Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" n="66"/><lb/> oder unter Umstaͤnden, wo wir unsrer Leidenschaft keinen freien Ausgang verstatten koͤnnen und duͤrfen, wuͤrken alle jene Empfindungen und Leidenschaften, die die Eifersucht erzeugen, mit vereinigten Kraͤften in uns; unser Herz ist beklemmt und zusammengepreßt, wir veraͤndern unsere Gesichtsfarbe, sind aͤußerst niedergeschlagen und traurig, seufzen, und bemuͤhen uns oft vergeblich in unsern Augen die Thraͤnen zuruͤck zu halten; wir zittern, und sind in groͤßter Verlegenheit und Zerstreuung; unsre Seele vergißt auf dasjenige was um uns vorgeht aufmerksam zu seyn, denn sie haͤngt nur mit ihren Gedanken an dem Gegenstande ihrer Leiden, und ist nur mit ihrem innern martervollen Zustande beschaͤftiget. Diese ihre Gedanken fahren in wilde Aufruhr untereinander, indem bald diese bald jene besondere Leidenschaft und Empfindung in dem Herzen die Oberhand gewinnt, und der Seele Gedanken zustroͤmt. Die Augen sehen wild und starr, die Augenbraunen nebst der Stirne sind in die Hoͤhe gezogen, die Lippen zusammengepreßt, die Naseloͤcher geoͤfnet, die Backen eingefallen und zusammengerunzelt; bald wird das Gesicht bleich, bald durch den Anblick des geliebten Gegenstandes, der das <choice><corr>Verlangen,</corr><sic>Verlangen</sic></choice> die Empfindung des beleidigten Ehrgeitzes und verschmaͤheter Liebe rege macht, oder durch den Blick auf den vermeinten Nebenbuhler, der in dem Herzen die Rache und den Zorn entflammet, geroͤthet, und der ganze Koͤrper des Eifer-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0066]
oder unter Umstaͤnden, wo wir unsrer Leidenschaft keinen freien Ausgang verstatten koͤnnen und duͤrfen, wuͤrken alle jene Empfindungen und Leidenschaften, die die Eifersucht erzeugen, mit vereinigten Kraͤften in uns; unser Herz ist beklemmt und zusammengepreßt, wir veraͤndern unsere Gesichtsfarbe, sind aͤußerst niedergeschlagen und traurig, seufzen, und bemuͤhen uns oft vergeblich in unsern Augen die Thraͤnen zuruͤck zu halten; wir zittern, und sind in groͤßter Verlegenheit und Zerstreuung; unsre Seele vergißt auf dasjenige was um uns vorgeht aufmerksam zu seyn, denn sie haͤngt nur mit ihren Gedanken an dem Gegenstande ihrer Leiden, und ist nur mit ihrem innern martervollen Zustande beschaͤftiget. Diese ihre Gedanken fahren in wilde Aufruhr untereinander, indem bald diese bald jene besondere Leidenschaft und Empfindung in dem Herzen die Oberhand gewinnt, und der Seele Gedanken zustroͤmt. Die Augen sehen wild und starr, die Augenbraunen nebst der Stirne sind in die Hoͤhe gezogen, die Lippen zusammengepreßt, die Naseloͤcher geoͤfnet, die Backen eingefallen und zusammengerunzelt; bald wird das Gesicht bleich, bald durch den Anblick des geliebten Gegenstandes, der das Verlangen, die Empfindung des beleidigten Ehrgeitzes und verschmaͤheter Liebe rege macht, oder durch den Blick auf den vermeinten Nebenbuhler, der in dem Herzen die Rache und den Zorn entflammet, geroͤthet, und der ganze Koͤrper des Eifer-
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