlt, der ihm den Besitz des geliebten Gegenstandes streitig macht. Dort blutet sein Herz bald vor inniger Wehmuth, und macht sein Aug in Thraͤnen schwimmen, bricht in jammervolle Klagen und Seufzer aus, er ringt und windet die Haͤnde, er spart keine Worte, seine Sprache stroͤmt aus der Fuͤlle seines Gefuͤhls, um seinem geliebten Gegenstande den ganzen unermeßlichen Umfang seiner Liebe vorzubilden, und ihn zur Gegenliebe zu bewegen; bald bricht er beim Widerstand in Vorwuͤrfe aus, er fuͤhlt sich in seiner ganzen veraͤchtlichen Kleinheit, sein gereizter Ehrgeitz wirft ihm die Lippen empor, macht seine Blicke und sein ganzes Gesicht wilder, sein Koͤrper beugt sich beim widerkehrenden Gefuͤhl seines eigenen Werths, <choice><corr>von</corr><sic>vom</sic></choice><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0067]
suͤchtigen in heftige Bewegung und Unruhe gesezt; kaum daß der Arme eines Augenblicks Ruhe zu genießen scheint, und seinem bangen Herzen durch Seufzer Luft verschaft, durchfahren Schwerdter sein Herz und Eingeweide, und zerreissen sein Jnnerstes. Jn Augenblicken, worinn sich der Eifersuͤchtige freier uͤberlassen ist, wo sein gequaͤltes Herz sich unaufgehalten oͤfnen kann, zeigt sich bald diese bald jene einzelne Leidenschaft und Empfindung in ihrer eigenthuͤmlichen Gestalt und Wuͤrkung, je nach der Beschaffenheit seiner Lage und Umstaͤnde, und nach dem Betragen des Gegenstandes seiner verschmaͤhten Liebe, oder dessen, der der vermeinte Stoͤrer seiner Ruhe ist, und den er fuͤr den Widersacher haͤlt, der ihm den Besitz des geliebten Gegenstandes streitig macht. Dort blutet sein Herz bald vor inniger Wehmuth, und macht sein Aug in Thraͤnen schwimmen, bricht in jammervolle Klagen und Seufzer aus, er ringt und windet die Haͤnde, er spart keine Worte, seine Sprache stroͤmt aus der Fuͤlle seines Gefuͤhls, um seinem geliebten Gegenstande den ganzen unermeßlichen Umfang seiner Liebe vorzubilden, und ihn zur Gegenliebe zu bewegen; bald bricht er beim Widerstand in Vorwuͤrfe aus, er fuͤhlt sich in seiner ganzen veraͤchtlichen Kleinheit, sein gereizter Ehrgeitz wirft ihm die Lippen empor, macht seine Blicke und sein ganzes Gesicht wilder, sein Koͤrper beugt sich beim widerkehrenden Gefuͤhl seines eigenen Werths, von
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