Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.Auf die Astrologie, welche künftige Dinge vorherzusagen lehrt, hab' ich mich mehr, als ich gesollt, gelegt, und ihr zu meinem Unglück Glauben beigemessen. Von der natürlichen Astrologie hab' ich keinen Gebrauch gemacht, denn ich habe sie erst seit drei Jahren, nämlich in einem Alter von ungefähr 71 Jahren, erlernt." "Die Wissenschaften, die ich aber wirklich verstanden habe, sind folgende: die Geometrie, Arithmetik, theoretische und praktische Medicin, die Dialektik, die natürliche Magie, das Schachspiel, die Lateinische und andre Sprachen, theoretische Musik. Die Schiffskunst hab' ich nicht gelernt, auch nicht die Kriegs- und Baukunst. -- Wenn man alle vorzügliche Wissenschaften auf sechsunddreissig rechnet: so hab' ich mich um sechsundzwanzig derselben gar nicht bekümmert, sondern nur zehn davon getrieben. Verschiedne haben mir aber eine größre Kenntniß und Erfahrung zugeschrieben, wegen der Darstellung meiner Jdeen, welche durch ein tiefes und festes Nachsinnen, und die Verbindung mit mehrern richtig verstandenen Sachen unterhalten wird. -- Zu der Anzahl jener zehn Wissenschaften rechne ich nun noch die Kenntniß sehr vieler Geschichten, welche, ob sie gleich keine eigentliche Wissenschaft ausmacht, doch viel zur Zierde dessen, was darin enthalten ist, gereicht. Jch muß noch dies hinzusetzen, indem ich zugleich einen jeden Auf die Astrologie, welche kuͤnftige Dinge vorherzusagen lehrt, hab' ich mich mehr, als ich gesollt, gelegt, und ihr zu meinem Ungluͤck Glauben beigemessen. Von der natuͤrlichen Astrologie hab' ich keinen Gebrauch gemacht, denn ich habe sie erst seit drei Jahren, naͤmlich in einem Alter von ungefaͤhr 71 Jahren, erlernt.« »Die Wissenschaften, die ich aber wirklich verstanden habe, sind folgende: die Geometrie, Arithmetik, theoretische und praktische Medicin, die Dialektik, die natuͤrliche Magie, das Schachspiel, die Lateinische und andre Sprachen, theoretische Musik. Die Schiffskunst hab' ich nicht gelernt, auch nicht die Kriegs- und Baukunst. — Wenn man alle vorzuͤgliche Wissenschaften auf sechsunddreissig rechnet: so hab' ich mich um sechsundzwanzig derselben gar nicht bekuͤmmert, sondern nur zehn davon getrieben. Verschiedne haben mir aber eine groͤßre Kenntniß und Erfahrung zugeschrieben, wegen der Darstellung meiner Jdeen, welche durch ein tiefes und festes Nachsinnen, und die Verbindung mit mehrern richtig verstandenen Sachen unterhalten wird. — Zu der Anzahl jener zehn Wissenschaften rechne ich nun noch die Kenntniß sehr vieler Geschichten, welche, ob sie gleich keine eigentliche Wissenschaft ausmacht, doch viel zur Zierde dessen, was darin enthalten ist, gereicht. Jch muß noch dies hinzusetzen, indem ich zugleich einen jeden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0089" n="89"/><lb/> <p>Auf die Astrologie, welche kuͤnftige Dinge vorherzusagen lehrt, hab' ich mich mehr, als ich gesollt, gelegt, und ihr zu meinem Ungluͤck Glauben beigemessen. Von der natuͤrlichen Astrologie hab' ich keinen Gebrauch gemacht, denn ich habe sie erst seit drei Jahren, naͤmlich in einem Alter von ungefaͤhr 71 Jahren, erlernt.«</p> <p>»Die Wissenschaften, die ich aber wirklich verstanden habe, sind folgende: die Geometrie, Arithmetik, theoretische und praktische Medicin, die Dialektik, die natuͤrliche Magie, das Schachspiel, die Lateinische und andre Sprachen, theoretische Musik. Die Schiffskunst hab' ich nicht gelernt, auch nicht die Kriegs- und Baukunst. — Wenn man alle vorzuͤgliche Wissenschaften auf sechsunddreissig rechnet: so hab' ich mich um sechsundzwanzig derselben gar nicht bekuͤmmert, sondern nur zehn davon getrieben. Verschiedne haben mir aber eine groͤßre Kenntniß und Erfahrung zugeschrieben, wegen der Darstellung meiner Jdeen, welche durch ein tiefes und festes Nachsinnen, und die Verbindung mit mehrern richtig verstandenen Sachen unterhalten wird. — Zu der Anzahl jener zehn Wissenschaften rechne ich nun noch die Kenntniß sehr vieler Geschichten, welche, ob sie gleich keine eigentliche Wissenschaft ausmacht, doch viel zur Zierde dessen, was darin enthalten ist, gereicht. Jch muß noch dies hinzusetzen, indem ich zugleich einen jeden<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0089]
Auf die Astrologie, welche kuͤnftige Dinge vorherzusagen lehrt, hab' ich mich mehr, als ich gesollt, gelegt, und ihr zu meinem Ungluͤck Glauben beigemessen. Von der natuͤrlichen Astrologie hab' ich keinen Gebrauch gemacht, denn ich habe sie erst seit drei Jahren, naͤmlich in einem Alter von ungefaͤhr 71 Jahren, erlernt.«
»Die Wissenschaften, die ich aber wirklich verstanden habe, sind folgende: die Geometrie, Arithmetik, theoretische und praktische Medicin, die Dialektik, die natuͤrliche Magie, das Schachspiel, die Lateinische und andre Sprachen, theoretische Musik. Die Schiffskunst hab' ich nicht gelernt, auch nicht die Kriegs- und Baukunst. — Wenn man alle vorzuͤgliche Wissenschaften auf sechsunddreissig rechnet: so hab' ich mich um sechsundzwanzig derselben gar nicht bekuͤmmert, sondern nur zehn davon getrieben. Verschiedne haben mir aber eine groͤßre Kenntniß und Erfahrung zugeschrieben, wegen der Darstellung meiner Jdeen, welche durch ein tiefes und festes Nachsinnen, und die Verbindung mit mehrern richtig verstandenen Sachen unterhalten wird. — Zu der Anzahl jener zehn Wissenschaften rechne ich nun noch die Kenntniß sehr vieler Geschichten, welche, ob sie gleich keine eigentliche Wissenschaft ausmacht, doch viel zur Zierde dessen, was darin enthalten ist, gereicht. Jch muß noch dies hinzusetzen, indem ich zugleich einen jeden
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/89>, abgerufen am 21.02.2025. |