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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.

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auf Wälder, auf Rebenberge, auf Fluren, Dörfer, Triften, und Gewässer, und ich sorgte dafür, daß sein Gemach täglich mehrmals mit frischer Luft angefüllt wurde. Er liebte Nachtigallengesang bis zur Schwärmerey. Jch ließ verschiedene der besten vor seinem, und den angränzenden Fenstern aushängen. Er hatte eine intusiastische Liebe für Kinder. Jch ließ späterhin Vormittags, wo er immer am ruhigsten war, einige der Liebenswürdigsten zu ihm bringen. Kurz jede seiner ehmaligen Neigungen benuzt ich, seine Aufmerksamkeit zu fixiren, und seine Thätigkeit von dem Abgrunde ihrer Verirrung abzuleiten. Jch selbst endlich besucht' ihn des Tages wohl vier, und mehreremal. Besonders versäumt' ich die Morgenstunde nie, wenn er vom Schlaf erwachte, wo ich ihn immer als einen meiner Kranken behandelte, und mich mit ihm über leichte und angenehme Dinge unterredete. Er wurde beim Erwachen täglich ruhiger, und verträglicher, und die geringste traurige Vorstellung konnt' ihn bis zu Trähnen rühren. Jch vermied daher dergleichen Vorstellungen sorgfältig, und unterhielt ihn gewöhnlich mit interessanten Anecdoten, späterhin auch mit literarischen, und politischen Neuigkeiten, an denen er ehedem so sehr hieng. Arzeneimittel braucht' ich nur wenige, und äußerst einfache, wenn es sein Zustand eben zu erfordern schien. Anfangs lenkte er oft von den entferntesten Jdeen die ich ihm vortrug, in seine


auf Waͤlder, auf Rebenberge, auf Fluren, Doͤrfer, Triften, und Gewaͤsser, und ich sorgte dafuͤr, daß sein Gemach taͤglich mehrmals mit frischer Luft angefuͤllt wurde. Er liebte Nachtigallengesang bis zur Schwaͤrmerey. Jch ließ verschiedene der besten vor seinem, und den angraͤnzenden Fenstern aushaͤngen. Er hatte eine intusiastische Liebe fuͤr Kinder. Jch ließ spaͤterhin Vormittags, wo er immer am ruhigsten war, einige der Liebenswuͤrdigsten zu ihm bringen. Kurz jede seiner ehmaligen Neigungen benuzt ich, seine Aufmerksamkeit zu fixiren, und seine Thaͤtigkeit von dem Abgrunde ihrer Verirrung abzuleiten. Jch selbst endlich besucht' ihn des Tages wohl vier, und mehreremal. Besonders versaͤumt' ich die Morgenstunde nie, wenn er vom Schlaf erwachte, wo ich ihn immer als einen meiner Kranken behandelte, und mich mit ihm uͤber leichte und angenehme Dinge unterredete. Er wurde beim Erwachen taͤglich ruhiger, und vertraͤglicher, und die geringste traurige Vorstellung konnt' ihn bis zu Traͤhnen ruͤhren. Jch vermied daher dergleichen Vorstellungen sorgfaͤltig, und unterhielt ihn gewoͤhnlich mit interessanten Anecdoten, spaͤterhin auch mit literarischen, und politischen Neuigkeiten, an denen er ehedem so sehr hieng. Arzeneimittel braucht' ich nur wenige, und aͤußerst einfache, wenn es sein Zustand eben zu erfordern schien. Anfangs lenkte er oft von den entferntesten Jdeen die ich ihm vortrug, in seine

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[107/0107] auf Waͤlder, auf Rebenberge, auf Fluren, Doͤrfer, Triften, und Gewaͤsser, und ich sorgte dafuͤr, daß sein Gemach taͤglich mehrmals mit frischer Luft angefuͤllt wurde. Er liebte Nachtigallengesang bis zur Schwaͤrmerey. Jch ließ verschiedene der besten vor seinem, und den angraͤnzenden Fenstern aushaͤngen. Er hatte eine intusiastische Liebe fuͤr Kinder. Jch ließ spaͤterhin Vormittags, wo er immer am ruhigsten war, einige der Liebenswuͤrdigsten zu ihm bringen. Kurz jede seiner ehmaligen Neigungen benuzt ich, seine Aufmerksamkeit zu fixiren, und seine Thaͤtigkeit von dem Abgrunde ihrer Verirrung abzuleiten. Jch selbst endlich besucht' ihn des Tages wohl vier, und mehreremal. Besonders versaͤumt' ich die Morgenstunde nie, wenn er vom Schlaf erwachte, wo ich ihn immer als einen meiner Kranken behandelte, und mich mit ihm uͤber leichte und angenehme Dinge unterredete. Er wurde beim Erwachen taͤglich ruhiger, und vertraͤglicher, und die geringste traurige Vorstellung konnt' ihn bis zu Traͤhnen ruͤhren. Jch vermied daher dergleichen Vorstellungen sorgfaͤltig, und unterhielt ihn gewoͤhnlich mit interessanten Anecdoten, spaͤterhin auch mit literarischen, und politischen Neuigkeiten, an denen er ehedem so sehr hieng. Arzeneimittel braucht' ich nur wenige, und aͤußerst einfache, wenn es sein Zustand eben zu erfordern schien. Anfangs lenkte er oft von den entferntesten Jdeen die ich ihm vortrug, in seine

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/107>, abgerufen am 18.12.2024.