rechten Hand kamen. -- Nicht lange darauf hört' ich das Geräusch eines mit Brettern beladenen Wagens, als ob sie mit einmal abgeladen würden, mein Bette zitterte, und -- meine Mutter war unterdessen gestorben, weiß aber nicht, setzt er hinzu, was die Schläge bedeutet haben. Jch will das übergehn, was mir in der Mitte des Junius 1570 begegnet ist. Es kam mir vor, als wenn jemand des Nachts bei verschlossenen Thüren und Fenstern in meinem Zimmer herumwanderte." --
Alles Vorhergehende übertrift an schwärmerischer Einbildungskraft und ungewöhnlichem Unsinn folgendes.
"Wer mag wohl der Mann gewesen seyn, fragt Cardano, GirolamoCardan, welcher mir in meinem zwanzigsten Jahre den Lateinischen Apulejus verkaufte, und sogleich wieder wegging? Jch war damals nur ein einzigesmal in der (Lateinischen) Schule gewesen, hatte noch gar keine Kenntnisse in dieser Sprache erlangt, hatte den Apulejus bloß deswegen gekauft, weil er vergoldet war -- und den andern Tag darauf war ich soweit in der Lateinischen Sprache, als ich jetzt bin, hatte auch zugleich das Griechische, Spanische und Französische mit gelernt, daß ich Bücher darin lesen konnte, -- ob ich gleich von der Sprache und den grammaticalischen Regeln vorher nichts wußte. Jm
rechten Hand kamen. — Nicht lange darauf hoͤrt' ich das Geraͤusch eines mit Brettern beladenen Wagens, als ob sie mit einmal abgeladen wuͤrden, mein Bette zitterte, und — meine Mutter war unterdessen gestorben, weiß aber nicht, setzt er hinzu, was die Schlaͤge bedeutet haben. Jch will das uͤbergehn, was mir in der Mitte des Junius 1570 begegnet ist. Es kam mir vor, als wenn jemand des Nachts bei verschlossenen Thuͤren und Fenstern in meinem Zimmer herumwanderte.« —
Alles Vorhergehende uͤbertrift an schwaͤrmerischer Einbildungskraft und ungewoͤhnlichem Unsinn folgendes.
»Wer mag wohl der Mann gewesen seyn, fragt Cardano, GirolamoCardan, welcher mir in meinem zwanzigsten Jahre den Lateinischen Apulejus verkaufte, und sogleich wieder wegging? Jch war damals nur ein einzigesmal in der (Lateinischen) Schule gewesen, hatte noch gar keine Kenntnisse in dieser Sprache erlangt, hatte den Apulejus bloß deswegen gekauft, weil er vergoldet war — und den andern Tag darauf war ich soweit in der Lateinischen Sprache, als ich jetzt bin, hatte auch zugleich das Griechische, Spanische und Franzoͤsische mit gelernt, daß ich Buͤcher darin lesen konnte, — ob ich gleich von der Sprache und den grammaticalischen Regeln vorher nichts wußte. Jm
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0098"n="98"/><lb/>
rechten Hand kamen. — Nicht lange darauf hoͤrt' ich das Geraͤusch eines mit Brettern beladenen Wagens, als ob sie mit einmal abgeladen wuͤrden, mein Bette zitterte, und — meine Mutter war unterdessen gestorben, weiß aber nicht, setzt er hinzu, was die Schlaͤge bedeutet haben. Jch will das uͤbergehn, was mir in der Mitte des Junius 1570 begegnet ist. Es kam mir vor, als wenn jemand des Nachts bei verschlossenen Thuͤren und Fenstern in meinem Zimmer herumwanderte.« —</p><p>Alles Vorhergehende uͤbertrift an schwaͤrmerischer Einbildungskraft und ungewoͤhnlichem Unsinn folgendes.</p><p>»Wer mag wohl der Mann gewesen seyn, fragt <persNameref="#ref0040"><notetype="editorial">Cardano, Girolamo</note>Cardan,</persName> welcher mir in meinem zwanzigsten Jahre den Lateinischen Apulejus verkaufte, und sogleich wieder wegging? Jch war damals nur ein einzigesmal in der (Lateinischen) Schule gewesen, hatte noch gar keine Kenntnisse in dieser Sprache erlangt, hatte den Apulejus bloß deswegen gekauft, weil er vergoldet war — und den andern Tag darauf war ich soweit in der Lateinischen Sprache, als ich jetzt bin, hatte auch zugleich das Griechische, Spanische und Franzoͤsische mit gelernt, daß ich Buͤcher darin lesen konnte, — ob ich gleich von der Sprache und den grammaticalischen Regeln vorher nichts wußte. Jm<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[98/0098]
rechten Hand kamen. — Nicht lange darauf hoͤrt' ich das Geraͤusch eines mit Brettern beladenen Wagens, als ob sie mit einmal abgeladen wuͤrden, mein Bette zitterte, und — meine Mutter war unterdessen gestorben, weiß aber nicht, setzt er hinzu, was die Schlaͤge bedeutet haben. Jch will das uͤbergehn, was mir in der Mitte des Junius 1570 begegnet ist. Es kam mir vor, als wenn jemand des Nachts bei verschlossenen Thuͤren und Fenstern in meinem Zimmer herumwanderte.« —
Alles Vorhergehende uͤbertrift an schwaͤrmerischer Einbildungskraft und ungewoͤhnlichem Unsinn folgendes.
»Wer mag wohl der Mann gewesen seyn, fragt Cardan, welcher mir in meinem zwanzigsten Jahre den Lateinischen Apulejus verkaufte, und sogleich wieder wegging? Jch war damals nur ein einzigesmal in der (Lateinischen) Schule gewesen, hatte noch gar keine Kenntnisse in dieser Sprache erlangt, hatte den Apulejus bloß deswegen gekauft, weil er vergoldet war — und den andern Tag darauf war ich soweit in der Lateinischen Sprache, als ich jetzt bin, hatte auch zugleich das Griechische, Spanische und Franzoͤsische mit gelernt, daß ich Buͤcher darin lesen konnte, — ob ich gleich von der Sprache und den grammaticalischen Regeln vorher nichts wußte. Jm
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.
Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/98>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.