Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.
Pluribus intentus minor est ad singula sensus.
Pluribus intentus minor est ad singula sensus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0088" n="88"/><lb/> zu schwer schien, desto eifriger und bis zur Narrheit hab' ich die Musik getrieben, und mich nicht minder in der Theorie <choice><corr>verloren.</corr><sic>verloren</sic></choice> Auf die Geographie, die polemische Philosophie, Moral, Jurisprudenz und Theologie hab' ich mich nicht gelegt, weil sie zu weitlaͤuftige und von meinem Plan entfernte Wissenschaften sind, und den ganzen Fleiß eines Mannes erfoderten. Jch habe aber mich doch auch mit keiner boͤsen, schaͤdlichen und eiteln Wissenschaft abgegeben, daher ich mich der Chiromantie, der Kunst Gifte zu bereiten und der Chymie, so wie auch der Physiognomie enthalten habe, weil letztere eine weitlaͤuftige, hoͤchst schwere Sache ist, ein starkes Gedaͤchtniß und scharfe Sinne noͤthig hat, die mir fehlen. Mit der Magie, welche sich auf Zaubereien gruͤndet, mit Citiren der Geister oder Verstorbenen hab' ich mich auch nicht beschaͤftigt. Unter den lobenswuͤrdigen Wissenschaften hab' ich vernachlaͤssigt die Botanik, weil mir das Gedaͤchtniß fehlte, den Ackerbau, weil man ihn mehr praktisch uͤben, als bloß im Kopfe haben muß; die Anatomie, wovon mich vieles abgeschreckt hat. Verse hab' ich auch nicht gemacht, ausser wenn es noͤthig war, und das sehr wenige. Warum moͤgen mir nun so viele Wissenschaften zugeschrieben worden seyn, woran ich nicht gedacht habe, wenn man nicht meinen Ruf in der Medicin dadurch hat <choice><corr>verringern</corr><sic>veringern</sic></choice> wollen?</p> <p rend="center"> <hi rendition="#aq">Pluribus intentus minor est ad singula sensus.</hi> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0088]
zu schwer schien, desto eifriger und bis zur Narrheit hab' ich die Musik getrieben, und mich nicht minder in der Theorie verloren. Auf die Geographie, die polemische Philosophie, Moral, Jurisprudenz und Theologie hab' ich mich nicht gelegt, weil sie zu weitlaͤuftige und von meinem Plan entfernte Wissenschaften sind, und den ganzen Fleiß eines Mannes erfoderten. Jch habe aber mich doch auch mit keiner boͤsen, schaͤdlichen und eiteln Wissenschaft abgegeben, daher ich mich der Chiromantie, der Kunst Gifte zu bereiten und der Chymie, so wie auch der Physiognomie enthalten habe, weil letztere eine weitlaͤuftige, hoͤchst schwere Sache ist, ein starkes Gedaͤchtniß und scharfe Sinne noͤthig hat, die mir fehlen. Mit der Magie, welche sich auf Zaubereien gruͤndet, mit Citiren der Geister oder Verstorbenen hab' ich mich auch nicht beschaͤftigt. Unter den lobenswuͤrdigen Wissenschaften hab' ich vernachlaͤssigt die Botanik, weil mir das Gedaͤchtniß fehlte, den Ackerbau, weil man ihn mehr praktisch uͤben, als bloß im Kopfe haben muß; die Anatomie, wovon mich vieles abgeschreckt hat. Verse hab' ich auch nicht gemacht, ausser wenn es noͤthig war, und das sehr wenige. Warum moͤgen mir nun so viele Wissenschaften zugeschrieben worden seyn, woran ich nicht gedacht habe, wenn man nicht meinen Ruf in der Medicin dadurch hat verringern wollen?
Pluribus intentus minor est ad singula sensus.
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