Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite


und wie es ihnen gelang, durch die Stimme der Vernunft das Gewicht der Leidenschaft zu unterdrücken. Je genauer dergleichen Schilderungen wären, je nutzbarer würden sie seyn, und je leichter würden andere Menschen in ähnlichen Lagen dadurch zu gleichen Siegen über ihre Fehler vermogt werden. Wir werden selten dadurch zu einer moralischen Besserung gebracht, wenn man uns gradezu die Mittel und Regeln vorschreiben will. Stärker und mächtiger würken auf uns Beispiele und Schilderungen von andern Personen, worin wir uns gleichsam wie in einem Spiegel erblicken, und ohne daß sie an uns gerichtet zu seyn scheinen, uns nicht selten die edelsten Entschliessungen ablocken.

Jch bitte und ermuntre die bisherigen Mitarbeiter dieses Magazins, in ihrem Kreise, in ihrem Umgange und ihren Verhältnissen auf die Mittel aufmerksam zu seyn, wodurch Menschen von verjährten Fehlern des Herzens zurückkamen, oder auch davor bewahrt wurden, und jede ihrer Beobachtungen und Entdeckungen wird gewiß den Lesern der Erfahrungsseelenkunde äußerst willkommen seyn.

P.



und wie es ihnen gelang, durch die Stimme der Vernunft das Gewicht der Leidenschaft zu unterdruͤcken. Je genauer dergleichen Schilderungen waͤren, je nutzbarer wuͤrden sie seyn, und je leichter wuͤrden andere Menschen in aͤhnlichen Lagen dadurch zu gleichen Siegen uͤber ihre Fehler vermogt werden. Wir werden selten dadurch zu einer moralischen Besserung gebracht, wenn man uns gradezu die Mittel und Regeln vorschreiben will. Staͤrker und maͤchtiger wuͤrken auf uns Beispiele und Schilderungen von andern Personen, worin wir uns gleichsam wie in einem Spiegel erblicken, und ohne daß sie an uns gerichtet zu seyn scheinen, uns nicht selten die edelsten Entschliessungen ablocken.

Jch bitte und ermuntre die bisherigen Mitarbeiter dieses Magazins, in ihrem Kreise, in ihrem Umgange und ihren Verhaͤltnissen auf die Mittel aufmerksam zu seyn, wodurch Menschen von verjaͤhrten Fehlern des Herzens zuruͤckkamen, oder auch davor bewahrt wurden, und jede ihrer Beobachtungen und Entdeckungen wird gewiß den Lesern der Erfahrungsseelenkunde aͤußerst willkommen seyn.

P.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0054" n="54"/><lb/>
und <hi rendition="#b">wie</hi> es ihnen gelang,                         durch die Stimme der Vernunft das Gewicht der Leidenschaft zu unterdru&#x0364;cken.                         Je genauer dergleichen Schilderungen wa&#x0364;ren, je nutzbarer wu&#x0364;rden sie seyn,                         und je leichter wu&#x0364;rden andere Menschen in a&#x0364;hnlichen Lagen dadurch zu                         gleichen Siegen u&#x0364;ber ihre Fehler vermogt werden. Wir werden selten dadurch                         zu einer moralischen Besserung gebracht, wenn man uns gradezu die Mittel und                         Regeln <hi rendition="#b">vorschreiben</hi> will. Sta&#x0364;rker und ma&#x0364;chtiger                         wu&#x0364;rken auf uns Beispiele und Schilderungen von andern Personen, worin wir                         uns gleichsam wie in einem Spiegel erblicken, und ohne daß sie an uns                         gerichtet zu seyn scheinen, uns nicht selten die edelsten Entschliessungen                         ablocken.</p>
          <p>Jch bitte und ermuntre die bisherigen Mitarbeiter dieses Magazins, in ihrem                         Kreise, in ihrem Umgange und ihren Verha&#x0364;ltnissen auf die Mittel aufmerksam                         zu seyn, wodurch Menschen von verja&#x0364;hrten Fehlern des Herzens zuru&#x0364;ckkamen,                         oder auch davor bewahrt wurden, und jede ihrer Beobachtungen und                         Entdeckungen wird gewiß den Lesern der Erfahrungsseelenkunde a&#x0364;ußerst                         willkommen seyn.</p>
          <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">P.</hi> </p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0054] und wie es ihnen gelang, durch die Stimme der Vernunft das Gewicht der Leidenschaft zu unterdruͤcken. Je genauer dergleichen Schilderungen waͤren, je nutzbarer wuͤrden sie seyn, und je leichter wuͤrden andere Menschen in aͤhnlichen Lagen dadurch zu gleichen Siegen uͤber ihre Fehler vermogt werden. Wir werden selten dadurch zu einer moralischen Besserung gebracht, wenn man uns gradezu die Mittel und Regeln vorschreiben will. Staͤrker und maͤchtiger wuͤrken auf uns Beispiele und Schilderungen von andern Personen, worin wir uns gleichsam wie in einem Spiegel erblicken, und ohne daß sie an uns gerichtet zu seyn scheinen, uns nicht selten die edelsten Entschliessungen ablocken. Jch bitte und ermuntre die bisherigen Mitarbeiter dieses Magazins, in ihrem Kreise, in ihrem Umgange und ihren Verhaͤltnissen auf die Mittel aufmerksam zu seyn, wodurch Menschen von verjaͤhrten Fehlern des Herzens zuruͤckkamen, oder auch davor bewahrt wurden, und jede ihrer Beobachtungen und Entdeckungen wird gewiß den Lesern der Erfahrungsseelenkunde aͤußerst willkommen seyn. P.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/54
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/54>, abgerufen am 22.11.2024.