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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.

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Vater brummte den Baß darein. Kurz, nichts schien zu fehlen, uns diesen Tag zu einem Festtag zu machen. Jch bemerkte an Franz nichts, als eine Fröhlichkeit, die bis an Muthwillen gränzte, doch immer in den Schranken des Wohlstandes blieb.

Es war einer der schönsten Frühlingstage. Jch schlug daher gegen Abend der ganzen Gesellschaft einen Spaziergang vor. Der Vorschlag ward mit einstimmendem Jubel angenommen. Wir besuchten einige Gärten und giengen dann in der prächtigen Allee nicht weit von meinem Hause im Abendstral lustwandeln.

Franz blieb immer bey mir und bey seinem Vater, und sprach mit Entusiasmus von seinen Planen, und von den Freuden die er sich in der Zukunft ausersehen hätte. Jch merkte, daß der Wein stark auf seine Lebensgeister gewürkt hatte, schnitt daher seine Reden ab, wo ich konnte, suchte ihn selbst mit ähnlichen Gesprächen über die Träume meiner Jugend zu unterhalten, und flisterte dem Vater zu, seinen Sohn so wenig als möglich zum Wort kommen zu lassen, weil ihm des Weins wegen zu vieles Reden höchst schädlich werden könnte.

Wir hatten die Allee eben einmal durchlaufen und waren auf dem Rückweg begriffen, als Franz


Vater brummte den Baß darein. Kurz, nichts schien zu fehlen, uns diesen Tag zu einem Festtag zu machen. Jch bemerkte an Franz nichts, als eine Froͤhlichkeit, die bis an Muthwillen graͤnzte, doch immer in den Schranken des Wohlstandes blieb.

Es war einer der schoͤnsten Fruͤhlingstage. Jch schlug daher gegen Abend der ganzen Gesellschaft einen Spaziergang vor. Der Vorschlag ward mit einstimmendem Jubel angenommen. Wir besuchten einige Gaͤrten und giengen dann in der praͤchtigen Allee nicht weit von meinem Hause im Abendstral lustwandeln.

Franz blieb immer bey mir und bey seinem Vater, und sprach mit Entusiasmus von seinen Planen, und von den Freuden die er sich in der Zukunft ausersehen haͤtte. Jch merkte, daß der Wein stark auf seine Lebensgeister gewuͤrkt hatte, schnitt daher seine Reden ab, wo ich konnte, suchte ihn selbst mit aͤhnlichen Gespraͤchen uͤber die Traͤume meiner Jugend zu unterhalten, und flisterte dem Vater zu, seinen Sohn so wenig als moͤglich zum Wort kommen zu lassen, weil ihm des Weins wegen zu vieles Reden hoͤchst schaͤdlich werden koͤnnte.

Wir hatten die Allee eben einmal durchlaufen und waren auf dem Ruͤckweg begriffen, als Franz

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[115/0115] Vater brummte den Baß darein. Kurz, nichts schien zu fehlen, uns diesen Tag zu einem Festtag zu machen. Jch bemerkte an Franz nichts, als eine Froͤhlichkeit, die bis an Muthwillen graͤnzte, doch immer in den Schranken des Wohlstandes blieb. Es war einer der schoͤnsten Fruͤhlingstage. Jch schlug daher gegen Abend der ganzen Gesellschaft einen Spaziergang vor. Der Vorschlag ward mit einstimmendem Jubel angenommen. Wir besuchten einige Gaͤrten und giengen dann in der praͤchtigen Allee nicht weit von meinem Hause im Abendstral lustwandeln. Franz blieb immer bey mir und bey seinem Vater, und sprach mit Entusiasmus von seinen Planen, und von den Freuden die er sich in der Zukunft ausersehen haͤtte. Jch merkte, daß der Wein stark auf seine Lebensgeister gewuͤrkt hatte, schnitt daher seine Reden ab, wo ich konnte, suchte ihn selbst mit aͤhnlichen Gespraͤchen uͤber die Traͤume meiner Jugend zu unterhalten, und flisterte dem Vater zu, seinen Sohn so wenig als moͤglich zum Wort kommen zu lassen, weil ihm des Weins wegen zu vieles Reden hoͤchst schaͤdlich werden koͤnnte. Wir hatten die Allee eben einmal durchlaufen und waren auf dem Ruͤckweg begriffen, als Franz

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/115>, abgerufen am 22.11.2024.