Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.
P. Madam Beuter, welche sich jezt zu Lindau am Bodensee aufhält, nachdem sie vorher in Augs-
P. Madam Beuter, welche sich jezt zu Lindau am Bodensee aufhaͤlt, nachdem sie vorher in Augs- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0038" n="36"/><lb/> koͤnnen.</hi> Der vornehmste Grund von solchen aberglaͤubischen und schwaͤrmerischen Meinungen liegt theils in der so grossen Neigung des Menschen zum Wunderbaren; theils auch, und vornehmlich darin, daß wir unsere Kinder damit von Jugend auf unterhalten, und ihnen die Lesung gewisser Buͤcher zur Pflicht machen, worin dergleichen Erscheinungen Gottes, der Engel und Teufel fast auf allen Seiten vorkommen. Man wird vergeblich wider den Aberglauben und die Schwaͤrmerei predigen, so lange dergleichen geistervolle Schriften nicht behutsamer der Jugend uͤberreicht, und deutlicher, als gemeiniglich geschieht, erklaͤrt werden. – »Was diesem und jenem Mann in vorigen Zeiten geschahe, kann auch sich mir besonders naͤhern!« Was ist natuͤrlicher, als daß solche Gedanken bei einer nur etwas lebhaften, durch Religionsempfindelei verschrobenen, Phantasie in uns entstehen koͤnnen! Was natuͤrlicher, da diese Gedanken die menschliche Eitelkeit so sehr naͤhren, uns uͤber andere Menschen erheben, und ein gewisses behaͤgliches Gefuͤhl von Gluͤckseligkeit erzeugen, das allen Schwaͤrmern bei ihren Phantasien so eigen ist!</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>P.</persName> </hi> </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Madam <hi rendition="#b">Beuter,</hi> welche sich jezt zu Lindau am Bodensee aufhaͤlt, nachdem sie vorher in Augs-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0038]
koͤnnen. Der vornehmste Grund von solchen aberglaͤubischen und schwaͤrmerischen Meinungen liegt theils in der so grossen Neigung des Menschen zum Wunderbaren; theils auch, und vornehmlich darin, daß wir unsere Kinder damit von Jugend auf unterhalten, und ihnen die Lesung gewisser Buͤcher zur Pflicht machen, worin dergleichen Erscheinungen Gottes, der Engel und Teufel fast auf allen Seiten vorkommen. Man wird vergeblich wider den Aberglauben und die Schwaͤrmerei predigen, so lange dergleichen geistervolle Schriften nicht behutsamer der Jugend uͤberreicht, und deutlicher, als gemeiniglich geschieht, erklaͤrt werden. – »Was diesem und jenem Mann in vorigen Zeiten geschahe, kann auch sich mir besonders naͤhern!« Was ist natuͤrlicher, als daß solche Gedanken bei einer nur etwas lebhaften, durch Religionsempfindelei verschrobenen, Phantasie in uns entstehen koͤnnen! Was natuͤrlicher, da diese Gedanken die menschliche Eitelkeit so sehr naͤhren, uns uͤber andere Menschen erheben, und ein gewisses behaͤgliches Gefuͤhl von Gluͤckseligkeit erzeugen, das allen Schwaͤrmern bei ihren Phantasien so eigen ist!
P.
Madam Beuter, welche sich jezt zu Lindau am Bodensee aufhaͤlt, nachdem sie vorher in Augs-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |