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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

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Der magnetische Somnambulisme ist nach allem Betracht nichts als Charlatanerie, der uns hier für eben nichts mehr als eine solche -- wie jedes andere Hirngespinst der Schwärmerey und des Betrugs gelten darf; beiden ihr Symbol ist: Croyez et voulez. Solche Chimären seyen von jedem Wahrheitsfreund weit entfernt; so wie man überhaupt auf diesen schlüpfrigen Wegen nie behutsam genug seyn kann.

Melden eines Sterbenden.

Hr. H** hatte als Director der Normalschulen in N** einen Knaben, den er vorzüglich liebte. Der Knab ward krank. Hr. H** besuchte ihn in seiner Krankheit, die etwa zehn Tage dauerte, ohngefähr viermal. An dem Tage, an welchem er verschied, ließ er sich noch an das Fenster bringen, da eben die Prozession vorbeyging, um seinen Hrn. Director und seine Mitschüler noch einmal zu sehen. Hr. H** kam spät nach Hause, begab sich in sein Schlafzimmer, nahm ein Buch, um noch etwas zu lesen; endlich legt er sich in's Bett, ließ das Licht brennen, und wollte noch fortlesen.

Es war um halb zwölf Uhr als drey Schläge an die verschlossene Thüre geschahen. Hr. H., da er nicht denken konnte, daß Jemand so spät noch zu ihm verlangte, blieb stille. Ueber eine Weile schlug


Der magnetische Somnambulisme ist nach allem Betracht nichts als Charlatanerie, der uns hier fuͤr eben nichts mehr als eine solche — wie jedes andere Hirngespinst der Schwaͤrmerey und des Betrugs gelten darf; beiden ihr Symbol ist: Croyez et voulez. Solche Chimaͤren seyen von jedem Wahrheitsfreund weit entfernt; so wie man uͤberhaupt auf diesen schluͤpfrigen Wegen nie behutsam genug seyn kann.

Melden eines Sterbenden.

Hr. H** hatte als Director der Normalschulen in N** einen Knaben, den er vorzuͤglich liebte. Der Knab ward krank. Hr. H** besuchte ihn in seiner Krankheit, die etwa zehn Tage dauerte, ohngefaͤhr viermal. An dem Tage, an welchem er verschied, ließ er sich noch an das Fenster bringen, da eben die Prozession vorbeyging, um seinen Hrn. Director und seine Mitschuͤler noch einmal zu sehen. Hr. H** kam spaͤt nach Hause, begab sich in sein Schlafzimmer, nahm ein Buch, um noch etwas zu lesen; endlich legt er sich in's Bett, ließ das Licht brennen, und wollte noch fortlesen.

Es war um halb zwoͤlf Uhr als drey Schlaͤge an die verschlossene Thuͤre geschahen. Hr. H., da er nicht denken konnte, daß Jemand so spaͤt noch zu ihm verlangte, blieb stille. Ueber eine Weile schlug

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[93/0093] Der magnetische Somnambulisme ist nach allem Betracht nichts als Charlatanerie, der uns hier fuͤr eben nichts mehr als eine solche — wie jedes andere Hirngespinst der Schwaͤrmerey und des Betrugs gelten darf; beiden ihr Symbol ist: Croyez et voulez. Solche Chimaͤren seyen von jedem Wahrheitsfreund weit entfernt; so wie man uͤberhaupt auf diesen schluͤpfrigen Wegen nie behutsam genug seyn kann. Melden eines Sterbenden. Hr. H** hatte als Director der Normalschulen in N** einen Knaben, den er vorzuͤglich liebte. Der Knab ward krank. Hr. H** besuchte ihn in seiner Krankheit, die etwa zehn Tage dauerte, ohngefaͤhr viermal. An dem Tage, an welchem er verschied, ließ er sich noch an das Fenster bringen, da eben die Prozession vorbeyging, um seinen Hrn. Director und seine Mitschuͤler noch einmal zu sehen. Hr. H** kam spaͤt nach Hause, begab sich in sein Schlafzimmer, nahm ein Buch, um noch etwas zu lesen; endlich legt er sich in's Bett, ließ das Licht brennen, und wollte noch fortlesen. Es war um halb zwoͤlf Uhr als drey Schlaͤge an die verschlossene Thuͤre geschahen. Hr. H., da er nicht denken konnte, daß Jemand so spaͤt noch zu ihm verlangte, blieb stille. Ueber eine Weile schlug

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/93>, abgerufen am 24.11.2024.