bensgrade fort. Ohne Sprache, würde der Greiß wohl mehr als das lallende Kind in der Wiege seyn? würde der Mensch wohl viel zum Voraus vor dem Orangoutang und desselben Handlungstrieb haben? Dies ist freylich nur Frage --Frage wie die: ob Sprache wirklich ein zuverläßiges --wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Menschen und Thiere ist? aber aus Mangel der Sprache einem Thier das Menschliche absprechen, wäre das eben darum nicht zu viel geschlossen? Sprache ist ein durch die gesellschaftliche Lebensverbindung erst nothwendig gemachtes Bedürfniß, und sonst keine, als nur eine durch Despotie eingeschränkte aber erzwungene und dringende Zweckensphäre mußte nothwendig an der Sprache, besonders an der Stimmsprache, eine Stütze finden.
Schlichting, Johann Ludwig AdamJ. L. A. Schlichting. Alumnus im K. K. General-Seminarium in Wien.
bensgrade fort. Ohne Sprache, wuͤrde der Greiß wohl mehr als das lallende Kind in der Wiege seyn? wuͤrde der Mensch wohl viel zum Voraus vor dem Orangoutang und desselben Handlungstrieb haben? Dies ist freylich nur Frage —Frage wie die: ob Sprache wirklich ein zuverlaͤßiges —wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Menschen und Thiere ist? aber aus Mangel der Sprache einem Thier das Menschliche absprechen, waͤre das eben darum nicht zu viel geschlossen? Sprache ist ein durch die gesellschaftliche Lebensverbindung erst nothwendig gemachtes Beduͤrfniß, und sonst keine, als nur eine durch Despotie eingeschraͤnkte aber erzwungene und dringende Zweckensphaͤre mußte nothwendig an der Sprache, besonders an der Stimmsprache, eine Stuͤtze finden.
Schlichting, Johann Ludwig AdamJ. L. A. Schlichting. Alumnus im K. K. General-Seminarium in Wien.
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bensgrade fort. Ohne Sprache, wuͤrde der Greiß wohl mehr als das lallende Kind in der Wiege seyn? wuͤrde der Mensch wohl viel zum Voraus vor dem Orangoutang und desselben Handlungstrieb haben? Dies ist freylich nur Frage —Frage wie die: ob Sprache wirklich ein zuverlaͤßiges —wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Menschen und Thiere ist? aber aus Mangel der Sprache einem Thier das Menschliche absprechen, waͤre das eben darum nicht zu viel geschlossen? Sprache ist ein durch die gesellschaftliche Lebensverbindung erst nothwendig gemachtes Beduͤrfniß, und sonst keine, als nur eine durch Despotie eingeschraͤnkte aber erzwungene und dringende <hirendition="#b">Zweckensphaͤre</hi> mußte nothwendig an der Sprache, besonders an der Stimmsprache, eine Stuͤtze finden.</p><prendition="#right"><hirendition="#b"><persNameref="#ref0006"><notetype="editorial">Schlichting, Johann Ludwig Adam</note>J. L. A. Schlichting.</persName></hi><lb/>
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bensgrade fort. Ohne Sprache, wuͤrde der Greiß wohl mehr als das lallende Kind in der Wiege seyn? wuͤrde der Mensch wohl viel zum Voraus vor dem Orangoutang und desselben Handlungstrieb haben? Dies ist freylich nur Frage —Frage wie die: ob Sprache wirklich ein zuverlaͤßiges —wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Menschen und Thiere ist? aber aus Mangel der Sprache einem Thier das Menschliche absprechen, waͤre das eben darum nicht zu viel geschlossen? Sprache ist ein durch die gesellschaftliche Lebensverbindung erst nothwendig gemachtes Beduͤrfniß, und sonst keine, als nur eine durch Despotie eingeschraͤnkte aber erzwungene und dringende Zweckensphaͤre mußte nothwendig an der Sprache, besonders an der Stimmsprache, eine Stuͤtze finden.
J. L. A. Schlichting.
Alumnus im K. K. General-Seminarium
in Wien.
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/90>, abgerufen am 16.02.2025.
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