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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.

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der physischen, theils moralischen Natur und in den äußern Verhältnissen unsrer Lage ihren Grund haben. Das Clima hat einen sichtbaren Einfluß auf diese Leidenschaft. Jn den kältern Zonen der Erde, wo das Blut der Bewohner sehr frostig ist, und die Kälte die Lebhaftigkeit zärtlicher Empfindungen hindert, biethen die Männer ihre Frauen den ankommenden Fremden freiwillig an, und nehmen es sehr übel, wenn man sie verschmähet; im Orient hingegen wo die Hitze des Bluts viel größer ist, und die Liebe beider Geschlechter so leicht über alle Gränzen ausschweift, ist auch die Eifersucht der Mannes- und Frauenspersonen viel heftiger. Dort verbietet sie den Weibern, mit offenen Gesichte zu erscheinen, und schließt sie in einsame Harems ein. Doch kann es auch noch einen andern Grund von den verschiedenen Graden der Eifersucht zwischen den nordlichen und südlichen Erdbewohnern geben, als das Clima. Die Frauen der Samojeden, Zemblaner, Boromdier, Lappen, Grönländer und Esquimaux sind sehr häßlich, und flößen leichter einen Ekel als eine Zuneigung gegen sie ein, die Männer derselben haben also keine Ursach, eifersüchtig auf sie zu werden, sondern können es als eine Ehre ansehn, wenn ihre schmutzigen und häßlichen Geschenke nicht zurück gewiesen werden. Hingegen zeichnen sich die Weiber der Türken, Perser und Chineser, wo die Jalousie oft bis zu den lächerlichsten Narrheiten steigt, durch eine blendende


der physischen, theils moralischen Natur und in den aͤußern Verhaͤltnissen unsrer Lage ihren Grund haben. Das Clima hat einen sichtbaren Einfluß auf diese Leidenschaft. Jn den kaͤltern Zonen der Erde, wo das Blut der Bewohner sehr frostig ist, und die Kaͤlte die Lebhaftigkeit zaͤrtlicher Empfindungen hindert, biethen die Maͤnner ihre Frauen den ankommenden Fremden freiwillig an, und nehmen es sehr uͤbel, wenn man sie verschmaͤhet; im Orient hingegen wo die Hitze des Bluts viel groͤßer ist, und die Liebe beider Geschlechter so leicht uͤber alle Graͤnzen ausschweift, ist auch die Eifersucht der Mannes- und Frauenspersonen viel heftiger. Dort verbietet sie den Weibern, mit offenen Gesichte zu erscheinen, und schließt sie in einsame Harems ein. Doch kann es auch noch einen andern Grund von den verschiedenen Graden der Eifersucht zwischen den nordlichen und suͤdlichen Erdbewohnern geben, als das Clima. Die Frauen der Samojeden, Zemblaner, Boromdier, Lappen, Groͤnlaͤnder und Esquimaux sind sehr haͤßlich, und floͤßen leichter einen Ekel als eine Zuneigung gegen sie ein, die Maͤnner derselben haben also keine Ursach, eifersuͤchtig auf sie zu werden, sondern koͤnnen es als eine Ehre ansehn, wenn ihre schmutzigen und haͤßlichen Geschenke nicht zuruͤck gewiesen werden. Hingegen zeichnen sich die Weiber der Tuͤrken, Perser und Chineser, wo die Jalousie oft bis zu den laͤcherlichsten Narrheiten steigt, durch eine blendende

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[60/0060] der physischen, theils moralischen Natur und in den aͤußern Verhaͤltnissen unsrer Lage ihren Grund haben. Das Clima hat einen sichtbaren Einfluß auf diese Leidenschaft. Jn den kaͤltern Zonen der Erde, wo das Blut der Bewohner sehr frostig ist, und die Kaͤlte die Lebhaftigkeit zaͤrtlicher Empfindungen hindert, biethen die Maͤnner ihre Frauen den ankommenden Fremden freiwillig an, und nehmen es sehr uͤbel, wenn man sie verschmaͤhet; im Orient hingegen wo die Hitze des Bluts viel groͤßer ist, und die Liebe beider Geschlechter so leicht uͤber alle Graͤnzen ausschweift, ist auch die Eifersucht der Mannes- und Frauenspersonen viel heftiger. Dort verbietet sie den Weibern, mit offenen Gesichte zu erscheinen, und schließt sie in einsame Harems ein. Doch kann es auch noch einen andern Grund von den verschiedenen Graden der Eifersucht zwischen den nordlichen und suͤdlichen Erdbewohnern geben, als das Clima. Die Frauen der Samojeden, Zemblaner, Boromdier, Lappen, Groͤnlaͤnder und Esquimaux sind sehr haͤßlich, und floͤßen leichter einen Ekel als eine Zuneigung gegen sie ein, die Maͤnner derselben haben also keine Ursach, eifersuͤchtig auf sie zu werden, sondern koͤnnen es als eine Ehre ansehn, wenn ihre schmutzigen und haͤßlichen Geschenke nicht zuruͤck gewiesen werden. Hingegen zeichnen sich die Weiber der Tuͤrken, Perser und Chineser, wo die Jalousie oft bis zu den laͤcherlichsten Narrheiten steigt, durch eine blendende

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/60>, abgerufen am 25.11.2024.