Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0033" n="33"/><lb/> auch niemand, daß er es gewesen, an ihm vermerket, alle Vermuthung, daß sein Verstand den Reizungen seines boͤsen Willens zu widerstehn, wenn nur Jnquisit es thun wollen, unvermoͤgend und nicht genugsam gewachsen gewesen, gaͤnzlich hinweg faͤllt; vielmehr Jnquisit mit andern grober Missethat Schuldigen gemein hat, daß, anstatt, was er sich vorgenommen, wohl zu pruͤfen und sodann den sanften Leitungen des das Unternehmen verwerfenden und <choice><corr>mißbilligenden</corr><sic>mißbilligen</sic></choice> Verstandes zu folgen, er mit gaͤnzlicher Beiseitsetzung dessen, wessen selbiger ihn belehret, lediglich von den uͤbereilten Trieben eines durch Leidenschaften aufgebrachten und verderbten Willens sich uͤberwinden und von ihm hinreissen lassen; anbei daß Jnquisit, als ein siebenzigjaͤhriger Greiß, dem das Alter als ein Vorbote des sich ihm naͤhernden Todes vermittelst Blindheit die Augen gleichsam bereits zugedrukt, und der mithin der Hitze aufwallender Gemuͤthsbewegungen weniger Herrschaft uͤber sich einraͤumen sollen, eines anstaͤndigern Abschieds aus dieser Zeitlichkeit sich nicht beflissen, dargegen auf so schaͤndliche Art seinem Tode zugeeilet; als ein an die 39 Jahr im Priester-Amte stehender Prediger goͤttlichen Worts, die in diesem vorgeschriebene, und ohne Zweifel, solche Zeit uͤber, andern gepredigte Zaͤhmung des boͤsen Willens und Daͤmpfungen der aufsteigenden suͤndlichen Begierden und Trieben selbst nicht beobachtet, noch die Gruͤnde, die er wieder das Mißtrauen in die goͤttliche Vorsorge und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0033]
auch niemand, daß er es gewesen, an ihm vermerket, alle Vermuthung, daß sein Verstand den Reizungen seines boͤsen Willens zu widerstehn, wenn nur Jnquisit es thun wollen, unvermoͤgend und nicht genugsam gewachsen gewesen, gaͤnzlich hinweg faͤllt; vielmehr Jnquisit mit andern grober Missethat Schuldigen gemein hat, daß, anstatt, was er sich vorgenommen, wohl zu pruͤfen und sodann den sanften Leitungen des das Unternehmen verwerfenden und mißbilligenden Verstandes zu folgen, er mit gaͤnzlicher Beiseitsetzung dessen, wessen selbiger ihn belehret, lediglich von den uͤbereilten Trieben eines durch Leidenschaften aufgebrachten und verderbten Willens sich uͤberwinden und von ihm hinreissen lassen; anbei daß Jnquisit, als ein siebenzigjaͤhriger Greiß, dem das Alter als ein Vorbote des sich ihm naͤhernden Todes vermittelst Blindheit die Augen gleichsam bereits zugedrukt, und der mithin der Hitze aufwallender Gemuͤthsbewegungen weniger Herrschaft uͤber sich einraͤumen sollen, eines anstaͤndigern Abschieds aus dieser Zeitlichkeit sich nicht beflissen, dargegen auf so schaͤndliche Art seinem Tode zugeeilet; als ein an die 39 Jahr im Priester-Amte stehender Prediger goͤttlichen Worts, die in diesem vorgeschriebene, und ohne Zweifel, solche Zeit uͤber, andern gepredigte Zaͤhmung des boͤsen Willens und Daͤmpfungen der aufsteigenden suͤndlichen Begierden und Trieben selbst nicht beobachtet, noch die Gruͤnde, die er wieder das Mißtrauen in die goͤttliche Vorsorge und
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